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Satire / Politthriller
Südkorea 2005
Alternative Titel Geuddae geusaramdeul; 그때 그사람들

Regie Sang-soo Im
Drehbuch Sang-soo Im
Darsteller Yun-shik Baek, Suk-kyu Han, Jae-ho Song, Won-jung Jeong

Zuschauer 1'058'000
Länge
102 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 14.6.05
©  Bilder MKB Pictures, Screenshots molodezhnaja


STORY
1961 kommt Major-General Chung-hee Park (Jae-ho Song) in Südkorea durch einen Putsch an die Macht und regiert das land 18 Jahre lang mit quasi-diktatorischen Vollmachten. 1978 schlug er Demokratie-Proteste von Studenten nieder. Am 26. Oktober 1979 wird er ermordet. Was geschah an dem Tag? Park und einige seiner engsten Vertrauten vergnügten sich mit zwei Damen (Eun-ji Jo, Yoon-ah Kim) in einem vom Geheimdienst KCIA abgeschirmten Haus. Doch ausgerechnet KCIA-Director Jae-kyu Kim (Yun-shik Baek) nutzte die Gunst der Stunde und versammelte seine Getreuen um KCIA-Chief Ju (Suk-kyu Han) und Oberst Min um sich - und erschiesst Park.

 

REVIEW
Vor diesem Film muss ich kapitulieren. Es will mir nicht in den Kopf, wieso er zu solchem Ruhm kam. Jede Kritik, die ich gelesen habe, lobt ihn - und ich konnte einfach überhaupt nichts mit ihm anfangen. Als Kritiker soll man sowas nicht tun, aber ich muss es trotzdem der Review voranstellen: Ignoriert meine Bewertung, ich liege offensichtlich komplett falsch. All die anderen können ja gar nicht irren, oder? In dem Fall bin ich es. Ich mag den Film nicht. Und dies nicht, weil er schlecht gemacht wäre (er ist fantastisch inszeniert), sondern weil er nichts aber auch gar nichts in mir auslöste.

Er funktionierte nicht als Satire. Ich sah durchaus, was lustig oder zynisch sein sollte - aber entweder ist es zu flapsig gezeigt oder nicht bissig genug. Dass der koreanische Präsident oft japanisch redet, ist sehr subversiv, ebenso der Umstand, dass er eigentlich ein Volltrottel ist, der höchstens an Sex und Lieder denkt. Selbst sein Abgang in der Filmmitte ist komisch, weil er sich so kindlich-weinerlich aufführt. Und die Einführung des neuen Staatschefs findet vor der nur mit einem Hut bedeckten Leiche Parks statt. Mit all diesen Giftpfeilen hat Regisseur Sang-soo Im (A Good Lawyer's Wife, Tears) die Weste des umstrittenen Park Chung-hee herrlich besudelt, was in einer Zeit, in der Parks Tochter die mitte-rechts-Opposition des Landes anführt, zusätzlichen Zündstoff bekommt. Aber ich fands trotzdem nicht umwerfend. Ebenso wenig die Ironie, dass eine waffenstarre Führung durch ihre eigenen Waffen umkam, oder dass der Aufstandsführer seine Tat eher aus einer Laune als aus staatspolitischer Raison getan hat. All dies hat schwarzen Humor, hat Ironie und ganz besonders subversiven Witz. Aber dieser erreicht nie einen Siedepunkt, wo ich sagen musste, doch, das ist genial. Kein einziger Moment reichte an bessere Politsatiren wie "Dr. Strangelove" heran. Keiner.

Warum der Film soviel Aufmerksamkeit bekam, liegt vielleicht eher im historischen Bereich. Ims radikale Beschmutzung des diktatorischen Staatschefs Park ging nämlich ursprünglich noch weiter und umfasste dokumentarische Sequenzen. Ein Gericht befand jedoch, damit würden für die Zuschauer Wahrheit und Fiktion zu sehr vermischt, worauf Im die Szenen cutten musste und weltweit nicht zeigen darf. Etwa drei Minuten lang zeigt er am Anfang und am Ende deshalb schwarzes Bild mit kurzen Text-Einblendungen. Ohne diese Dok-Bilder verliert der Film gänzlich seine Aussage und löst nichts aus. Dass Park umstritten war, weiss jeder, der sich etwas mit Koreas Geschichte befasst. Und wenn man über seine schlimmeren Taten Bescheid wissen will, dann ist man mit The President's Barber besser bedient. Der ist sehr melodramatisch und hat nicht den künstlerischen Anspruch von "The President's Last Bang", deshalb bekam er die schwächeren Kritiken. Aber es ist trotzdem der bessere, der lehrerreichere und der witzigere Film.

"The President's Last Bang" trumpft lediglich bei der Inszenierung. Fantastische Kameraarbeit ist das A und O des Looks. Das Framing ist brillant und die Farbgebung edelst. Die Musik dazu ist ein Genuss für die Ohren, das Erzähltempo ist solide. Die Schauspieler sind absolut fantastisch, vor allem Jae-ho Song (Memories of Murder) und Suk-kyu Han (The Scarlet Letter) - doch da beginnen die Probleme: Ihre Figuren sind schwach gezeichnet. Keine, vielleicht mit der Ausnahme von Director Kim, haben eine wahnsinnig wichtige dramaturgische Funktion im Film. Und niemand dient dem Zuschauer auch nur halbwegs als Identifikation. Den Zugang zu finden, erschwert Im noch zusätzlich, indem er seinen Film so distanziert präsentiert. "Deadpan" nennen das die Amis so schön. Das ist für eine Satire dieser Art vielleicht der richtige Ansatz, aber der Effekt bei mir war gleich null. Ich sah die schönen Bilder, die nuancierten Darbietungen und die Seitenhiebe auf Koreas Geschichte. Und alles ging an mir regungslos vorbei. Sogar eine Gewaltorgie zur Filmmitte.

Was für ein Fazit ihr daraus zieht, überlasse ich euch. Es gibt manchmal Filme, von denen man weiss, dass die alle gut finden - aber bei einem selber hats nicht "klick" gemacht. Dann wäre "The President's Last Bang" ein solcher Fall für mich. Normalerweise, wenn ich aus dem Gros der Reviewer ausschere (sagen wir mal: 2046), dann finde ich Kritiken, die mir zustimmen. Und ich kann mir denken, wieso ihn alle anderen so genial finden. Hier blick ich diesbezüglich nicht durch. Eben: Er ist schön gemacht und subversiv. Aber reicht das? Erwartet man nicht mehr von einem Film? Mehr Substanz? Mehr Antworten? Mehr Witz? Mehr Tiefgang? Mehr Aussage? Mehr Plot? Ein besseres Ende? Ich sah davon zu wenig. Und deshalb habe ich kapituliert. Euch gönne ich trotzdem 102 tolle Filmminuten.

 

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Südkorea, Code 3, NTSC
Anamorphic Widescreen
Koreanisch Dolby Digital 5.1 und 2.0 mit englischen und koreanischen Untertiteln.
(Koreanische DVD out of print)

 

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