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2006
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Drama
Südkorea 2006
Alternative Titel
Orae-doen jeongwon;
오래된 정원
Regie Sang-soo
Im
Drehbuch Sang-soo Im nach dem Roman von
Sok-yong Hwang
Darsteller Jin-hee Ji, Jung-ah Yum, Yu-ri Kim, Eun Seong, Hee-seok Yun
Zuschauer
136'218
Länge 112 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 26.4.07
© Bilder Lotte Entertainment,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Nach 17 Jahren im Gefängnis wird der Demokratiekämpfer Hyun-woo Oh (Jin-hee Ji)
freigelassen. Er erfährt, dass seine grosse Liebe Yoon-hee Han (Jung-ah Yum) an
Krebs gestorben ist. Auf dem Land schwelgt er in Erinnerungen an ihre Liebe,
gestützt durch ihre Tagebücher: Er, der kämpferische Sozialist, und sie, die
Kunstmalerin, verliebten sich in jener turbulenten Zeit und gerieten mitten
hinein in die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung.
REVIEW
Ich gehöre zu einer kleinen Minderheit von
Leuten, die The President's Last Bang nicht
überragend fanden. Das gefällt mir so überhaupt nicht, schliesslich möchte ich
jeden Film mögen (sieht man mal vom üblichen Schund à la Seagal und Norris ab) und
daher habe ich das Gefühl, als sei mir etwas entgangen. Schlimmer noch: Meine
Gleichgültigkeit gegenüber jenem Film disqualifiziert mich wohl auch gleich für
eine Kritik von Sang-soo Ims neuem Werk, der, Ironie des Schicksals, noch eine
gehörige Portion schwächer ist als der Vorgänger. Mag sein, dass ich damit
abermals daneben haue, doch "The Old Garden" ist ein ungelenk inszeniertes
Drama, das die an sich interessante Vorlage (den Roman
Der ferne Garten von
Sok-yong Hwang) zum holprigen Mischmasch aus halbherziger Politaufarbeitung und zäher Romanze vereint.
Vor allem Letzteres ruinierte mir den halben Film. Die Chemie zwischen dem steifen Jin-hee Li (Bewitching Attraction) und der kühlen Jung-ah Yum (A Tale of Two Sisters) will einfach nicht in Schwung kommen, ihrer Beziehung fehlt es an allem. Daher verpufft auch die Wehmut in den Erinnerungen an diese Liebe. Wenn schon die Liebe selbst nichts auslöst, wie sollen es dann die Erinnerungen daran? Mein Missfallen mit diesem Aspekt des Films geht nicht nur auf das zögerliche Spiel der beiden Akteure zurück, sondern auf Ims schwerfällige Inszenierung: Das ständige Hin und Her zwischen den Zeitebenen bringt dem Film dramaturgisch überhaupt nichts, sondern reisst einen nur immer wieder aus den Ereignissen. Zudem ist gegen eine subtil entwickelte und emotional nur angerissene Darstellung einer Beziehung zwar nichts einzuwenden, doch Im verpasst fast jede Chance, ihr Leben und Gefühle einzuhauchen, auf die er in späteren Szenen zurückgreifen könnte.
Der politische Aspekt von "The Old Garden", in den Im autobiografische Elemente einfliessen lassen konnte, schneidet etwas besser ab: "The Old Garden" knüpft fast nahtlos an The President's Last Bang an, denn mit der Ermordung von Präsident Chung-hee Park im Jahr 1979 folgte nur eine kurze Zeit der Hoffnung unter Präsident Kyu-hah Choi, bevor Major General Doo-hwan Chun die Macht an sich riss. Er rief das Kriegsrecht aus, was im Mai 1980 zu Studentenunruhen führte. Chun schlug sie brutal nieder, unter anderem im Gwangju-Massaker, das über 200 Menschenleben forderte. Dieses Massaker ist im koreanischen Bewusstsein verankert, weshalb es für Im auch nicht nötig ist, durch Texttafeln oder Ähnliches, das Setting klar zu machen. Für Nichtkoreaner wäre vielleicht die eine oder andere Einblendung hilfreich gewesen. Doch mit dem richtigen Vorwissen kann man hier einiges entdecken.
So bieten sich mehrere Gedankengänge an: Zum einen eine Erinnerung für die heutige Generation, dass die schrecklichen Tage der Diktatur nicht vergessen gehen sollten und nicht lange zurück liegen. Zum anderen ist es auch ein bissiger Kommentar auf das heutige Korea, das materialistische Ziele verfolge und nicht mehr zu kämpfen weiss. Wofür, die Frage stellt der Film in den Raum, hat Hyun-woo Oh dann 17 Jahre seines Lebens vergeudet? Oder wurden seine Ziele erreicht? Besteht Grund zur Hoffnung? "The Old Garden" tischt mehrere Denkanstösse in diese Richtung auf, doch kaum einer ist richtig ausformuliert. Das kann man loben im Stile von "er serviert nichts auf dem Silbertablett, sondern fordert aktives Mitdenken" - doch es grenzt auch an Passivität. Der ganze Film wirkt etwas ziel- und orientierungslos, was durch die holprige Dramaturgie noch unterstrichen wird. Selbst der politische Gehalt leidet darunter.
Wo The President's Last Bang wenigstens mit Satire aneckte, hat "The Old Garden" nur Nostalgie auf seiner Seite. Und die zieht halt nicht halb so gut, zumal mir nie ganz klar wurde, welche Absicht der Film eigentlich verfolgt. Vor allem die zweite Hälfte, in welcher der Fokus zu Yoon-hee wechselt, ächzt unter Langeweile und mündet zum Schluss in unerwarteten Kitsch, der uns wieder zu Hyun-woo zurückführt. Die Hoffnung ganz am Ende ist durchaus reizvoll, reduziert aber den politischen Einschlag und steht im Widerspruch zu ein paar Denkmustern im restlichen Film. Bei mir blieb daher das Gefühl, einen unausgegorenen Film gesehen zu haben. Bei The President's Last Bang habe ich es zutiefst bereut, dass ich den nicht besser fand, denn die Ansätze waren da, die Cleverness sichtbar. Hier hingegen liess mich der Film derart kalt, dass ich wenig Lust habe, noch mehr Gedanken an ihn zu verschwenden. Aber eben, "The Old Garden" kam bei der Kritik mehrheitlich gut an, ich rate also, meine Worte ausnahmsweise nicht zu ernst zu nehmen und eine Zweitmeinung einzuholen. Ich finde wohl schlicht den Zugang zu Sang-soo Im nicht. Mein Fehler. Nicht seiner.
MEINE
DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Koreanisch 5.1 und 2.0 mit englischen und koreanischen
Untertiteln.
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aus HK)
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