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2009
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Thrillerdrama
Südkorea 2009
Alternative Titel
Pajoo;
파주
Regie Park Chan-ok
Darsteller Lee Seon-gyun, Seo Woo, Shim Yi-young, Kim Ye-ri, Son Kang-gook,
Kim Bo-kyeong
Zuschauer
134'000
Länge 111 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 7.2.10
© Bilder Eos,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der flüchtige Aktivist Kim Joong-sik (Lee Seon-gyun) überredet seine
Freundin Ja-young (Kim Bo-kyeong) zum Sex. Währenddessen verletzt sich ihr Baby schwer. Joong-sik flieht
vor seinen Schuldgefühlen nach Paju, einer Stadt zwischen Seoul und der Grenze zu
Nordkorea. Dort unterrichtet er Schülerinnen in Religion. Die
Hausbesitzerin Choi Eun-soo (Shim Yi-young) verliebt sich in ihn und heiratet
ihn - gegen den Willen ihrer jüngeren Schwester Eun-mo (Seo Woo), die Joon-siks
Klasse besucht. Sieben Jahre Jahre später ist Eun-soo tot, umgekommen in einer
Gasexplosion, während Eun-mo in Seoul weilte. Obwohl Eun-soos Lebensversicherung an Eun-mo ging, glaubt die, ihr
Schwager Joong-sik stecke hinter dem Tod. Sie lebt dennoch mit dem Mann
zusammen, der sich mittlerweile als Aktivist gegen Immobilienspekulanten
betätigt.
REVIEW
Sieben Jahre nach ihrem
gefeierten, aber
heftig überschätzten Erstling Jealousy Is My
Middle Name kehrt Regisseurin Park Chan-ok
mit einem deutlich überlegenen Werk zurück. Sezierte ihr Debüt noch auf
schleppende und leicht prätentiöse Weise die männliche Seele, widmet sich der
Nachfolger "Paju" stärker der weiblichen Seite. Und dies deutlich raffinierter,
spannender und eindringlicher. Mit sehenswerten Schauspielern und einer
unterschwellig wirkungsvollen Inszenierung pflanzt Park kleine Hinweise auf
jenen Zyklus aus Schuld und Sühne, der später die Figuren antreibt. Nicht immer
einfach zu dechiffrieren, aber überaus lohnend, auch für eine zweite Sichtung.
Schon die chronologisch erste Szene, die nach einem kleinen Prolog stattfindet, ist heftiger Natur. Sie erinnert in ihrer "Tragödie während dem Sex"-Szenario an Lars von Triers "Antichrist", doch wo jener Pathos und Stilisierung als Waffe benutzte, ist es hier kantiger Realismus, der einfährt. Damit ist Lee Seon-gyuns Charakter vorgezeichnet: Ein Mann in Schuld, auf der Flucht vor seinen eigenen Gefühlen und auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich moralisch zu rehabilitieren, und sei es nur vor sich selbst. Lee (Our Town) spielt den Part souverän zurückhaltend und ist die eigentliche Hauptfigur, doch mindestens so wichtig werden die drei Frauen, die seinen Lebensweg prägen.
Den Kern dieses Vierecks macht die Beziehung zu Eun-mo aus, gespielt von der jungen Seo Woo (Crush and Blush). Ihre Darbietung ist nicht nur fabelhaft, sie kriegt von Park auch die komplexeste Figur gezeichnet. So pendelt sie zwischen Hass und Dankbarkeit für ihren Schwager, ohne zu wissen, dass hinter seinem Verhalten noch viel mehr steckt. Sie selbst handelt immer nachvollziehbar, aber nie vorhersehbar. Und feinste Nuancen in ihrem inneren Konflikt werden mit ebenso feinem Schauspiel deutlich. Die wenig bekannten Shim Yi-young und Kim Bo-kyeong sind dagegen eher peripher, aber verleihen den kleineren Rollen durchaus Facetten.
Als wäre all dies nicht schon dicht genug, flechtet Park Chan-ok in dieses menschliche Drama noch ein politisches: Kim Joong-sik wird zum Anführer einer Aktivistengruppe gegen den Abriss von Wohnhäusern, für den mächtige Grundstückspekulanten brutale Gangster angeheuert haben. Die Stadt Paju mit ihren über 300'000 Einwohnern erscheint als apokalyptisch anmutende Gegend, passend zu ihrer Lage nahe dem Niemandsland zu Nordkorea. Der Vorort von Seoul, der in der Umgebung mehrer US-Stützpunkte anwuchs und seit 1997 eine eigene Stadt ist, dient als vernebelte, stimmungsvolle Kulisse für den Kampf der unteren Schichten gegen die anonymen Mächtigen, die ihre Gangster vorschicken.
Die politischen wie emotionalen Schlachtfelder von "Paju" zeichnet Park Chan-ok mit Liebe für Details, subtile Gesten und dokumentarisch angehauchte Bildern des Kameramanns Kim Woo-hyung (Voice of a Murderer). Dass am Ende je ein Puzzleteil für beide Hauptfiguren nicht aufgelöst wird, mag irritierend sein, doch es spiegelt die Realität, in der wir nie alles zusammensetzen können, sondern unsere Wahrheit aus dem konstruieren, was wir wissen. Ich hatte Mühe, die Handlungsjahre einzuordnen und die Quellen helfen auch nicht weiter, weil zwischen 1995 und 2008 alles zu finden ist. Macht aber nichts, denn die Chronologie an sich ist klar, trotz ihrer verschachtelten Präsentation. Gerade weil Park ihr Material derart im Griff hat, ist sie fähig, dem Film jene Kraft zu geben, die Jealousy Is My Middle Name fehlte. Hoffentlich dauert es nun nicht wieder sieben Jahre bis sie etwas von sich hören lässt.
MEINE
DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Koreanisch 5.1 mit englischen und koreanischen
Untertiteln.
BESTELLEN
Yesasia
(Liefert aus HK)
EXTERNE LINKS
imdb.com
Hancinema
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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