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Experimentalfilm
Japan 1969
Alternative Titel Bara no soretsu;
Pfahl in meinem Fleisch; 薔薇の葬列

Regie und Buch Toshio Matsumoto
Darsteller Peter, Osamu Ogasawara, Yoshio Tsuchiya, Chieko Kobayashi, Koichi Nakamura,
Don Madrid, Yoshio Tsuchiya, Toyosaburo Uchiyama, Hosei Komatsu, Masahiro Shinoda

Länge 105 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 7.6.09
©  Bilder Eureka, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der seelisch angeschlagene Transvestit Eddie (Peter) ist der neue junge Star der Genet Bar in Shinjuku. Er liebt deren Besitzer Gonda (Yoshio Tsuchiya), der auch von der älteren Drag Queen Leda (Ogasawara Osamu) umgarnt wird. Während der Konflikt zwischen den beiden Geliebten Gurekos intensiver wird, plagen Eddie Erinnerungen an seine Vergangenheit - wie seine tote Mutter (Emiko Azuma) das Gesicht des Vaters aus einem Foto brennt, wie die Mutter erstochen wird, wie Eddie selbst misshandelt wird.

 

REVIEW
Wer einen Einblick in Japans Subkultur der späten 60er bekommen will, ist wohl nirgends besser aufgehoben als bei diesem umwerfenden Werk. "Funeral Parade of Roses" ist ein fest in seiner Zeit und seinem Entstehungsland verwurzelter Experimentalfilm, der sich beim weltweiten Kunst- und Kinogeschehen bedient, es aber auf die pulsierende japanische Szene münzt. Ein Avantgarde-Film der oftmals anstrengenden und bisweilen auch prätentiösen Art - aber einer, der sich mit seiner Einzigartigkeit und seiner schieren Energie Punkte holt. Er soll, das sagt etwa Malcolm McDowell in einem Interview, auch Stanley Kubrick sehr gut gefallen haben - und tatsächlich entdeckt man hier manche Momente, die in dessen Meisterwerk "A Clockwork Orange" zwei Jahre später ihre Referenz finden. Die künstlichen Augenbrauen, drei Zeitraffer-Sequenzen zu klassischer Musik, ein Trio Frauen, das mit Eis in der Hand durch einen Plattenmarkt läuft, während elektronisch veränderte Musik läuft.

Die Handlung, die das wilde Experimentierfeld zusammenhält, ist eine Umkehrung des griechischen "Oedipus Rex"-Mythos, verlegt in die von Sex und Drogen durchwachsene Schwulenszene von Tokios Quartier Shinjuku ni-chome. Damit ist auch bereits geklärt, dass der Film blutig enden muss, parallel zur Vorlage. Doch auch was davor kommt, fährt bereits voll ein und verstört zart besaitete Gemüter mit einer Flut von subversiven Ideen, suggestiven Bildern und kunstvoll arrangierter Erotik. Schon in den ersten Szenen, in denen eine Sexszene überbelichtet und in Nahaufnahme abläuft, zeigt, dass Regisseur Toshio Matsumoto und sein Kameramann Tatsuo Suzuki (der Bildmagier hinter vielen Masahiro-Shinoda-Filmen von Punishment Island bis Owl's Castle) hier Bemerkenswertes vorhaben.

Matsumoto gehörte mit seinen Dokumentar- und Kurzfilmen zu den etablierten Mitgliedern von Japans New Wave, der auch Shinoda und bekannte Filmemacher wie Nagisa Oshima oder Shohei Imamura angehörten. Er drehte "Funeral Parade of Roses", seinen Spielfilm-Erstling, im Umfeld stärker werdender Studentenproteste und Konflikte zwischen dem Establishment sowie der Jugend- und Kunstszene. Vertrieben wurde er vom Independent-Netzwerk "The Art Theatre Guild" und einige Exponenten der Aufbruchkünstler jener Zeit (etwa Shinoda) absolvieren Gastauftritte. Matsumoto war also fest etabliert im Kunstfilmzirkel und bedient sich auch einer Vielzahl von Stilmitteln seiner Kollegen im In- und Ausland.

Einflüsse kamen etwa aus Frankreich: Matsumoto selbst gibt Alain Resnais als Inspiration an, doch dessen Nouvelle-Vague-Kollege Jean-Luc Godard dürfte an den ganzen Spielereien (Texteinblendungen, Erzählbrüche, harte Schnitte) nicht unbeteiligt sein. Auch die Einschübe von Interviews mit den Darstellern, ein Brecht'sches Mittel, das mir nicht sonderlich zusagt, dürfte seine Quellen in Europa haben, wo beispielsweise im selben Jahr Ingmar Bergman für "The Passion of Anna" dieselbe Technik nutzte. Geklaut ist aber nichts - vielmehr handelt es sich um ein Mosaik, in Erzählung und Stilmittel. Ein experimentierfreudig zusammengesetztes Panoptikum an Ideen.

Als solches ist "Funeral Parade of Roses" wahrhaft faszinierend, ein audiovisuelles Kleinod von psychedelischer Kraft. Dass der Film seinen Pop-Art-Sog ohne Farbe erzeugt, ist umso erstaunlicher. Doch nicht nur die rein technische Seite, der bizarre Inhalt und der Wagemut des Projekts sind Teil seiner Faszination - auch die Schauspieler sind daran nicht unbeteiligt. Allen voran der 17-jährige Peter, den Toshio Matsumoto in einer Schwulenbar im Tokioter Stadtteil Roppongi entdeckte. Der junge Mann sollte später noch kleinere Erfolge feiern, etwa als Narr in Akira Kurosawas Ran, doch dies hier ist die Rolle seines Lebens. Mit traurigen Augen, femininen Zügen und erotischer Verführungskraft gibt er alles, und Matsumoto dankt es ihm, indem er ihn formidabel ins Bild rückt.

Die meisten anderen Akteure, abgesehen vom Kurosawa-Veteranen Yoshio Tsuchiya, sind Laien, primär rekrutiert aus dem schwulen Underground der Hauptstadt. Das verleiht dem Werk ein hohes Mass an Authentizität. Nimmt man dazu die vielen Anspielungen auf den Zeitgeist, von Che Guevara über die Beatles bis zu Japans Politik oder dem Aufkommen von Pink-Filmen offenbart sich hier ein Werk, das Popkultur, Kunst und Film in einem Zug einatmet. Ich bin fürwahr kein Freund von selbstbeweihräuchernden Kunstfilmen - doch "Funeral Parade of Roses" ist erstaunlicherweise zugänglicher als viele der formalistischen Experimente aus der französischen Nouvelle Vague oder Japans New Wave. Und das macht ihn auch heute, wenn einige seiner Probleme wie Überlänge und schwächere zweite Hälfte vielleicht deutlicher heraustreten, auf jeden Fall sehenswert. Es ist ein verspielter und radikaler Film. Und was ihn von vielen Genre-Kollegen unterscheidet: Er ist auch sehr gut!

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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