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Kriegsdrama
China 2011
Alternative Titel Jin líng shí san chai; The 13 Women of Nanjing; 金陵十三钗
Regie
Zhang Yimou
Buch Heng Liu nach dem Roman von Geling Yan
Darsteller Christian Bale, Ni Ni, Zhang Xinyi, Tong Dawei, Atsuro Watabe,
Shigeo Kobayashi,
Cao Kefan, Huang Tianyuan, Han Xiting, Zhang Doudou, Yuan Yangchunzi, Sun Jia,
Paul Schneider
Länge 146 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
.. |
©
Text Marco, molodezhnaja 9.6.2012
© Bilder EDKO,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Am 13. Dezember 1937 besetzen die Japaner die chinesische Hauptstadt Nanking.
Tausende Soldaten werden getötet, die Stadt wird zum Trümmerfeld. In den Ruinen
sucht auch der Amerikaner John Miller (Christian Bale) nach einem Weg in die
Freiheit, als er einer Gruppe Schulmädchen begegnet. Sie sind auf dem Weg in
ihre katholische Kirche, um ihren Priester zu beerdigen. Miller schliesst sich
an, um die Kirche zu plündern. Als auch noch eine Gruppe von Prostituierten um
die wortgewandte Yu Mo (Ni Ni) auftaucht, ist das Gebäude für Miller schon fast
ein Paradies. Doch die Japaner entdecken das Refugium, es gibt Tote, Miller
muss helfen: Er gibt sich als Priester aus und weckt so das Interesse des
Offiziers Hasegawa (Atsuro Watabe). Er verlangt, dass die Schulmädchen an einer
Offiziersfeier singen.
REVIEW
China ist eine Weltmacht. Riesig gross,
ausgestattet mit Atomwaffen, gut liiert mit Russland, Afrika und dem nahen
Osten. Das spiegelt sich auch in der Filmwirtschaft. Zwar lieben die Chinesen
westliche Unterhaltung und sorgen mit ihrem neuen Reichtum regelmässig mit
dafür, dass US-Blockbuster im internationalen Vertrieb neue Rekorde aufstellen,
doch auch die heimischen Produktionen wachsen kontinuierlich an. Sie werden
teurer, epischer, globaler vermarktbar. Eine neue Spitze erreicht dieses
Bestreben mit Zhang Yimous "The Flowers of War", für den Chinas im Westen wohl
bekanntester Regisseur mit einem gigantischen Budget von 90 Millionen Dollar ein
Kriegsepos drehte - und auch gleich noch einen namhaften US-Star anheuerte, um
die Vermarktung zu sichern: "Batman" Christian Bale.
So richtig auf ging die Rechnung freilich nicht. Zwar spielte "Flowers of War" sein Budget alleine schon in China wieder ein und holte sich eine Nomination bei den Golden Globes für den besten ausländischen Film. Aber weitere Preise blieben dem ambitionierten Werk verwehrt und selbst unter Kritikern rümpften viele die Nase. Der Grund ist klar: Das Kriegsdrama wirkt schlicht zu kalkuliert in seinem Bestreben, die Weltkinos zu erobern und im Vorbeigehen gleich noch Awards abzustauben. Diese Verkrampftheit, diese verbissene Seriosität und Massentauglichkeit schlägt sich auf die Qualität nieder.
Zhang, der in letzter Zeit nicht mehr die Intensität seiner Frühwerke wie To Live oder Raise the Red Lantern erreicht und auch damit hadert, die Opulenz seiner späteren Werke wie House of Flying Daggers oder Curse of the Golden Flower zu toppen, setzt auch hier wieder auf eher konventionelle Mittel, um die Zuschauer zu bewegen. Imposante Aufnahmen, sentimentale Musik, tränendrückende Situationen. Das sieht schon gut aus, aber nie so fabulös wie bei Zhangs Historienwerken. Und auch wenn jene Filme auch hoch kalkuliert waren, so hatten sie eine art künstliche Poesie. Hier indes setzt Zhang auf Realismus, schliesslich ist das Thema ernst. Und dies will nicht ganz zu seinem Stil der Opulenz passen. Es scheint, als hätte hier der jüngere Zhang das Thema gewählt und der ältere Zhang die Inszenierung übernommen.
Es gibt freilich etliche Momente, bei denen die Kraft des Films zum Zug kommt. Wenn etwa Bale die Fahne des Roten Kreuzes entrollt und den vergewaltigenden Japanern zuschreit "You are breaking the laws of man and the gods". Oder wenn der Krieg in den Strassen blutig seinen Tribut fordert. Oder wenn die Mädchen singen und man weiss, dass dies als kleiner Moment der Schönheit eine Ausnahme bleiben wird. Zhang ist immer noch ein Meister darin, auf der Klaviatur der Gefühle und der Kinokunst zu spielen, auch wenn er es hier weniger virtuos macht, weniger subtil, weniger schwelgerisch.
Schwächen offenbaren sich denn auch an anderen Fronten. So scheint Christian Bale ein wenig verloren. Sein Part wurde nur als Köder für das ausländische Publikum entworfen und nun scheint er in dem Ganzen irgendwie unnötig, kann seine schauspielerische Intensität nie entfesseln. Andere Akteure sind besser, die Mädchen etwa, oder die charismatische Newcomerin Ni Ni. Aber wenn man dies mit Auftritten von legendären Akteuren in früheren Zhang-Filmen vergleicht - etwa Gong Li, Zhang Ziyi, Tony Leung, Maggie Cheung oder Ge You - dann ist das schon ein schwächeres Kaliber. Immerzu souverän, aber nie von herzzerreissender Kraft.
Überhaupt ist erstaunlich, wie wenig ergreifend manche Szenen sind. Die Eroberung und Belagerung Nankings gehört zu den schrecklichsten Kriegsverbrechen der Geschichte - und wurde etwa in dem famosen City of Life and Death niederschmetternd aufbereitet. Doch hier wirkt die Streichmusik zur Zeitlupen-Präsentation einer Beinahe-Vergewaltigung einfach etwas plump, das Gemetzel (mit Ausnahmen) etwas distanziert. Vielfach intensiver sind die Sequenzen gegen Ende, wenn das Schlüsselthema des Films ins Spiel kommt. Als die Japaner nämlich die Schülerinnen für die Gesangs-Performance bestellen, ist klar, dass ihnen Vergewaltigung und Tod droht. Es steht die Frage im Raum, ob die Prostituierten ihre Rollen einnehmen sollen. Welches Leben hat mehr wert?
Die daraus resultierenden Szenen gehören zu den rührenderen des Films und "The Flowers of War" erlebt konsequenterweise in der Schlussphase sein Hoch. Dadurch entlässt er trotz seinen vielen Mankos mit einem überzeugenden Gefühl. Auch wenn man weiss, dass Zhang es besser kann, hier wie eine Marionette bei der Expansionsstrategie der chinesischen Kulturpolitik dient und das Gut-Böse-Schema hier publikumsträchtig vereinfacht ist, indem die Japaner fast wie Comicfiguren des Bösen daherkommen, so führt kein Weg daran vorbei, die Stärken des Films anzuerkennen.
Es ist ein beachtliches Epos, sauber gespielt, vorbildlich inszeniert, etwas lang vielleicht, aber auch gut erzählt. Und ein Thema, das Aufarbeitung auch nach früheren Nanking-Filmen noch immer gebrauchen kann. Wenn einer wie Zhang Yimou dahintersteht, dann ist auch klar, dass die Kriegsszenen famos einfahren, die Explosionen volle Wucht haben, die Einschüsse zusammenzucken lassen. Das Auf und Ab im Film, das Einhergehen von Grandiosem und Bemühtem, von Mitreissendem und Plakativen - das wirkt auf Dauer etwas frustrierend. Aber wer sich auf "The Flowers of War" einlässt, bekommt allemal sattes Kino.
MEINE DVD
Hongkong, Code 3, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Mandarin 5.1 und DTS mit englischen und chinesischen Untertiteln.
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