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Gangsterdrama
Südkorea 2006
Alternative Titel Biyeolhan geori; Mean Streets; Strassen der Gewalt;
비열한 거

Regie Ha Yu
Drehbuch Ha Yu
Darsteller In-seong Jo, Ku Jin, Bo-young Lee, Ho-jin Jeon, Jae-Moon Yoon

Zuschauer 1'666'166
Länge
140 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16 (FSK: 18)

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 8.11.06
©  Bilder CJ Entertainment, Screenshots molodezhnaja


STORY
Byung-doo Kim (In-seong Jo) ist ein Gangsterführer im mittleren Kader des Bosses Hwang (Ho-jin Jeon). Byung-doo und seine Männer sind finanziell nicht gerade gut gestellt, da Vize-Boss Sang-chul (Jae-Moon Yoon) die meiste Kohle einsteckt und die aufsteigenden Junggangster unter sich in Schach hält. Als Boss Hwang eines Tages Byung-doo gegenüber die Andeutung macht, er möge ihn besser als Sang-chul, packt er die Chance am Schopf: Er schafft den für Boss Hwang bedrohlichen Staatsanwalt Park aus dem Weg und tötet daraufhin Sang-chul an der Hochzeit seiner Schwester. Byung-doo wird dadurch zur Nummer zwei im Syndikat, baut mit Hilfe seines Adjutanten Jong-su (Ku Jin) seine Macht aus und versucht, das Herz seiner ehemaligen Schulkollegin Hyun-ju (Bo-young Lee). All das protokolliert von Min-Ho Kim (Gung-min Nam), ebenfalls ein ehemaliger Schulkollegen, der einen Gangsterfilm drehen will.

 

REVIEW
Koreanische Filmemacher liefern Gangsterfilme beinahe am Fliessband ab. Die meisten davon sind mindestens solide gemacht und immer wieder ragt ein Kleinod aus der Masse heraus, das es verdient zu Ruhm und Ehren schafft. Letztes Jahr war es der gestylte und brutale A Bittersweet Life, dieses Jahr ist es der gemächlichere, aber realitätsnahe "A Dirty Carnival" - ein Gangsterdrama mit Scorsese-Touch, fast epischer Auslegung und schonungslosem Blick auf Intrigen und Loyalitätsmanko in Gangsterkreisen. Die Geschichte vom Auf- und Abstieg eines Gangsters gehört zu den am meisten verfilmten Themenbereichen, doch der ehemalige Dichter und heutige Regisseur Hu Ya (Spirit of Jeet Kune Do: Once Upon a Time in High School) ringt ihr in seinem vierten Spielfilm hochinteressante Facetten ab und legt ein Werk vor, das visuell, dramaturgisch und technisch zu überzeugen vermag.

Im Zentrum der Ereignisse steht der Gangster Byung-doo, gespielt von In-seong Jo (The Classic). Der 25-Jährige kam mit Romanzen und TV-Serien zu Ruhm und ist hier gegen den Strich besetzt. Tatsächlich wirkt er fragiler, als gängige Gangster-Akteure, doch das zahlt sich aus. Insbesondere in der Szene, in der Byung-doo dem Regisseur Min-ho erklärt, es sei alles andere als ruhmreich, jemanden abzustechen. Er dürfe dem Opfer nie in die Augen schauen, sonst verfolge es ihn sein Leben lang. In der Sequenz ist der Filmemacher ironischerweise in seiner Fragestellung blutrünstiger als der Gangster - was vielleicht auch Ha Yus leise Kritik an all die Gangsterfilmer ist, die in das Schurken-Milieu verliebt sind, ohne den harten und psychologisch fordernden Alltag ihrer Objekte zu kennen.

Neben Jo glänzen der junge Ku Jin (Ice Bar) als sein kühler, aber sehr effizienter Adjutant, der charismatische Ho-jin Jeon (Daisy) als Oberboss und Bo-young Lee (My Brother) als Geliebte. Interessanterweise sind ihre Szenen mit In-seong die schwächsten des Films, trotz gutem Spiel beider Akteure und Jos Romantik-Background: Sie passen zwar in den Plot und dienen dazu, Byung-doo als Menschen besser zu fassen, doch ihnen fehlt der letzte Kick und vielleicht sogar die richtige Chemie. Deutlich effektiver ist "A Dirty Carnival" in den unglamourösen Prügelszenen, sei es im Schlamm oder im Scheinwerferlicht, in denen Ha Yu auf die typisch grobe und auf den ersten Blick unchorografierte Korea-Film-Kampftechnik zurückgreift. Oft gesehen, aber hier perfekt eingesetzt und auch mit relativ wenig Blut-Einsatz rabiat.

Überhaupt trifft Ha Yu den Ton in den Gangsterszenen bestens. Genau die richtige Mischung aus Brutalität, Pathos, Faszination und düsterer Vorahnung begleitet die Ereignisse. Parallelen zu Scorsese-Filmen wie "Mean Streets" und "GoodFellas" werden da genauso offensichtlich wie zu den Gangsterfilmen des Japaners Kinji Fukasaku, indem gleichzeitig das Mythos des Gangsterlebens zelebriert und demontiert wird. Eine Ballance, die in "A Dirty Carneval" hervorragend herausgearbeitet ist. Dass ein Regisseur die Entwicklung begleitet, verleiht ihr noch zusätzliche Tiefe und wird später im Film dann auch tatsächlich relevant.

Auch mit Schwächen wie leichter Überlänge, nicht ganz reifem Romantik-Plot und ein paar vorhersehbaren Ereignissen (Ha Yu erfindet das Genre nicht neu) ist "A Dirty Carnival" ein Gangsterfilm, wie man ihn sich nur wünschen kann. Roh, intelligent, stilsicher inszeniert, besetzt mit idealen Akteuren und gekrönt mit hervorragendem Timing. Kein Meisterwerk und sicher auch nicht "the best Korean gangster movie since Friend" (Variety), aber starkes Genre-Kino. Wenn koreanische Regisseure immer mal wieder so einen Film produzieren, verzeiht man es ihnen auch fast, dass dazwischen soviel 08/15-Gangsterverhätschelungs-Zeug auf den Markt gespült wird.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Anamorphic Widescreen
Koreanisch Dolby Digital 5.1 und 2.0 mit englischen und koreanischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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