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Thriller

Japan 2010
Alternative Titel Tsumetai nettaigyo; 冷たい熱帯魚

Regie und Drehbuch Sion Sono
Darsteller Mitsuru Fukikoshi, Denden, Asuka Kurosawa, Hikari Kajiwara, Megumi Kagurazaka

Länge 146 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 18

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 28.7.2011
©  Bilder Nikkatsu, Screenshots molodezhnaja


STORY
Shamoto (Mitsuru Fukkoshi) verkauft Tropenfische in einem kleinen Laden. Als Familienvater ist er ein Versager: Seine aufmüpfige Tochter Mitsuko (Hikari Kajiwara) hat er nicht unter Kontrolle, seine zweite Ehefrau  Taeko (Megumi Kagurazaka) kann er nicht befriedigen. Als Mitsuko wegen Ladendiebstahls festgehalten wird, eilt der extrovertierte Mr. Muratu (Denden) zu Hilfe: Er betreibt einen viel grösseren Fischladen, und mit Geld und Selbstbvewusstsein kontrolliert er die Welt um sich herum. Auch seine lüsterne Frau Aiko (Asuka Kurosawa). Obwohl der schüchterne Shamoto ein komplett anderer Mensch ist, freundet er sich mit Muratu an - nur um eines Tages schockiert zu erkennen, dass der Mann ein Serienkiller ist. Mit seiner ebenso blutrünstigen Frau entledigt er sich aller Kontrahenten und Wundernasen.

 

REVIEW
Wenn Sion Sono zuschlägt, dann bekommt man keine Konfektionsware, sicher kein Fliessbandprodukt. Er mag mal danebenhauen wie bei Noriko's Dinner Table, doch wenn alles wie geplant zusammenkommt, dann entsteht Kino im Grenzbereich zwischen Trash und Genie, zwischen Sex und Gewalt. Sein bestes Werk Love Exposure legt davon ein eindrückliches, vierstündiges Zeugnis ab. Sein rabenschwarzer Thriller "Cold Fish" spielt nicht ganz in derselben Liga, zeigt aber einmal mehr, warum Sono zu den aufregenderen Regisseuren im zeitgenössischen Japan gehört.

Die Handlung basiert auf tatsächlichen Mordfällen von 1993, die von zwei Hundezüchtern in der Saitama-Präfektur begangen wurden. Sono ersetzt die Hunde durch Fische (passend zur in seinem Schaffen immer wiederkehrenden christlichen Symbolik) und peppt das Ganze auf mit Biss, Gewalt und Ironie, doch er bleibt in einigen Details erstaunlich nahe an der erschreckenden Wahrheit. Doch keine Angst: In den Händen Sonos sehen wir sicher keine historisch-dokumentarische Abhandlung, sondern einmal mehr sattes Kino. Von den wuchtig hingeschmetterten Szenen rund um den Titelvorspann bis hin zum Finale, bei dem die Körper nur noch so zerstückelt werden, schöpft Sono aus den Vollen.

Doch hinter dem Exzess steckt durchaus mehr. So wird unser passiver Held erst durch diese Gewalt in die männlichen Verhaltensmuster hineingedrängt, die die Gesellschaft von ihm erwartet. Erst geläutert durch das unsagbar Böse schafft er es, seine eigene Familie und damit sein Leben in den Griff zu bekommen. Gewalt, Macht und Machismo als Lösung - und das Fazit daraus: "Das Leben ist Schmerz". Das ist ebenso zynisch wie traurig, eine Breitseite für die japanischen Männer. Shamoto wird, auch das durchaus kritisch zu sehen in Zeiten von Voyeurismus und Gewaltgeilheit, vom Zeugen zum Komplizen. Dies ist seine Coming-of-Age-Geschichte.

Gespielt wird Shamoto anfänglich schön zurückhaltend vom vielbeschäftigten Dauernebendarsteller Mitsuru Fukikoshi. Der wahre Star jedoch ist Killer Muratu, hemmungslos verkörpert vom Komiker und Charakterdarsteller Denden. Er verleiht der Figur und damit dem Film die nötige Energie. Asuka Kurosawa (A Snake of June) ist fordernd erotisch, kein dürrer Hungerhaken, sondern eine Frau mit Lust an der Lust. Stark auch die junge TV-Schauspielerin Hikari Kajiwara und die unterkühlte Megumi Kagurazaka. Sono beweist einmal mehr ein sicheres Händchen beim Casting.

Und nicht nur da: Auch bei der Musik weiss er wieder, was er tut. Zwar reicht der Musikeinsatz (wie eigentlich jeder Aspekt des Films) nicht an die klassische Musik von Love Exposure heran, doch der Einsatz von Gustav Mahlers 1. Symphonie in D-Dur kommt gut. Vor allem, weil derer dritter Satz das bekannte Kinderlied "Frère Jacques" aufnimmt und so einen fiesen Kontrast in einer Beinahe-Vergewaltigungsszene bildet. Etwas mehr Musik hätte dem Film gut angestanden, er ist über weite Strecken getragen von Dialogen, die nicht ganz dieselbe Sogwirkung entwickeln.

Und da liegt eines der Probleme: Love Exposure war vier Stunden lang, aber nicht eine Sekunde langweilig. "Cold Fish" ist 146 Minuten lang und fühlt sich an, als wolle er nicht enden. Es gibt Sequenzen mit langem Geschwafel, Sequenzen mit vorhersehbaren Entwicklungen. Es ist einfach zu viel Fett am Fleisch, zu viel Ballast. Es ist nichts Neues, das Sono zur Überstrapazierung neigt - etwa mit seinen wiederkehrenden Symbolen wie Christentum und Sekten (die diesmal zum Glück fehlen), oder dem Wahnsinn in Strange Circus, der plakativen Psychologie in Noriko's Dinner Table. Und nun der Überlänge in "Cold Fish". Er ist zu lang - und fühlt sich auch so an.

Auch bringen diesmal die christlichen Symbole nicht viel (die Killer schlachten in einer Kirche, haha), die Figuren gehen einem wegen ihres Verhaltens ziemlich am Arsch vorbei, und die Inszenierung weist einige längere Strecken mit mangelhafter Ausdruckskraft auf. Eben: Es gibt zu viel Ballast an diesem Ding. Das soll nicht heissen, dass "Cold Fish" nicht faszinierend ist, denn das ist er. Sono ist zu einzigartig, um sein Schaffen einfach abzutun. Ihn nun unter dem Mantel von Nikkatsus Splatter-Labels Sushi Typhoon (Alien vs. Ninja) der Gewalt und dem Sex huldigen zu sehen, tut auf jeden Fall gut.

Wie zuvor auch immer mal wieder, ist der neuste Sono also von Fans des japanischen und exzessiven Kinos leicht überschätzt. Man denke an den durchaus gelungenen Strange Circus und den weniger gelungenen Noriko's Dinner Table, die beide ihre leidenschaftlichen Fans haben. Auch "Cold Fish" hat sie. Doch sie neigen dazu, die offensichtlichen Durststrecken wohlwollend zu übersehen. Der Film ist geil, keine Frage, doch er ist nicht derart dicht, derart voll wie Love Exposure. Da kam eben tatsächlich alles zusammen und liess im Sono'schen Grenzbereich einen Geniestreich entstehen. "Cold Fish" kommt dem ja immerhin nahe, und das alleine ist schon als dringende Empfehlung zu verstehen.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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