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Psychodrama
Japan 2005
Alternativer Titel
Kimyô na sâkasu;
奇妙なサーカス
Regie und Drehbuch
Sion Sono
Darsteller Masumi Miyazaki, Issei Ishida, Rie Kuwana, Mai Takahashi,
Horishi Ohguchi
Länge 106 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 18
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 29.9.06
© Bilder Universe Laser,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Die minderjährige Schülerin Mitsuko (Rie Kuwana) wird von ihrem Vater, dem
Schulrektor Gozo Ozawa (Hiroshi Ohguchi), sexuell missbraucht. Immer mehr wächst
sie in die Rolle ihrer Mutter Sayuri (Masumi Miyazaki), die wiederum mit
Eifersucht reagiert. Als sie Mitsuko mal wieder verprügelt, stürzt sie die
Treppe hinunter und stirbt. So jedenfalls steht es im neuen Roman der
exzentrischen Autorin Taeko (Masumi Miyazaki). Der junge Verlagsmitarbeiter Yuji
(Issei Ishida) will prüfen, wie viel autobiographisches Material im Roman der an
den Rollstuhl gefesselten Taeko drin steckt.
REVIEW
Sion Sono, der Filmfans mit dem Mysterythriller
Suicide Circle schockte, bleibt seinem
Metier treu: "Strange Circus" ist grob, bizarr und in hohem Grad schockierend.
Die Anfangsszenen um das misshandelte Schulmädchen sind ganz besonders schwer zu
schlucken, da Jung-Darstellerin Rie Kuwana in die Mangel genommen wird und Sono
das Ganze so verstörend und kompromisslos umsetzt. In diesen frühen Szenen ist
"Strange Circus" sogar richtig bewegend, denn man leidet mit diesem geschundenen
Mädchen in seiner physischen wie psychologischen Tortur mit. Die Frage stellt
sich lediglich, ob Sono hier tatsächlich Anteil am Leid eines Menschen nimmt
oder dieses vielmehr für eine Freakshow in
Grand-Guignol-Manier
ausschlachtet. Es dürfte eine Mischung aus beidem sein und genau das macht den
Film so faszinierend.
Er bleibt auch die restliche Laufzeit über hochinteressant. Sono setzt auf eine plakative Bildsprache, die das psychologische Leid sichtbar macht. Und er baut auf eine Story auf, die in Manier eines David Lynch auf immer mysteriöseres Terrain wandert - und auf stets bizarreres. Ich habe den Film mit der Zeit nicht mehr besonders ernst genommen, sondern mich vielmehr an einer hemmungslosen Groteske erfreut. Psychologisch steht der Film nämlich bald auf sehr wackeligen Beinen und seine karnevaleske Präsentation mit ihren Schock-Szenen lässt eine psychoanalytische Deutung durchaus zu, rückt sie aber leider in den Hintergrund. Spätestens das lange, nicht völlig überraschende, aber zu deutlich ausformulierte Finale eliminiert viele Interpretationsebenen und macht klar, dass hier psychologische Prozesse übersteigert wurden hin zum Grotesken, zum Karneval des Schocks.
Das wiederum hat eben schon seinen Reiz. Die Traum-im-Traum-Überraschungen, die brutalen Einschübe und der rabenschwarze Humor - das ist eine Freude für Anhänger des brutal-bizarren Kinos. Dass dies wiederum nicht jeden Geschmack anspricht, versteht sich von selbst und ich würde mich hüten, den Film vorbehaltlos zu empfehlen. Dazu ist er denn auch zu dubios in seiner Absicht, zu offensichtlich in seiner Machart und zu abgehoben in seiner psychologischen Verwertbarkeit. Als ernste Auseinandersetzung zum Thema Kindsmissbrauch fällt der Film sowieso durch. Ein Hingucker ist "Strange Circus" jedoch als zynische, bittere und visuell ausgefallene Albtraumvision, die lange Zeit spekulieren lässt, was man hier vor Augen hat. Dass der Schluss einiges davon wieder kaputt macht, ist angesichts des Gebotenen nur ein kleines Manko.
MEINE
DVD
Hongkong, Code 3, NTSC [Universe Laser]
Letterboxed Widescreen
Japanisch 2.0 mit englischen und chinesischen Untertiteln.
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