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1989
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Drama
Japan 1989
Alternative Titel
Kuroi ame; Schwarzer Regen;
黒い雨
Regie
Shohei Imamura
Drehbuch
Shohei Imamura und Toshiro Ishido nach einem Roman von Masuji
Ibuse
Darsteller Yoshiko Tanaka, Kazuo Kitamura, Etsuko Ichihara, Shoichi
Ozawa, Norihei Miki
Länge 117 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 10.12.08
© Bilder FSF,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Am 6. August 1945 um 8 Uhr 15 werfen die Amerikaner eine Atombombe über
Hiroshima ab. In dem Moment ist die zwanzigjährige Yasuko (Yoshiko
Tanaka) auf dem Weg zu ihrem Onkel Shigematsu Shizuma (Kazuo
Kitamura) und wird vom "Schwarzen Regen“ getroffen, dem
atomaren Fallout. Fünf Jahre später lebt sie beim Onkel und Tante Shigeko (Etsuko
Ichihara). Da die drei damals durch die verseuchte Stadt
geirrt sind, haben sie Strahlenverseuchung abbekommen. Davon ist Yasuko zwar
nichts anzumerken, dennoch schafft es Shigematsu nicht, sie zu
verheiraten. Es heisst, die Hiroshima-Frauen seien unfruchtbar. Der einzige, der
sich mit ihr abgibt, ist der durch ein Kriegstrauma verrückt gewordene
Nachbarjunge Yuichi (Keisuke Ishida).
REVIEW
So gut wie alle renommierten japanischen Regisseure der
Nachkriegszeit haben sich in direkter oder indirekter Art des nuklearen Traumas
angenommen. Selbst die beliebten Monsterfilme Nippons sind vielfach Parabeln
oder Allegorien auf die Folgen des Atomkrieges. Shohei Imamura widmete sich 1989
jedoch in ganz direkter Form dieses einschneidenden Punkts in der japanischen
Geschichte, indem er den 1965 veröffentlichten Roman "Schwarzer Regen" von
Masuji Ibuse (1898-1993) adaptierte. Darin geht es um eine Familie, die in
Hiroshima verseucht wurde, und dies auch noch einige Zeit später zu spüren
bekommt.
Imamura, der sechs Jahre zuvor mit Ballad of Narayama in Cannes die Goldene Palme gewann, entschied sich für einen Dreh in Schwarzweiss - wohl aus ähnlichen Gründen, die 1993 Steven Spielberg dazu bewegten, seine Aufarbeitung eines Kriegstraumas ("Schindler's List") ohne Farbe zu drehen. Die Bilder ähneln so den Zeitdokumenten aus dem Weltkrieg, die Kontraste sind scharf, die Stimmung noch hoffnungsloser. Und zum titelgebenden schwarzen Regen passt die Entscheidung auch. Imamura und sein Kameramann Takashi Kawamata (Naked Youth) verstehen es ausgezeichnet, diese stilistische Überlegung zu ihrem Vorteil zu nutzen und schufen zusammen einige zeitlose Bilder.
Das kam an: "Black Rain" gewann international mehrere Auszeichnungen. Eine weitere Goldene Palme blieb Imamura zwar verwehrt - die holte er erst acht Jahre später mit dem etwas schwächeren The Eel. Verdient sind die Auszeichnungen allemal, denn der Film zeigt nüchtern und doch mit karger Poesie nicht nur die Katastrophe des Bombenabwurfs, sondern dessen Folgen für den ganz normalen Alltag einer Familie. "Black Rain" ist mit seiner Thematik von der unverheiratbaren Tochter eigentlich ein Familiendrama im Stile von Imamuras Mentor Yasujiro Ozu - nur mit deutlich mehr Dramatik. Erst die sporadisch eingeschnittenen Rückblenden ins Jahr 1945 verleihen dem Film ein weniger intimes Antlitz als einem Ozu-Werk.
In den Rückblenden weicht das Intime und Familiäre dem Chaos, dem Untergang einer ganzen Stadt. Überall türmen sich Leichen, Menschen mit verbrannter Haut irren durch die lodernden Strassen. Die Bildsprache ist apokalyptisch und Imamura verzichtet bewusst auf Sensationsgier, um dafür einen dokumentarischen Anstrich zu bevorzugen. Das funktioniert hervorragend und macht diese Sequenzen zu einem Mahnmal gegen den nuklearen Krieg, ohne dabei ins Lehrmeisterliche zu rutschen. Selbst eine Anklage an die amerikanischen Bombenwerfer verkneift sich Imamura. Die Schuldigen sieht er genauso in der eigenen militaristischen und nationalistischen Führung.
Im späteren Verlauf hat "Black Rain" ein paar Durchhänger, zudem fehlt bisweilen die Energie, die Imamuras Werke so oft auszeichnet. Als hielt der Regisseur sich etwas zurück, weil er weiss, welch wichtigen Film er macht. Ganz typisch indes die kurzen Einschübe von Natur. Eine Nahaufnahme eines Insekts, ein poetischer Sprung eines Karpfens. Mit solchen Momenten hatte Imamura auch schon Ballad of Narayama angereichert und hier sorgen sie für kurze hoffnungsvolle Kontraste zum Schrecken. Dazu zurückhaltend souveräne Akteure, eine grossartige Bildsprache, die Musik des Avantgardekomponisten Toru Takemitsu (Woman in the Dunes, Under the Blossoming Cherry Trees, Ran) und eine eindringliche Story - das macht einen modernen Klassiker des japanischen Kinos.
MEINE
DVD
Frankreich, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 2.0 mit englischen und französischen Untertiteln.
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