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Drama
Japan 1960
Alternative Titel Seishun zankoku monogatari; Cruel Story of Youth; Nackte Jugend; 青春残酷物語

Regie und Buch Nagisa Oshima
Darsteller Yusuke Kawazu, Miyuki Kuwano, Yoshiko Kuga, Fumio Watanabe, Shinji Tanaka

Länge 96 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 1.6.08
©  Bilder Yume, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die aus einer Mittelklasse-Familie stammende Makoto (Miyuki Kuwano) geht gerne in den Ausgang und flirtet mit Männern. Als sie sich eines Nachts von einem älteren Mann heimbringen lassen will, fährt der sein Auto in eine Nebengasse und versucht, sich an ihr zu vergehen. Der Student Kiyoshi (Yusuke Kawazu) eilt herbei und rettet Mako. Trotzdem ist er enttäuscht über die junge Frau - und vergewaltigt sie. Dies ist der Beginn einer Hassliebe zwischen den beiden. Kiyoshi nutzt Makos Verführungskünste, um ältere Männer auszunehmen. Und er selbst verdient sich etwas Geld dazu, indem er Lustknabe für eine ältere Frau spielt. Die Situation wird erst prekärer, als Mako, die aus Trotz gegenüber ihrer Schwester Yuki (Yoshiko Kuga) bei Kiyoshi eingezogen ist, schwanger wird.

 

REVIEW
Jedes Land hat seine filmischen Meilensteine. Jene Werke, die eine neue Ästhetik etablierten, die einen revolutionären Prozess auslösten. Im Nachkriegsjapan wuchsen Yasujiro Ozu, Akira Kurosawa, Mikio Naruse und Kenji Mizoguchi zu den Grossen des Japanischen Kinos, ihre Filme gaben im In- und Ausland den cineastischen Look des Landes vor. Der vielleicht wichtigste Bruch kam 1956 mit dem Jugendfilm "Crazed Fruit", der das taiyozoku-Genre einführte, die "Sun Tribe"-Filme, die auf Sexualität und jugendliche Rebellion setzen. Auch wenn der Film an sich kaum mit dem Besten, was Kurosawa & Co. zu bieten haben, mithalten kann, so war er mehr oder weniger doch für die Spaltung des japanischen Kinos verantwortlich: grob skizziert in Kunst und Pulp.

Letzteres entwickelte sich über die Jahre durch viele verschiedene Stile und ohne diese Entwicklung gäbe es heute keinen Takashi Miike, keinen japanischen Exploitation-Trash. Die zweite Stufe auf dieser Linie leitete "Naked Youth" ein, ein aus heutiger Sicht zahmes Jugenddrama, das aus den Sun-Tribe-Werken Japans New Wave formte. Obwohl Regisseur Nagisa Oshima selbst den Ausdruck nicht mochte, so löste der Film den Trend zu jugendlichem Inhalt und wagemutiger Inszenierung aus - dem Regisseure wie Yasuzo Masumura, Shohei Imamura oder Masahiro Shinoda folgten. Schon 1962 radikalisierte sich diese Form weiter, in der Geburt der Pinku-eigas, der Softsex-B-Filme, eingeleitet mit "Flesh Market".

Soweit die filmhistorische Einbettung von "Naked Youth", der vielleicht nicht ganz so radikal neu war wie "Crazed Fruit" vier Jahre früher, aber sich noch energischer von "Papas Kino" abgrenzte, vor allem von Ozu. Hier ist die Familie kaputt, keine Spur von Respekt gegenüber den Älteren, nichts mehr da von zärtlicher Annäherung. Es wird vergewaltigt, verletzt, geschwitzt. Alles eingefangen mit einer virilen Kamera, meistens in Bewegung, hin und wieder verwackelt, oft konzentriert auf Nahaufnahmen. Dieser Stil schlug tatsächlich ein und der Film avancierte zu einem derart lukrativen Überraschungshit, dass das Studio Shochiku regelrecht vor der Pleite gerettet wurde. 

Ist er denn auch wirklich gut? Es geht. So richtig Zugkraft bekommt das Werk nicht und auch die Ästhetik ist vielerorts etwas verhalten. Es gibt grandiose Momente, furiose Szenen, doch als Ganzes wirkt der Film fast schon zahm - seinem kontroversen Inhalt und der radikalen Umkehr der Ozu-Stilvorgaben zum Trotz. Die Behäbigkeit ist ziemlich überraschend, prahlt "Naked Youth" doch damit, ein junger, rebellischer Film zu sein. Wie eine Szene, in der Kiyoshi minutenlang an einem Apfel herum nagt, in ein Werk mit diesem Anspruch passen soll, bleibt ein Rätsel.

Am Besten kommt "Naked Youth" daher aus sich heraus, wenn es um Sex geht - vielleicht nicht verwunderlich, ist Regisseur Oshima doch immer noch wegen seinem 70er-Skandalfilm In the Realm of the Senses bekannt. Hier geht er züchtiger ans Werk, aber trotzdem grob. So findet der erste sexuelle Kontakt zwischen den Liebenden als Vergewaltigung auf schwimmenden Baumstämmen statt. Sex ist für die Jungen interessanter als das Leben "da draussen". Während etwa auf der Strasse gegen den US-japanischen Schutzpakt demonstriert wird, stehen Kiyoshi und Makoto am Strassenrand und reden über Sex. Das Resultat dieses triebgesteuerten Lebens ist aber alles andere als schön - so offenbart Kiyoshis ältere Geliebte einmal, sie habe ein Kind von ihm abtreiben lassen. Auch Makoto und ihre Schwester Yuki werden oder wurden Opfer ihrer Gefühle.

Das ist denn auch das Gelungene an "Naked Youth": Er ist nicht direkt ein Film, der den Aufstand der Jugend glorifiziert, sondern ihn wenn schon demontiert. Das hedonistisch-materialistische Aufbegehren der Halbwüchsigen schiesst ins Leere und ist weder besser noch schlechter als der Lebensstil der Älteren. Nur noch egozentrischer. Und halt etwas schneller. Etwas geiler. Die Flammen lodern etwas stärker, doch das erhöht nur die Gefahr, sich zu verbrennen. Oshima bettet all das in seine für die Zukunft des japanischen Kinos ungemein wichtige, aber künstlerisch nur knapp überdurchschnittliche zweite Regiearbeit, die solide gespielt und ansprechend inszeniert ist. Wenn man die Parallele zu Frankreich zieht: Er hat ungefähr die filmhistorische Funktion von "À bout de souffle" - aber nie und nimmer dessen Qualität.

 

MEINE DVD
 

GB, Code 2, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.
(Bild sehr dunkel. Der italienische Print soll etwas besser sein).

 

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SCREENSHOTS

 


 

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