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Drama
Japan 1975
Alternative Titel Sakura no mori no mankai no shita; Under the Cherry Blossoms; 桜の森の満開の下

Regie Masahiro Shinoda
Drehbuch Masahiro Shinoda und
Taeko Tomioka nach einem Roman von Ango Sakaguchi
Darsteller Tomisaburo Wakayama, Shima Iwashita, Hiruko Isa, Ko Nishimura, Hideo Kanze

Länge 95 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 10.8.08
©  Bilder Toho, Screenshots molodezhnaja


STORY
Ein verrohter Mann, der in einem abgelegenen Teil der Berge lebt, überfällt eine kleine Karawane. Die Begleiter tötet er, die schöne Frau (Shima Iwashita) nimmt er mit zu sich. In seinem Haus angekommen verlangt die Frau, dass der Mann all seine früheren Ehefrauen töte - bis auf ein hinkendes Mädchen, das als Dienerin walten soll. Der Mann zögert nicht lange und schlachtet die Gefährtinnen ab. Die Frau beginnt ihren wilden Gatten immer stärker zu kontrollieren und überredet ihn letztendlich zum Wegzug in die Stadt, wo sie mit ihren Ansprüchen und ihrem Glamour richtig aufgehoben sei. Sex gibt es für den Mann bald nur noch, wenn er seiner Frau die abgehackten Köpfe von Menschen mitbringt, mit denen die Frau ein skurriles Theater veranstaltet.

 

REVIEW
Der Titel des Werks rührt daher, dass in der Edo-Zeit der Aberglaube existierte, man werde in einem Wald voller blühender Kirschbäume verrückt. Masahiro Shinoda nutzt diese Idee in "Under the Blossoming Cherry Trees" als Weg, um sein bizarres Drama mit einem Hauch von Geisterfilm-Thematik und -
Ästhetik anzureichern. Das Finale verfrachtet das visuell berauschende Werk dann komplett in die Domäne japanischer Geisterfilme und macht das stets leicht surreal angehauchte Drama zu einem faszinierenden Trip.

Er basiert auf einem Roman des kontroversen Autors Ango Sakaguchi (1906-1955), dessen 1946er-Essay "Discourse on decadence" Japans Rolle im Zweiten Weltkrieg auf die Werte des Bushido zurückführte und die Dekadenz und den Individualismus des Nachkriegsjapans als authentischer bezeichnete. Auch in "Under the Blossoming Cherry Trees" spielen Dekadenz und Individualismus tragende Rollen. So ist der Waldmann losgelöst von der Gesellschaft und führt ein autarkes Leben ohne Autorität. Die Frau dagegen stammt aus der auf Werten und Regeln aufbauenden Gesellschaft, entpuppt sich aber rasch als mindestens so einzelgängerisch. In der Stadt bleibt sie stets allein, Gesellschaft leisten ihr nur die abgehackten Köpfe. Das Schicksal der Opfer ist ihr Wurst, es zählt nur ihr eigenes Vergnügen.

Darin verpackt New-Wave-Regisseur Masahiro Shinoda auch eine eigene Gesellschaftskritik, indem er die Dekadenz und Ich-Bezogenheit anprangert - mehr noch bei der Frau als beim Mann, denn sie stellt sich rasch als viel bösartiger heraus als er. Die traditionell unterwürfige Rolle der Frau in der japanischen Gesellschaft wird auf den Kopf gestellt, wodurch sie zur Gefahr für ihre Umwelt wird. Schuld daran hat jedoch der Mann, der sie in diese Rolle drängt und nur seiner Lust wegen jedem Befehl der Schönen nachgibt. Das Rollenverhältnis im Film ist nicht primär eines, mit dem Shinoda etwas anprangern oder vorschreiben will, er spielt lediglich mit ungewohnten Perspektiven. Diese kann man durchaus auch auf ihre Frauenfeindlichkeit durchleuchten oder umgekehrt die Erstarkung der Frau manifestiert sehen.

Weniger gelungen als die zentrale Beziehung ist die Einleitung, in der eine Kinderstimme in der Gegenwart erklärt, dass die Kirschbäume früher als bedrohlich eingestuft wurden. Diese ganze Sequenz in der Gegenwart wirkt im Gegensatz zum Rest des Films etwas profan und beliebig - man hätte sie mühelos weglassen können. Alles was danach kommt, hat jedoch Klasse: Kameramann Tatsuo Suzuki (The Man Who Stole the Sun) schuf beeindruckende Bilder und einige unvergessliche Kompositionen mit Menschen und Kitschblüten. Der Soundtrack von Kultkomponist Toru Takemitsu (Woman in the Dunes, Assassination) baut eine leicht unheimliche, aber dennoch sanft fliessende Atmosphäre auf. Und die Schauspieler um Lone Wolf and Cub-Kultstar Tomisaburo Wakayama sowie Shinodas Ehefrau Shima Iwashita leisten Vorbildliches.

Letztendlich ist "Under the Blossoming Cherry Trees" vielleicht weniger tiefgründig, als man bei einem Regisseur wie Shinoda und einer Vorlage von Sakaguchi annehmen könnte. Der Blick auf die verschobenen Geschlechterrollen und der Einblick in die Gesellschaft der Edo-Zeit haben ihre Aussagekraft und lassen Deutungsversuche zu, doch wichtiger und kraftvoller ist Shinodas Atmosphäre des Unbehagens, die er aufbaut. Sei es in den Bergen oder später in der Stadt, in der mit den abgeschnittenen Köpfen das Element der Groteske beinahe in den Vordergrund rückt, oder dann beim tollen Finale: Stets schaut man gebannt den Entwicklungen zu, die Shinoda so kunstvoll darbietet. Bettler sehen aus wie Zombies, Ehefrauen verhalten sich wie Dämonen, Köpfe rollen, Mönche drehen durch - und über alles ergiessen die Kirschbäume ihre Blüten. Eine tolle Sache.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch mono mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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