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Melodrama. Indien. Hindi und Englisch
Alternative Titel -

Regie Sanjay Leela Bhansali
Drehbuch Sanjay Leela Bhansali, Prakash Kapadia, Bhavani Iyer
Produktion Sanjay Leela Bhansali
Musik Monty Sharma
Kamera Ravi K. Chandran
Choreografie -
Darsteller Amitabh Bachchan, Rani Mukherjee, Nandana Sen, Shernaz Patel, Ayesha Kapoor
Länge 119 Min.

Kinostart 4.2.2005
Trade classification
Hit
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 6.4.05
©  Bilder Yashraj Records, Screenshots molodezhnaja


STORY
Katherine (Shernaz Patel) und ihr Mann Paul McNally (Dhritiman Chatterjee) sind bestürzt: Die Ärzte haben ihnen offenbart, dass Töchterchen Michelle nicht sehen und hören kann. Selbst als Teenagerin verhält sich Michelle (Ayesha Kapoor) deshalb wie ein Tier. Es ist kein Kontakt zu ihr möglich, keine Erziehung. Paul will sie deshalb in ein Institut überweisen, doch Katherine wirft ein, dass ihre Tochter ja nicht geistig behindert ist - nur taubstumm. Sie wendet sich an den trinkenden alten Haudegen Debraj Sahai (Amitabh Bachchan), der Michelle zu einem Mitglied der Gesellschaft machen soll. Doch seine Erziehungsmethoden sind so rabiat, dass Paul ihn aus dem Haus haben will. Als Mr. McNally aber für 20 Tage verreist, nutzt Sahai die Chance, um Michelle zu "trainieren". Er bringt ihr Blindenzeichen und den Sinn von Worten bei (1). Tatsächlich gelingt es ihn, Michelle aus ihrerm bisherigen Zustand zu erlösen. Viele Jahre später ist Michelle (Rani Mukherjee) eine ehrgeizige junge Frau, die den Uni-Abschluss machen will (2). Sahai weicht nicht von ihrer Seite, denn er übersetzt die Vorlesungen für sie. Doch während sie nur langsam Fortschritte macht, zeigen sich bei Sahai Zeichen von Alzheimer.

 

REVIEW
"Black" muss man feiern. Sanjay Leela Bhansali hatte nach seinem Magnum Opus Devdas den Mut, einen ungewöhnlichen Film anzupacken: ohne Songs, nur zwei Stunden lang und mit eher gemütlichem Erzähltempo. Eben "Black". An seinem Erfolg zweifelten nicht nur Analysten. Doch das Melodrama begeisterte die Massen vor allem in den Städten und hielt sich in den Charts, um tatsächlich zum Hit aufzusteigen. Er hat es denn auch voll verdient. Nicht nur, weil er etwas wagt (ein Umstand, der indische Kritiker immer wieder zu überrissenen Lobeshymnen animiert) - sondern vor allem, weil er wirklich gut ist. Bhansali und sein Kameramann Ravi K. Chandran (Dil Chahta Hai, Kannathil Muthamittal, Yuva), der sich immer mehr zu einem der visuell stärksten Kamermänner Indiens entwickelt, erschaffen eine künstliche und doch realistische Welt, in der sich Licht und Dunkelheit den Platz streitig machen (3) und eine Pracht entfalten, die jenseits der Opulenz von Devdas liegt, aber trotzdem den Augen den ganzen Film hindurch schmeichelt. Manche Setups strotzen vor Kitsch und wirken trotzdem so rein, so echt, dass es eine Freude ist (4).

"Black" ist aber nicht nur bildstark (5), er ist auch akustisch überzeugend dank eindringlicher Musik. Die Sets sind nostalgisch angehaucht und meistens in eine Stimmung versetzt, die einen beinahe märchenhaften Reiz entwickelt. Sei es mit Schnee, Nebel oder Regen. Dann ist da aber auch das Thema. Ungewöhnlich auf jeden Fall - aber so ungewöhnlich auch wieder nicht, immerhin hat Bhansali sein Regiedebüt mit dem "Jenseits der Stille"-Remake Khamoshi: The Musical begonnen. Er hat also durchaus Erfahrung mit Taubstummheit im Film. "Black" knüpft aber noch mehr an ein anderes Werk an - in gewissem Sinne ist er wie der Vorläufer ein Remake. Und zwar eines des amerikanischen Melodramas The Miracle Worker (1962) mit Anne Bancroft. Jenes basiert auf dem Buch "The Story of My Life" von Helen Keller und nicht umsonst dankt Bhansali in den Credits Frau Keller. Seine Inspiration ist also durchaus kein Geheimnis. Auch nicht, dass Bhansali sich wirklich für das Schicksal behinderter Menschen interessiert, dass ihm dieses Thema sehr am Herzen lag. Das spürt man in jeder Sekunde. Vielleicht versucht er sogar zu sehr, uns dies ganz intensiv spüren zu lassen. Natürlich ist "Black" auch ohne Songs ein Bollywoodfilm und deswegen in Sachen Emotionen überhaupt nicht subtil - aber im Umfeld eines scheinbar realistischeren Werks wie "Black" fällt die Nachdrücklichkeit der Emotionen eher auf.

Es ist also durchaus so, dass "Black" seine Mängel hat. Er hat sogar recht viele, weshalb ich jene Kritiken nicht ganz verstehen kann, die ihn als Offenbarung für das indische Kino hinstellen. Das ist er nicht. Er bietet eine willkommene Abwechslung zum Mainstream, ohne gänzlich dem Arthaus-Kino anheimzufallen. Doch er ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Primär wegen der Geschichte. Sie ist nicht neu. Das kann man noch akzeptieren. Sie ist aber auch nicht originell. Bhansali geht sogar so schamlos vor, dass ihm Blindheit und Taubheit nicht genügen. Anders als in Kellers Buch und in "Miracle Worker" schiebt er noch Alzheimer in die Story rein und drückt damit derart aggressiv auf die Tränendrüsen, dass es weh tut. Ich musste ja auch weinen zum Schluss, weil Bhansali ein umwerfender Techniker ist, doch ganz verdient hat "Black" dies auch wieder nicht. Mit so vielen "Krankheiten der Woche"-Melodramatik auf einem Haufen ist es schliesslich einfach, Gefühle zu erzeugen.

Das ist auch ein Grund, warum ich Filme mit behinderten Protagonisten skeptisch gegenüber stehe. Nicht, weil ich etwas gegen behinderte Mitmenschen hätte, aber weil diese Darbietungen einen zusätzlichen Mitleidseffekt erzeugen, der das rationale Denken bisweilen ausschalten kann. Viele Zuschauer glauben, wenn ein Schauspieler seine Augen verdreht und wie Steve Wonder in der Gegend rumschaut, sei das anspruchsvolles Spiel. Das ist nicht so. Viele der deutlich sichtbaren Kinofiguren sind deshalb leichter zu spielen, als subtile - und trotzdem kriegen erstere die doppelte Anerkennung. Man nehme etwa den unsäglichen "I Am Sam" oder den deutlich besseren "Rain Man". Sie setzen ganz auf unsere Sympathie und unseren Glauben, dass es schwierig ist, einen behinderten Menschen zu spielen. Dabei hat man so eigentlich mehr gestalterische Fähigkeiten, mal kann sogar mal overacten. Im allerschlimmsten Fall wird dies dann unfreiwillig komisch, doch meistens sieht man eher eine eindringliche Performance.

Das will ich aber nicht die Darbietungen der Akteure in "Black" nicht schlecht machen. Im Gegenteil! Gerade in den Szenen, in denen Rani eher ruhig sein muss, ist sie sogar brillant (6). Sie bleibt den Film hindurch ohne Dialoge und verständigt sich mit einer umwerfenden Körpersprache. Selbst ihr Gang, der an Charlie Chaplin angelehnt ist (nicht umsonst sieht man mal ein Poster von "The Kid", 7), ist einfach stimmig und überzeugend. Amitabah siedle ich etwas darunter an. Er hat seltsam theatralische Monologe am Anfang, mit denen ich echt gar nichts anfangen konnte. Doch im Verlauf wächst einem der knorrige Kerl ans Herz und auch Big Bs Performance kann somit gelobt werden. Nur sein Altersmakeup (8) in den späteren Szenen ist zum Schiessen schlecht. Vor allem die Hände. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er und Rani eine grossartige Chemie haben - selbst bei einem oft diskutierten Küsschen, in dem so viel drin steckt und das im Halblicht eher zum Denken anregt, als nur den Hauch von Erotik weckt. Von den anderen Darstellern spielt die kleine Newcomerin Ayesha Kapoor die animalischere junge Michelle mit Inbrunst. Sie kriegt denn aus oben genannten Gründen am meisten Lob von den Kritikern. Ich bin mir nicht sicher, ob es vollumfänglich verdient ist - aber sie spielt auf jeden Fall absolut glaubwürdig. Auch die kleineren Parts werden von Nandana Sen, Shernaz Patel und Dhritiman Chatterjee makellos dargeboten. Schauspieler in Indien dürften sich nach solchen Rollen sehnen, die einmal wirkliches Talent von ihnen fordern.

Alles in allem gehört das Schauspiel trotz kleiner Einschränkungen zum absoluten Plus von "Black". Dazu die visuelle Schönheit der Kompositionen, die fragile Erzählweise und die herzerwärmenden Emotionen: Ja, den Film kann man bloss empfehlen, selbst wenn er - wie erwähnt - keine Offenbarung ist. Ein letztes Wort sei dem Ende gewidmet: Es geht für mich nicht ganz auf. Ohne zu spoilern, sag ich mal, dass einer Figur eine Zukunft suggeriert wird, die nicht glaubwürdig erscheint. Mist. Das kapiert man nicht. Vielleicht wirds klarer, wenn ihr den Film gesehen habt. Aber ich habe für mich die letzten paar Sätze irgendwie nicht geschluckt - trotz verheulten Augen. Da siegte anscheinend der kommerzielle Filmemacher Bhansali über den mutigen Filmemacher Bhansali und sucht einen Ausweg aus einer bereits weiter oben angeklagten dramaturgischen Sackgasse. Aber letztendlich ist der Film trotzdem abgerundet und bleibt zweifellos ein Highlight des bisher enttäuschenden Bollywood-Jahrgangs 2005.

 

SONGS
-

 

MEINE DVD
Yashraj (USA), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Hindi Dolby Digital 5.1 mit englischen Untertiteln
Disk Rating * * * ½ (Schönes Digipack. 1. Disk: Bild gut, je 20 Minuten Interviews und Making-of - nicht untertitelt, Trailer. 2. Disk: Originalsoundtrack)

 

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EXTERNE REVIEWS 
indiafm.com (2/5)
Planetbollywood (9.5/10)

Radio Sargam (9/10)
BBC (
5/5)
Rediff (
SLB's indulgence, SLB's pain, SLB's pleasure, SLB's passion)

 

SCREENSHOTS
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Ayesha Kapoor, Shernaz Patel, Dhritiman Chatterjee Rani Mukherjee Rani Mukherjee Rani Mukherjee, Amitabh Bachchan Rani Mukherjee vor der Christ Church (Shimla) Rani Mukherjee Amitabh Bachchan, Rani Mukherjee Amitabh Bachchan
 

 


 

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