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2006
> BIG BANG LOVE, JUVENILE A
Drama
Japan 2006
Alternative Titel
Big Bang Love; 46-okunen no koi; 46
億年の恋;
4.6 Billion Years of Love; Juvenile A: Big Bang Love; 4600 Million Year Love
Regie
Takashi Miike
Drehbuch Masa Nakamura nach der
Graphic Novel "Shonen A ereji" von Ikki Kajiwara
und Hisao Maki
Darsteller
Ryuhei Matsuda, Masanobu Ando, Keniji Endo, Renji Ishibashi, Yosuke Kubozuka
Länge 81 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16 (FSK: 18)
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 1.6.07
© Bilder REM,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Ein Gefängnis in einem unbekannten Ort zu einer unbekannten Zeit: Der wütende
Shiro Kazuki (Masanobu Ando) und der stille Jun Ariyoshi (Ryuhei Matsuda) werden
gleichzeitig eingeliefert, weil sie unabhängig voneinander gemordet haben. Der
schüchterne Ariyoshi fühlt sich vom brutalen Kazuki angezogen. Der wiederum
glaubt, dass nur Ariyoshi ihn wirklich verstehen kann. Da wird Kazuki erwürgt
aufgefunden und Ariyoshi behauptet, er habe es getan. Die Polizei ermittelt.
REVIEW
Mitte der 90er etablierte sich Takashi Miike als Enfant terrible der
japanischen Filmszene. Mittlerweile osziliert er mühelos
zwischen kassentauglichen Genre-Werken und festivalskonformen
Experimentalfilmen. Letzteres unterstrich er mit seinem missratenen Irrläufer
Izo und der Theateraufführung "Demon Pond", die nun beide als eine Art
Vorstudie für "Big Bang Love, Juvenile A" herhalten können. Das experimentelle
Drama basiert auf der Graphic Novel "Shonen a ereji" ("Elegy
For Boy") von Hisao Maki und seinem 1986
verstorbenen Bruder Ikki Kajiwara, die unter dem Namen
Ato Masaki auftraten. Doch Miike gab Drehbuchautor Masa Nakamura (Dragonhead,
The Bird People in China) alle Freiheiten,
sich vom Ursprungsmaterial zu entfernen. Und Miike wiederum löste sich an
manchen Stellen gänzlich vom Skript. So verlangt die erste Szene etwa ein
Setting im südamerikanischen Dschungel. Da dies budgetmässig nicht drin lag,
sehen wir die Texteinblendung "Tropen" - und danach nur Männer vor einem
neutralen Hintergrund.
Sie führen ein Männlichkeitsritual durch, wobei ein alter Herr einen Jüngling instruiert, wie er die Männlichkeit von einem virilen Tänzer/Krieger übernehmen kann. Die Szene prickelt vor homoerotischem Subtext - keine Neuigkeit bei Miike. Doch selten zuvor frönte er diesem Thema mit solcher Sinnlichkeit wie hier. Der Prolog geht weiter, der mittlere Mann, übersät mit Tattoos, beginnt zum pochenden Beat einen Tanz. Und als Zuschauer ist man bereits einmal perplex. Doch die visuelle Herangehensweise, die in den ersten Minuten sehr theatralisch, aber dank dem exzellenten Framing doch wieder ungemein cineastisch ist, lenkt davon mühelos ab. Der Film packt einen bereits da.
Erst danach tauchen wir in die eigentliche Story ein und ich war fasziniert. Was Miike hier an zwischenmännlicher Anziehung aufbaut, sprüht Funken, seien es die Nahaufnahmen einer mit Schweissperlen bedeckten Schulter oder die suggestiven Winkel - das hat puren Sex. Nicht zuletzt wegen dem schlauen Casting von Masanobu Ando (Gimmy Heaven) und Ryuhei Matsuda (Nana). Letzterer ist seit seinem Debüt Taboo abonniert auf feminine Parts und zeigt hier mit wenig Mimik wieder ein verführerisches Spiel. Ando wiederum ist geladene Energie. Seine Fäuste schlagen erbarmungslos zu, seine schlecht sitzende Gefängnisuniform wirkt wie ein sexy Mix aus Jean-Paul Gaultier und einem Poncho und seine Tattoos unterstreichen die rebellische, maskuline Ader. Von der Anziehung dieser gegensätzlichen Männer lebt die erste Filmhälfte, die auch mit starker Bildsprache glänzt - umso erstaunlicher, weil hier ein Neuling als Kameramann fungierte.
Doch nach etwa 40 Minuten habe ich aufgehört, mir Notizen für allfällige Screenshots zu machen und etwa zur selben Zeit beginnt die Story ihre Talfahrt. Statt das am Anfang angedachte weiterzuspinnen, kommt ein mässig involvierender Krimiplot zum Zug, der mit Jean-Luc-Godard-inspirierten, eingeblendeten Ermittler-Fragen gespickt ist. Die Ereignisse lehnen sich derweil eher an David Lynch, einen von Miikes Liebelingsregisseuren an, und werden zusehends kryptischer. Das existenzialistische Gewäsch wird schon im Originaltitel "4.6 Milliarden Jahre Liebe" angedeutet, der sich auf das Alter der Erde bezieht und irgendwas mit Zeit und Ewigkeit suggerieren will. Eure Vermutung ist so gut wie meine - dasselbe gilt für den mittelamerikanischen Tempel, der gen Himmel ragt, die Rakete, die ins All startet. All das kann man irgendwie deuten, doch Nutzen entsteht daraus kaum. Miike verzettelt sich in selbstgefälligem Kunstfilm-Arrangement, an dem sich vor allem die aufheizen können, die Miikes frühere Filme zu plakativ fanden. Lieber plakativ als ins Leere hinausphilosophieren. Weil der Film immerhin visuell kraftvoll bleibt, verflüchtigt sich das Interesse nicht völlig, doch es flacht ab.
Auf Izo-Niveau sinkt "Big Bang Love" nie, dazu ist er viel zu schick inszeniert und anfänglich auch viel zu fesselnd. Doch es zeigt sich einmal mehr, dass Miike eine Transformation durchmacht hin zum Mindfuck-Pulp-Exotheriker, bei dem Transzendenz, Religion, Meta-Ebenen, Regenbogen-Kitsch, Gewalt und Brecht'sche Ideen zum Ideen-Sumpf verschmelzen. Das fasziniert all jene, die bei Filmen gerne nicht drauskommen, damit sie später berichten können, wie quer das Werk zum Hollywood-Mainstream steht. Schade nur verliert die Welt dadurch einen weiteren radikalen Regisseur an die Arthaus-Front. Ich hoffe, er kommt bald wieder vom frei-assoziativen Izo-esken Stil weg oder wechselt ihn wenigstens weiterhin mit unterhaltungsorientierten Material ab. "Big Bang Love" ist dank charismatischen Akteuren, einer grandiosen ersten halben Stunde und dem visuellem Flair ein Mittelding, doch am Schluss bleibt bei aller Faszination (und die ist sehr gross) doch ein leises Gefühl der Enttäuschung.
MEINE
DVD
Deutschland, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 2.0 mit deutschen Untertiteln.
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