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Drama
Japan 2008
Alternative Titel Aruitemo aruitemo; Even If You Walk and Walk;
歩いても 歩いても

Regie und Buch Hirokazu Kore-eda
Darsteller Abe Hiroshi, Yui Natsukawa, You, Kazuya Takahashi, Shohei Tanaka, Kirin Kiki

Länge 114 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
o.A.

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 4.2.09
©  Bilder TV Man Union, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der alte Dr.
Kyohei Yokoyama (Yoshio Harada) und seine Frau Toshiko (Kirin Kiki) laden zur Familienzusammenkunft anlässlich des 15. Todestags des ältesten Sohnes Junpei. Der zweitälteste Sohn Ryota (Abe Hiroshi) hat nur wenig Lust auf den Besuch - denn er ist arbeitslos und hatte immer mit weniger Liebe auszukommen als Junpei. Doch er kann nur schwer absagen. Zum Besuch bringt er seinen Stiefsohn Atsushi (Shohei Tanaka) sowie seine Frau Yukari (Yui Natsukawa) mit, die er nach dem Tod seiner ersten Gattin geheiratet hat. Bereits anwesend ist Ryotas Schwester Chinami Kataoka (You), die sich mit ihrer Mutter ausgezeichnet versteht. Im Verlauf eines Tages schwelgt die Familie in Erinnerungen und redet über Gott und die Welt.

 

REVIEW
"Still Walking" ist ein klassischer "in dem nichts passiert"-Film. Aber gerade diese Art von cineastischer Kunstform haben die Japaner perfektioniert. Denn es passiert nur vordergründig nichts, wenn hinter einfachen Gesten und simplen Dialogen vielmehr Weltbewegendes steckt. Grosses Drama in kleinen Erschütterungen, tiefschürfende Erfahrungen in stillen Szenen. Schon Altmeister Yasujiro Ozu bediente sich dieser Technik, um seine Familienfilme zu inszenieren, und viele Jahrzehnte später hat er eine ganze Serie von legitimen Nachfolgern. So etwa mein persönlicher Meister der kleinen Gesten und präzisen Sentimentalität, Yoji Yamada. Und neuerdings auch Hirokazu Koreeda. Der Regisseur begann seine Karriere als Dokfilmer, gab sich dann eher dem Kunstfilm hin, bevor er mit Nobody Knows seine bislang beste Arbeit ablieferte und sich ganz dem Naturalismus verschrieb. Sein jüngstes Werk "Still Walking" treibt dies noch auf die Spitze und stellt seine Ozu-eskeste Arbeit überhaupt dar.

Die schwer in eine Zusammenfassung zu packende Handlung, die auf einem Roman basiert, den Koreeda selbst verfasst hat, passiert innerhalb eines Tages und primär in der Yokoyama-Residenz. Rasch wird klar, dass das Zusammentreffen keine leichte Sache wird. Jeder in der Familie hat emotionale Narben, viele im Zusammenhang mit dem Tod von Vorzeige-Sohn Junpei. Dessen Bruder Ryota leidet ganz besonders, da er als schwarzes Schaf angesehen wird und zeitlebens nicht mit seinem Bruder mithalten konnte - und schon gar nicht mit einem toten Bruder, an den alle nur die besten Erinnerungen haben. Dass er nun Witwer ist und eine Witwe geheiratet hat, wird von den Eltern auch nicht gerade goutiert. Sein Stiefsohn wird wie ein Gast behandelt, nicht wie ein Familienmitglied. Die Eltern wiederum scheinen ihre eigenen Sorgen zu haben, Mama flüchtet sich gerne in erschreckende Direktheit, während der Vater sich abkapselt und die Stimmung mit seiner Gehässigkeit vergiftet.

Einzig Chinami scheint mit sich einigermassen im Reinen zu sein. Gespielt wird sie von der wunderbaren You, der Mutter aus Nobody Knows. Ihre etwas krächzende Stimme und ihre seltsam faszinierende Körpersprache machen sie zu einer einzigartigen Figur. Neben ihr glänzt der vielbeschäftigte Hiroshi Abe (Hero) mit einer enorm zurückhaltenden und gütigen Darbietung. Er spielt die Hauptrolle, lässt seinen Co-Star aber allen Platz, den sie brauchen. Genial auch Kirin Kiki (Tokyo Tower) als Mutter. Und Koreedas Entdeckung Shohei Tanaka aus Hana zeigt einmal mehr, dass der Regisseur bei Kinderdarstellern ein ungeheuer gutes Händchen hat. Der Kleine ist wirklich toll und völlig frei von Allüren.

Man kann auch gleich das Ensemble als Ganzes loben. Alle leisten Bemerkenswertes, alle sind voll drin im Groove des Realismus'. Koreedas Erfahrung als Dokfilmer, aber auch seine Improvisation bei Nobody Knows kommen ihm hier voll zu Gute. Alles wirkt natürlich, echt und ehrlich. So kann es bei einem Familientreffen ablaufen, inklusive banalem Smalltalk, weniger banaler Nostalgie und herzzerreissendem Schmerz. Genial dabei ist, wie ungeheuer effizient und präzise Koreeda vorgeht. In einer auf den ersten Blick nichtssagenden Sequenz zum Beispiel ist Ryota im Badezimmer und sieht eine Metallstange in der Dusche. Er fasst sie an und man kann in seinem Gesicht lesen, dass er sich um seine Eltern sorgt - dass er ihr Alter wahrnimmt. Sie mögen ihn ein Leben lang schlecht behandelt haben, doch er hegt dennoch Gefühle für sie. All das zeigt Koreeda in wenigen Sekunden. Ohne Worte. Ohne einen Wink an die Zuschauer, dass sie das nun gefälligst zu interpretieren haben.

Koreeda drehte, nach eigenen Worten, mit "Still Walking" seinen bisher persönlichsten Film, den er als Verarbeitung des Todes seiner Mutter ansieht. Doch trotz dieses Themas verweigert er sich strikte der Sentimentalität, anders etwa, als es Yoji Yamada in seiner Mutter-Ode Kabei getan hat. Vielleicht gefällt er mir daher etwas weniger gut, denn ich habe eine weiche Stelle für gehobene Sentimentalität. Für kunstvollen Kitsch. Hier gibts nichts davon. Und dennoch (für andere eher deswegen), ist das Werk sehenswert. Unbedingt sogar. Denn es illustriert unaufgeregt und manchmal verblüffend präzise die Dynamik in einer ganz normalen Familie. In einer Sippe, in der alle ihre Schwächen haben und sie auch zeigen. Dass der Film zudem mit nüchtern starken Bildkompositionen sowie herausragende Akteuren aufwarten kann, schadet ihm freilich auch nicht. Für Freunde des subtilen Kinos ist er daher ein Muss. Alle anderen dürften sich Mangels sichtbarer Dramaturgie etwas langweilen, aber der Einfachheit und Ehrlichkeit des Gezeigten letztendlich auch wohlwollend gegenüberstehen.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

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imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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