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1998
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Drama
Japan 1998
Alternative Titel
Wonderful Life; Afterlife; Wandafuru raifu;
ワンダフルライフ
Regie
Hirokazu
Kore-eda
Drehbuch Hirokazu
Kore-eda
Darsteller Arata, Erika Oda, Susumu Terajima, Takashi Naito, Taketoshi
Naito, Sayaka Yoshino
Länge 118 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung o.A.
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . |
© Text Marco,
molodezhnaja 4.11.07
© Bilder New Yorker Video,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Wer stirbt kommt in ein grosses Haus, in dem Berater einen zum Interview bitten.
Ihr Ziel: In drei Tagen dem
Verstorbenen
die schönste Erinnerung zu entlocken. Diese Erinnerung wird
der Verstorbene mit nehmen können in die Ewigkeit - alles andere vergisst er. So
loten die Berater um Takashi (Arata), Shiori (Erika Oda) und Satoru (Susumu
Terajima) die Emotionen und Erinnerungen von dieser Woche 22 Leuten aus. Unter
ihnen die junge Kana (Sayaka Yoshino), die von Disneyland erzählt, der auch jung
verstorbene Yusuke (Yusuke
Iseia), der sich weigert, sich auf eine Erinnerung festzulegen, und der alte
Ichiro (Taketoshi Naito), der Mühe hat, überhaupt ein schönes Erlebnis zu
finden.
REVIEW
Drei Jahre nach seinem Spielfilmdebüt "Maboroshi"
begeisterte
Hirokazu Kore-eda (Nobody
Knows) die Filmwelt mit einer
tragikomischen Geschichte
um den Tod - und mehr noch: um das Leben an sich. Mit
38 Jahren zeigt der Regisseur eine ungeheure Reife im
Umgang mit diesen essentiellen Themen und gerade weil er es schafft, sie auf
einfache visuelle wie thematische
Ebenen
zu bringen, gebührt ihm grosser Respekt. Ein weniger
von der seiner Vision überzeugter Filmemacher hätte das Werk überladen mit
Effekten oder Rückblenden, ein überambitionierter Regisseur hätte alles in
prätentiösem Gelaber ertränkt. Nicht Kore-eda. Er weiss, wie genial seine
Ausgangslage ist und macht daraus einen einfach wirkenden und daher umso
kraftvolleren Film.
Die Grundidee ist bestechend, weil sie den Zuschauer direkt anspricht: Welche Erinnerung würde ich mitnehmen? Natürlich ärgert man sich zuerst einmal darüber, dass es nur eine sein soll. Was für ein doofes Konzept. Doch genau darin liegt der Clou. Das Konzentrieren, das Auswählen, das Suchen. Welche Erinnerung ist so gut, dass man eine Ewigkeit lang alleine von ihr leben könnte? Gibt es eine solche überhaupt? Und in dieser Frage liegt die Tragik einiger Figuren, denn wer sie nicht hat, wer keine solche Erinnerung findet, der landet mehr oder weniger in einer Art Hölle. Ohne unendliches Glück, ohne unendliches Wiederholen des schönsten Moments.
Kore-edas Konzept von Himmel und Hölle, sofern man das so nennen soll, ist aber eben ein zutiefst menschliches. Spirituelle Ideen können sich angesichts der extrem nüchternen Inszenierung kaum einschleichen: Beamte analysieren die Erinnerungen, das Haus wirkt einfach, die Menschen alle gelassen, die Interviews sind oft improvisiert und die Schauspieler bedienen sich eigener Erinnerungen. Selbst der leuchtende Mond, der ein wenig spirituellen Gehalt zu bergen scheint, entpuppt sich letztendlich als Farce. Nein, hier ist nichts verklärt durch Religion, Esoterik oder Firlefanz. Hier gehts um eine Entscheidung. Und darum, das Leben im Tode schätzen zu lernen - nicht zuletzt gilt das natürlich für das Publikum. Kore-eda ruft dazu auf, die Erinnerungen zu ehren, schöne Erlebnisse zu pflegen und ganz allgemein das Leben zu geniessen. Nicht umsonst spielt der japanische Titel auf Frank Capras Meisterwerk "It's a Wonderful Life" an. Kore-eda liefert hier seine eigenen, zutiefst humanistischen Aufruf zu mehr Lebensfreude.
Ein paar Probleme hatte ich mit dem Film derweil schon. So wirkt es etwas sperrig, dass die Beamten die Erinnerungen danach nachspielen und filmen - das birgt zwar auf einer Meta-Ebene eine interessante Note betreffend Film als zeitloses Medium der Erinnerung, doch die Idee an sich ist holprig, zumal die gesamten Lebensmomente jedes Menschen auf Video aufgezeichnet sind, was vorher deutlich gemacht wird. Also wieso nicht einfach besagte Stelle auf dem Video suchen und diese verwenden, statt ein durchschaubares Nachspielen? Kann sein, dass mir der Punkt entgangen ist, der erklärt, dass nur jene nachgespielt werden, von denen eine Person nicht mehr genau weiss, wann sie stattfanden (und daher nicht auf Video auffindbar sind), aber trotzdem will dieses Konzept mit dem Nachspielen nicht 100% aufgehen.
Auch die nüchterne Inszenierung fordert bisweilen ihren Tribut, wenn der Film ein wenig zu schleppen beginnt. Doch Kore-eda hält sich ganz strikt an seine Vorgabe, ohne Musik, dafür mit teilweise zackigen Jump-Cuts im Dokfilm/Interview-Stil einen Film zu drehen, der dieses doch sehr übersinnliche und eben spirituelle Thema in ein alltägliches Kleid packt, in eine Welt verpflanzt, in der Bürokraten, Holztische und Videos den Ton angeben, nicht Engel, Wolken und Träume. Dieser Ansatz bleibt zwei Stunden lang faszinierend. Kore-eda vermittelt so auf eindrückliche und ans Herz gehende Weise, wie wichtig es ist, die schönen Momente in unserem Leben nicht zu vergessen, damit wir sie im düsteren Moment des Todes bewahren und rekapitulieren können, um so diese Welt nicht in Groll und Trauer verlassen zu müssen. Alle Leben haben ihre Tiefpunkte. Aber in "After Life" darf man diese vergessen und dafür den Höhepunkt bewahren. Das ist Kore-edas Himmel.
MEINE
DVD
USA, Code 0, NTSC
Bild:
Letterboxed Widescreen
Ton:
Japanisch 2.0 mit nicht ausblendbaren englischen Untertiteln.
BESTELLEN
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(USA)
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(D)
EXTERNE INFOS & REVIEWS
imdb.com
Roger Ebert (4/4)
James Berardinelli (3/4)
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