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> DIE WEISSE HÖLLE VOM PIZ PALÜ

 


 

Bergdrama. Deutschland 1929
Alternativer Titel -

Regie Arnold Fanck, G.W. Pabst
Drehbuch Arnold Fanck, Ladislaus Vajda
Produktion H.R. Sokal-Film GmbH
Kamera Sepp Allgeier, Richard Angst, Hans Schneeberger
Darsteller Gustav Diessl, Leni Riefenstahl, Ernst Petersen, Ernst Udet, Otto Spring, Mizzi Götzel
Länge 133 Min.

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 6.7.09
©  Bilder Arthaus, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die Bergsteiger
Johannes (Gustav Diessl) und Maria Krafft (Mizzi Gotzel) klettern mit dem Bergführer Christian (Otto Spring) den Piz Palü in den Schweizer Alpen hoch. Plötzlich wird Maria von einer Lawine in die Tiefe gerissen. Während Christian ins Tal eilt, versucht Johannes, der Verschollenen zu helfen. Erfolglos. Ihn plagen Schuldgefühle, weil seine Leichtsinnigkeit zu Marias Tod geführt hat. Jahre später trifft er, seelisch noch immer angeschlagen, die frisch verheiraten Hans (Ernst Peterson) und Maria (Leni Riefenstahl). Die beiden wollen den Piz Palü besteigen und Johannes begleitet sie. Bei ihrem Aufstieg geraten sie prompt wieder in Lebensgefahr.

 

REVIEW
Der studierte Geologe Dr. Arnold Fanck (1889-1974) war der Vorzeigeregisseur der Bergfilme während der Weimarer Republik. Zu seinen frühen Werken gehören "Der Berg des Schicksals" (1924) mit Luis Trenker und Der heilige Berg (1926) - doch grösste Bekanntheit erlangte er mit seinem Alpenepos "Die weisse Hölle vom Piz Palü". Wie immer drehte Fanck mehr oder weniger an Originalschauplätzen und liess seine Crew unendliche Strapazen erdulden. Die Nutzniesser dessen sind wir, die Zuschauer, die atemberaubende Bergbilder und beeindruckende Panoramen zu sehen bekommen. Da kann sich selbst ein moderner Genre-Vertreter wie "Nordwand", der grosse Teile der Bergszenen im Studio rekonstruierte, eine Scheibe davon abschneiden.

Mit im Alpenmassiv war auch Hauptdarstellerin Leni Riefenstahl. Wie auch bei dem thematisch verwandten Vorgänger "Der heilige Berg" und dem Nachfolger Stürme über dem Montblanc bewies sie Stunt-technisches Durchhaltevermögen und etablierte sich als wichtigste Frau im deutschen Bergfilm. Die Verbundenheit mit dem Thema führte so weit, dass sie 1932 ihr Regiedebüt Das blaue Licht ebenfalls in den Bergen ansiedelte - sich jedoch einer ungleich traumwandlerischen Atmosphäre verschrieb als in den rustikalen Werken Fancks. Dieses Debüt war es auch, das Adolf Hitler auf Frau Riefenstahl aufmerksam machte - und der Rest ist (traurige) Geschichte: Sie verschrieb ihr ungeheures Talent der NSDAP, drehte nicht zuletzt den bahnbrechenden Propagandafilm "Triumph des Willens" und war nach dem Krieg weg vom Fenster. In hohem Alter versuchte sie einen Neustart als Dokumentarfilmerin und war bei ihrem Tod im Alter von 101 Jahren Naturfotografin und älteste zertifizierte Tiefseetaucherin.

Ihr Leben ist mindestens so faszinierend wie jeder ihrer Filme - daher lege ich allen Informationshungrigen den Dokumentarfilm "Die Macht der Bilder" (1993) ans Herz, welcher in über drei Stunden Laufzeit auf etwas zu versöhnliche, aber facettenreiche Weise die Stationen der Frau R. nachzeichnet und sie in lange Interviews verwickelt. Doch hier im Film ist Leni Riefenstahl natürlich nicht alleinige Darstellerin. Sie wird unterstützt vom österreichischen Schauspieler Gustav Diessl, dem einzig in vier Fanck-Filmen aufgetretenen Ernst Petersen sowie dem deutschen Erst-Weltkriegs-Jagdflieger Ernst Udet, der sich selbst verkörpert.

Wichtigster Darsteller bleibt aber die Bergkulisse. Fanck fing mit Hilfe dreier Kameraleute ihre Schönheit ebenso ein wie ihre Gefahren. Lawinen, Gletscherspalten, steile Wände - all das strahlt hier ungeheure Faszination aus. Obwohl Fanck stets bodenständig blieb und Realismus hochhielt, entstanden einige Bilder von fantastischer, ja überirdischer Schönheit. Die sich im Eis spiegelnden Fackeln, in glasigen Wänden eingesperrte Akteure: Eine fremdartige Welt, die staunen lässt. Und noch faszinierender wird all dies dadurch, dass vor Ort am Piz Palü und dem leichter zu besteigenden Piz Morteratsch gedreht wurde. Es ist anzunehmen, dass ein Grossteil dessen Fancks Verdienst ist - obwohl er einen berühmten Co-Regisseur hatte: G.W. Pabst. Nach seinen zwei Louise-Brooks-Filmen "Die Büchse der Pandora" und Tagebuch einer Verlorenen griff Pabst bei der Inszenierung von "Die weisse Hölle am Piz Palü" unter die Arme. Es ist anzunehmen, dass er vor allem bei den Nicht-alpinen Szenen am Anfang zum Einsatz kam und bei der Schlussmontage ein Wort mitzureden hatte. Jedenfalls erweist sich die Kombination aus den Talenten Fancks und Pabsts hier als Glücksgriff.

Zum ganz grossen Klassiker reicht es dem Film indes nicht. Daran hat vor allem die Dramaturgie schuld. Nach einem temporeichen Start kommt die Story in der Berghütte fast zum Stillstand. Diese Passage dauert fast 40 Minuten und wird rasch öde, zumal zwischen den Figuren auch keine richtige Dramatik etabliert wird. Keine Dreiecksliebe, auch wenn Hans etwas eifersüchtig wird auf Johannes. Nein, vielmehr kriegen wir endlose Minuten Geplänkel. Selbst wenn es dann mal los geht und wir gen Gipfel klettern, gibt es ein paar überflüssige Schwenks über die grandiosen Panoramen. Die kann man verzeihen, schliesslich soll dies ein Bergfilm sein - und Berge kriegen wir. Aber zu lange Naturaufnahmen sorgen in Kombination mit den Berghüttenszenen dafür, dass "Piz Palü" mit 133 Minuten doch einiges zu lang ausfiel. Und eine Spur zu monoton.

Nach der Uraufführung 1929 wurde er leicht gestrafft und umgeschnitten, 1935 sogar als Tonfilm veröffentlicht. Erst 1997 konnte die Urfassung annähernd rekonstruiert werden. Zum Glück, denn das Werk zieht seine Kraft aus dem Arrangement der Bilder, einzig begleitet von der Musik. Die wurde für die Rekonstruktion vom Australier Ashley Irwin eingespielt (der Originalsoundtrack gilt als verschollen) und passt mit seiner opernhaften Wucht durchaus zum mit grosser Kelle angerührten Film. Hier wäre Subtilität wohl fehl am Platz, der Score kommt in Kombination mit den Bildern hervorragend. Stummfilmfans sollten sich das jedenfalls nicht entgehen lassen. "Die weisse Hölle vom Piz Palü" ist nicht der subtilste, nicht der schlauste, nicht der virtuoseste, nicht der spannendste oder gar beste deutsche Stummfilm. Aber er ist einer der stärksten Bergfilme und seinen kleineren und grösseren Schwächen zum Trotz ein bemerkenswertes Leinwandepos, auf das die Beteiligten durchaus stolz sein dürfen.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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