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Bergdrama. Deutschland 1932
Alternativer Titel
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Regie Leni Riefenstahl
Drehbuch Leni Riefenstahl, Bela Balazs und Carl Mayer (uncredited)
Produktion Leni Riefenstahl, H. R. Sokal
Kamera Hans Schneeberger
Darsteller Leni Riefenstahl, Mathias Wiemann, Max Holzboer, Beni Führer, Franz Maldacea
Länge 79 Min.

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 7.7.09
©  Bilder Arthaus, Screenshots molodezhnaja


STORY
In Vollmondnächten strahlt vom felsigen Gipfel des
Monte Cristallo ein mysteriöses, blaues Licht. Jeder, der sich aufgemacht hat, um das Rätsel dieses Leuchtens zu erkunden, hat seinen Mut mit dem Leben bezahlt. Die abergläubischen Bewohner des nahen Gebirgsdörfchens Santa Maria geben dafür dem Naturmädchen Junta (Leni Riefenstahl) die Schuld, und haben sie längst als Hexe gebrandmarkt, die im Ort nicht willkommen ist. Erst der Maler Vigo (Mathias Wieman) schafft es, die schüchterne Junta in die Berge zu verfolgen. Er will sie nicht fangen, er ist vielmehr von ihr angetan.

 

REVIEW
Es fällt extrem schwer: Da macht die Leni Riefenstahl auf unschuldiges Bergfräulein, das glatt Johanna Spyris Heidi als Vorzeigegirlie der Alpenwelt ablösen könnte - liebreizend, engelsgleich und einigermassen schön. Und was man wahrnimmt ist trotzdem nur die Stahlhelm-Frau dahinter, die spätere Blut-und-Boden-Regisseurin Adolf Hitlers, die dem Führer mit dem Propagandafilm "Triumph des Willens" ein Denkmal auf Zelluloid errichtete. Natürlich hatte sie dieses Machwerk anno 1932 noch nicht gedreht, natürlich kann man sie nicht rückverurteilen - aber es es ist schier unmöglich, sie einfach als niedliches Bergfräulein zu sehen. Sie von ihrer Vita zu trennen. Und das schadet dem Bergdrama "Das blaue Licht" schon ein wenig.

Aber nie so sehr, als dass man seine Qualitäten ausblenden könnte. Denn es handelt sich hierbei um ein bemerkenswertes Leinwanderlebnis. Für Riefenstahl war es das Debüt als Regisseurin, nachdem sie zuvor beim Bergfilmer Nummer eins, Dr. Arnold Fanck, über die Schultern schauen und in mehreren von dessen Klassikern mitwirken durfte - etwa Die weisse Hölle vom Piz Palü. Statt der Bodenständigkeit des ausgebildeten Geologen Fanck (der übrigens nach schlechten Test Screenings als Cutter einsprang) gibt es hier jedoch mehr Mystizismus, mehr Märchen. Und das passt ganz gut, denn entstanden ist eine Berglegende von luftig-leichter Art, die vor allem eines ist: bildgewaltig.

Riefenstahl und ihr ehemaliger Lebensgefährte Hans Schneeberger, einer der Kameraleute im Team von Die weisse Hölle vom Piz Palü, schufen im Südschweizer Kanton Tessin und vor allem in den italienischen Dolomiten Bilder von ungeheurer Kraft. Bergbäche ergiessen sich wild über die Felsen, Bergwiesen sind eingebettet zwischen mächtigen Gipfeln, Nebel durchzieht die unangetasteten Dörfer. Dazwischen die Schauspieler: die vom harten Leben gezeichneten Alten, verkörpert von Laiendarstellern mit furchigen Gesichtern, und die Leni, die sich meist mit einem milchigen Filter filmt, um ihre Antlitz noch sanfter zu machen. Man kann die Zelebrierung von Jugend und "Deutschsein" in diese kontrastreiche Darstellung hineinlesen, doch sie wäre gesucht, zumal Riefenstahl die alten Menschen des Südtiroler Sarntals mit viel Faszination ablichtet.

Nein, "Das blaue Licht" hat wenig politischen Gehalt, höchstens etwas antikapitalistische Zurück-zur-Natur-Idylle. Er hält primär Natur und Bergmystik hoch, er zelebriert Liebe und Reinheit, aber auf dieselbe Art wie es Märchen und Legenden tun. Dazu bringt Riefenstahl noch etwas Erotik und freud'sche Symbolik, wenn sie als Frau die einzige ist, die den phallisch anmutenden Monte Cristallo bezwingen kann. Die Story, die Riefenstahl zusammen mit dem kommunistischen / jüdischen / ungarischen Emigranten Bela Balazs verfasste, und die all das antreibt, ist leider ziemlicher Humbug. Die Dialoge, die nachträglich eingefügt wurden, taugen auch nicht viel. Das Werk entstand nämlich als Stummfilm und erst im Studio wurden später Texte hinzugefügt. So plappert Junta nun steifes Italienisch und die Bergbauern schwanken frischfröhlich zwischen Italienisch, Österreichisch und verschweizertem Hochdeutsch.

Eigentlich müsste überhaupt nicht gesprochen werden. Die Musik, die Geräuschkulisse und die Bilder sorgen dafür, dass "Das blaue Licht" bestens als Stummfilm funktioniert hätte. Als kurzweiliger Stummfilm von prachtvoller Präsentation. Noch besser wäre er geworden, wenn nicht Frau Riefenstahl die Hauptrolle verkörpert hätte - sondern ein bevorzugterweise unbekanntes Mädchen mit etwas schöneren Gesichtszügen. Das würde es aus heutiger Sicht erst noch erlauben, mehr Distanz zur historischen Einbettung zu bekommen - nämlich dazu, dass Hitler den Film toll fand und Riefenstahl zur Dokfilmerin der NSDAP ernannte. Und gerüchteweise gar zu seinem Betthäschen. Ausblenden lässt sich so etwas kaum. Aber selbst mit diesem schwarzen Kapitel in der Biografie der talentierten Regisseurin ist "Das blaue Licht" sehenswertes Kino alter Bergschule.

PS: Die 67 Minuten lange Fassung von 1952 lässt die Rahmenhandlung weg und ersetzt sie durch eine kitschige Erzählstimme.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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