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> STÜRME ÜBER DEM MONTBLANC
Bergdrama. Deutschland 1930
Alternative Titel
Stürme über dem Mont Blanc; Storm over Mont Blanc
Regie Arnold Fanck
Drehbuch Arnold Fanck
Produktion Gabriel Levy, Harry R. Sokal
Musik Paul Dessau
Kamera Hans Schneeberger, Richard Angst, Sepp Allgeier
Schnitt Arnold Fanck
Darsteller Sepp Rist, Leni Riefenstahl, Ernst Udet, Mathias Wieman,
Friedrich Kayssler
Länge 93 Min.
Kinostart 1930
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 18.8.09
© Bilder Film 101,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Meteorologe Hannes (Sepp Rist)
lebt in einer Wetterstation
auf dem Montblanc in 4400 Metern Höhe. Kontakt zur Aussenwelt hält er über den
Astronomen Armstrong (Friedrich Kayssler) und dessen Tochter Hella
(Lena Riefenstahl). Die abenteuerlustige Hella lässt sich eines Tages vom
Flieger Udet (Ernst Udet) auf das Montblanc-Massiv bringen und stattet dem
einsamen Hannes einen Besuch ab. Dabei kommen sich die beiden näher und
verlieben sich. Als Hella bald darauf Hannes' kranken Freund Walter Petersen (Mathias
Wieman) gesund pflegt, versteht der ihre Hilfe als Zuneigung - und erklärt
Hannes in einem Brief, er werde sie heiraten. Der geschockte Hannes verzichtet
darum auf eine Wachablösung und bleibt auf dem Montblanc. Doch dort gerät er
schon bald in Lebensgefahr.
REVIEW
Mit Der heilige
Berg, Die weisse Hölle vom Piz Palü
und "Stürme über dem Montblanc" drehte Dr. Arnold Fanck jene drei Werke, die ihm
zum König des Bergfilms machten. Während der Mittelteil wegen seiner virtuosen
Inszenierung wohl den Höhepunkt der thematischen Trilogie darstellt und
vielleicht das beste Werk in Fancks gesamtem Schaffen, so hat sein
"Montblanc"-Film doch auch einiges zu bieten. Das Wichtigste? Es war sein erster
Tonfilm. Fanck entwickelte den Streifen zwar noch als Stummfilm, liess ihn
danach jedoch im Studio nachvertonen.
Das Resultat dessen ist ein Film, der immer noch stark in den Traditionen des Stummfilms verhaftet ist. Den ersten Dialog bekommen wir erst nach sechs Minuten zu hören und ganz generell wird wenig gesprochen. Fanck baut, und das hilft dem Film letztendlich, mehr auf die Kraft der Bilder, als auf jene der etwas sperrigen Dialoge. Wenn immer Leni Riefenstahl & Co. den Mund aufmachen, verliert "Stürme über dem Montblanc" jedoch etwas von seiner Aura, er wirkt auf einen Schlag profaner. Dem Bergfilm steht die bildgesteuerte Umsetzung wohl einfach besser.
Und davon gibts immer noch genug hier. Fanck und seine drei erprobten Kameramänner Hans Schneeberger, Richard Angst und Sepp Allgeier fangen einmal mehr auf gloriose Weise die Welt der Hochalpen ein. Wolken werden zur teuflischen Bedrohung, aber auch zum himmlischen Dekor. Schnee und Eis üben gleichzeitig eine ungeheure Faszination und eine beängstigende Isolation aus. Als Krönung gibts das infernale Gewitter mit Blitz und Donner. Und natürlich klettern derweil wagemutige Menschen mal wieder die steilsten Felshänge rauf und runter. Was hier gezeigt wird, meist ohne Tricks, ist schon bemerkenswert.
Im Nachhinein kritisch wurde die Übersteigerung des Bergmythos angeschaut - zumal es den Nazis ins Konzept passte. Tatsächlich existieren Berührungspunkte im psychologischen wie visuellen Bereich und es irritiert, dass beim deutsch-französischen Mont Blanc das deutsch sprechende Personal den Ton angibt. Doch der in dieser Aufarbeitung noch immer tonangebende Siegfried Kracauer ging in seinem Standardwerk "Von Caligari bis Hitler" etwas weit, wenn er betreffend "Stürme über dem Montblanc" erklärte, man ersehe anhand der Wolken hier und in Riefenstahls Propaganada-Monster "Triumph des Willens" die "endgültige Verschmelzung zweier Kulte, des Hochgebirgs- und des Führerkults.“ Er fährt fort mit der Feststellung, dass der Film voller "politischer Implikationen" sei. Die Reaktion des Kritikers Karlheinz Wendtland, der fragt, inwiefern sich NS-Wolken von Kommunisten-Wolken unterscheiden, liess mich daher schmunzeln.
Das Ziehen der direkten Linie von einem Film wie dem hier zur Ideologie der NSDAP ist also mehr als vereinfachend. Ob nun Bach und Beethoven aus dem Lautsprecher erklingen, ob die Wolken nun dieselben sind wie in "Triumph des Willens", ob nun ein Deutscher auf dem französischen Mont Blanc sitzt oder ob Hitler den Bergmythos ganz generell supertoll fand macht diesen Film an sich noch nicht nationalsozialistisch, es macht ihn noch nicht einmal besonders deutsch. In die Story fliessen viel mehr Motive ein. So ist der Wunsch nach Eroberung eines alpinen Gipfels nicht rein deutsch, jeder Schweizer protestiert jedenfalls gegen eine solche Vereinfachung. Und die Geschichten von einer Romanze auf den Bergen ist auch keine germanische Erfindung.
Nein, hier haben wir es mit einem Unterhaltungsfilm zu tun, dessen Mythologie, Optik und Figurenzeichnung durchaus Überschneidungsflächen mit dem Empfinden der präfaschistischen Zeit hatten, aber auch völlig losgelöst davon interpretierbar sind. Und so funktionieren die Abenteuer dieser deutschen, schweizerischen und österreichischen Berghelden noch heute, beeindrucken die Bilder auch 80 Jahre nach deren Entstehung. Der grosse Nachteil ist lediglich, dass "Stürme über dem Montblanc" ein zu grosses Gefühl von Déjà-vu anhängt: Fanck bewegt sich kaum von Die weisse Hölle vom Piz Palü weg und benutzt nochmals ähnliche Ideen, wenn auch weniger virtuos.
Sehenswert ist dieser rustikale Bergfilm aber allemal. Alleine schon die Bilder von der höchsten Spitze der Alpen sind bestaunenswert. Dazu extreme Kletterpartien, gefährliche Stürme und halsbrecherische Ski-Abfahrten - das sorgt für Action und Spannung, für Unterhaltung und Staunen. Grosses Kino ist das nicht unbedingt, weil die Story so dünn ist, abermals der Fliegerheld Udet als plumpe Trumpfkarte aufgeboten wird und die Dialoge wenig hergeben. Aber wer lauscht schon den Worten, wenn die Bilder so gefangen nehmen?
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EXTERNE REVIEWS
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