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> DER HEILIGE BERG
Bergdrama. Deutschland 1926
Alternativer Titel
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Regie Arnold Fanck
Drehbuch Arnold Fanck
Produktion UFA, H.R. Sokal
Kamera Arnold Fanck, Hans Schneeberger, Sepp Allgeier, Albert Benitz,
Helmar Lerski
Darsteller Leni Riefenstahl, Luis Trenker, Ernst Petersen, Frida
Richard, Friedrich Schneider
Länge 105 Min.
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . |
© Text Marco,
molodezhnaja 9.8.09
© Bilder Arthaus,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Die junge Tänzerin Diotima (Leni Riefenstahl) ist eins mit der Natur. Sie tanzt
zur wogenden See, zu den brechenden Wellen. Bei einer Vorführung sind auch der
junge Vigo (Ernst Petersen) und sein Freund (Luis Trenker) anwesend, zwei
rustikale Männer aus den Bergen. Der Freund ist fasziniert von Diotimas
Darbietung und eilt davon, um den schönsten Berg zu finden, der als Platz würdig
wäre, um Diotima einen Heiratsantrag zu machen. Doch während er in den Alpen
herumwandert, trifft sich Vigo mit Diotima - und erobert ihr Herz.
REVIEW
Die Zwischenkriegszeit war die Goldene Ära des deutschen Films.
Meisterregisseure wie Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau oder Georg Wilhelm
Pabst entzückten mit ihren Klassikern die Cineasten rund um den Globus. Doch in
der Heimat waren nicht nur Werke wie "Metropolis" oder "Nosferatu" erfolgreich,
vielmehr etablierte sich das Genre des Bergfilms, das so urdeutsch war, dass es
nach dem Krieg in Vergessenheit geriet - nicht zuletzt, weil die
revisionistische Filmkritik es als künstlerischen Vorboten zur Naziherrschaft
ansah, als Blut-und-Boden-Spektakel, das die Heimat, die stilisierte Ästhetik
und die Schönheit des Menschen in den Vordergrund rückte. Es brauchte fünfzig
Jahre, bis sich die Denkweise durchsetzte, dass die Nazis diese Werte nicht für
sich alleine gepachtet haben.
Vielmehr entsprachen die Filme dem aus vielen psychologischen Facetten bestehenden Zeitgeist der Zwischenkriegszeit, ebenso wie ihre berühmteren Kollegen von Lang, Murnau & Co. (die später selbst dem Vorwurf der nationalsozialistischen Wegbereitung ausgeliefert waren, etwa in Siegfried Kracauer immer noch gern zitierter Publikation "From Caligari to Hitler", 1947). Und einer, der ganz genau wusste, wie er ein Publikum mit Bergen, Schnee und Natur erreichte, war Dr. Arnold Fanck (1889-1974), der Bergfilmer schlechthin. Er wurde im pfälzischen Frankenthal geboren, lebte als Bub in Davos, wurde zum begeisterten Skifahrer und studierte Geologie.
Nachdem er mit Seelenverwandten wie den Skifahrern & Kameramännern Sepp Allgeier und Hans Schneeberger einige Kurz- und Dokumentarfilme gedreht hat, gab er 1924 mit "Der Berg des Schicksals" sein Debüt. Das war so erfolgreich, dass er dem Genre treu blieb. Nicht nur das: Der Film begeisterte die junge Tänzerin Leni Riefenstahl so sehr, dass sie Fanck bekniete, er möge sie für seine nächste Produktion berücksichtigen. Das tat er, er schrieb seinen Zweitling "Der heilige Berg" sogar explizit für sie. Als sie danach die Rolle des Gretchens in Faust nicht bekam, war ihr Weg zum Star des Bergfilms vorgegeben, den sie mit Fanck-Klassikern wie Die weisse Hölle vom Piz Palü (1929) fortsetzte und auch für ihr eigenes Regiedebüt Das blaue Licht (1932) weiterging. Erst mit ihren Diensten für Adolf Hitler und die NSDAP begab sie sich in die Domäne des Dokumentar- und Propagandafilms.
Selbst dort ist ihre frühe Arbeit mit Fanck noch sichtbar - namentlich in ihrer wegweisenden Sportdokumentation "Olympia" (1935). Sie setzte Zeitlupe mit maximalem Effekt ein und zelebrierte die Kraft und Ästhetik der Menschen. Fanck, als leidenschaftlicher Skifahrer, tat dies in "Der heilige Berg" in Form von ausgedehnten und halsbrecherischen Skifahrten durch die Alpen. Einige davon sind in Zeitlupe gefilmt, mit einer speziellen Kamera, die 500 Bilder pro Sekunde aufnimmt. Das Resultat ist bemerkenswert, auch wenn die Skirennen auf Dauer repetitiv werden: Fanck war dramaturgisch und dramatisch nie der talentierteste Regisseur, darum holte er sich für sein vielleicht bestes Werk Die weisse Hölle vom Piz Palü auch den Beistand von G.W. Pabst. Wenn er, wie hier, solo an der Arbeit ist, konzentriert er sich daher primär auf den Sport, auf die Alpen und auf die Bildsprache.
Es sind daher die unter lebensgefährlichen Umständen entstandenen Aufnahmen, zum Beispiel am Matterhorn und im Berner Oberland, die auch heute noch begeistern. Fanck liebt die Natur, das wird zu jeder Sekunde klar, und man wird das Gefühl nicht los, alles andere interessiere ihn wenig. Selbst die innigste Liebeserklärung im Film, Lenis "du bist wie die Natur - darum liebe ich dich" bezieht sich primär darauf. Der Nachteil dessen ist, dass Riefenstahls ausgedehnte Tänze am Anfang des Films, aber auch die zentrale Dreiecksbeziehung und sogar die Handlung an sich, stets etwas bemüht wirken. Und auch die oft theatralischen Leistungen der Akteure um Riefenstahl und den Bergsteiger Luis Trenker (der später zu Hitlers Lieblingsstars zählte, sich aber im Krieg mit den Nazis überwarf), sind alles andere als preisverdächtig. "Der heilige Berg" ist dementsprechend kein Meisterstück.
Aber als Pionierarbeit des Bergfilms, als Debüt von Leni Riefenstahl (die auch in einigen Szenen Regie führte) und als bildgewaltiges Dokument der alpinen Natur ist es immer noch sehenswertes Kino. Lang, Murnau und ihre Kollegen brauchen sich nicht zu sorgen, dass sie dereinst von Filmen wie diesen als Fackelträger des deutschen Zwischenkriegsfilms verdrängt werden - doch alpine Melodramen wie "Der heilige Berg" komplett abzuschreiben, wäre falsch und tut dem technischen Talent seiner Macher Unrecht. Dr. Arnold Fanck und sein Team schufen eine eindrückliche Ode an die Welt der Berge, in der die Menschen abseits von Technologie und Ideologie der Welt "da unten" sich durch Stärke und in Überlebenswillen definieren. Und da sie dies vor atemberaubender Kulisse tun, kann man auch heute noch staunen.
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EXTERNE INFOS & REVIEWS
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