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Trickfilm. USA 2008
Alternativer Titel
WALL-E – Der letzte räumt die Erde auf
Regie Andrew Stanton
Drehbuch Andrew Stanton, Jim Reardon nach einer Story von Andrew Stanton
und Pete Docter
Produktion Jim Morris
Ausführende Produzenten John Lasseter, Pete Docter
Musik Thomas Newman
Sprecher Ben Burtt, Elissa Knight, Jeff Garlin, Fred Willard, Kathy
Najimy, Sigourney Weaver
Länge 103 Min.
US-Kinostart
27.06.2008
CH-Kinostart 25.09.2008
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 1.7.08
© Bilder Disney,
Screenshots molodezhnaja
STORY
In naher Zukunft verlässt die Menschheit die Erde, um in gigantischen
Raumschiffen durchs All zu kreuzen. Zurück lassen sie einen mit Müll
vollgepflasterten Planeten, der nun von Robotern aufgeräumt werden soll. Doch
viele hundert Jahre später funktioniert davon nur noch einer: WALL·E,
abgekürzt für Waste Allocation Load Lifter Earth-Class. Tagein tagaus
presst er aus Abfall Würfel und stapelt sie. Im ganzen Dreck findet er immer
wieder Gegenstände, die er
mag. Er sammelt sie und hat in seiner kleinen Metallhütte ein Lager an
menschlichen Rückständen erzeugt. Der kleine Roboter hat in seiner Lebzeit
längst einen eigenen Charakter entwickelt und ist vor allem eines: einsam. Da
landet ein Raumschiff neben ihm und aus ihm steigt ein hypermoderner Roboter
namens EVE. Blechkiste
WALL·E verliebt sich in den
weissen, sauberen Roboter und bald weckt er auch tatsächlich EVEs
Aufmerksamkeit. Als er ihr eine Pflanze schenkt, die er gefunden hat, packt sie
das Teil und wird vom Raumschiff aufgeladen. WALL·E
folgt ihr.
REVIEW
Wann ist ein Trickfilm perfekt? Wenn er vergessen lässt,
auf welche Art und Weise er entstanden ist und stattdessen die Zuschauer völlig
in seine faszinierende Welt und seine Geschichte hineinzieht. Wenn ein Film das
schafft, kriegt er von mir mindestens seine vier Sterne. Noch mehr gibt es
selten, dann nämlich, wenn das Gezeigte auf eine Weise speziell und bewegend
ist, wunderschön oder atemberaubend. Es muss etwas auslösen. Dies passiert etwa
bei so unterschiedlichen Trickfilmwerken wie The
Incredibles, Castle in the Sky,
My Neighbor Totoro, "Dumbo" oder den
"Wallace & Gromit"-Kurzfilmen. "WALL·E"
reiht sich nun in diese illustre Liste ein.
Von Pixar ist man eigentlich nichts anderes gewohnt. Selbst Cars, der bis heute schwächste Film aus dem kalifornischen Wunderstudio, ist gutes, unterhaltsames Familienkino. Doch wenn die Leute um John Lasseter, Andrew Stanton, Brad Bird oder Pete Docter über sich hinaus wachsen, entstehen Meisterwerke wie The Incredibles oder Ratatouille. Daran hat auch der Verkauf von Pixar an Disney nichts geändert: Die technische Qualität wird von Mal zu Mal überragender, die Geschichten bleiben lebendig und innovativ. So macht man Familienunterhaltung. So macht man tolle Filme. "WALL·E" ist denn nicht einfach ein Kinderfilm, sondern ein amüsantes, turbulentes, gescheites und visuell bahnbrechendes Sci-Fi-Abenteuer für Jung und Alt.
Visuell bahnbrechend? Ja! Dass das Pixar-Personal die Computer wieder einmal bis zum Maximum ausgereizt hat, versteht sich fast von selbst. Jede Figur bewegt sich perfekt, jede Schattierung stimmt, jedes Detail überzeugt. Doch mehr noch als das fasziniert diesmal die Arbeit mit der Schärfe und der Tiefenwirkung. Da der Film über weite Strecken ohne Dialoge auskommen muss, arbeitet Stanton übermässig stark mit seiner "Linse" und unterscheidet zwischen intimeren Szenen, in denen der Hintergrund beinahe verschwimmt, und epischen Totalen. Dabei haben ihm zwei erfahrene Männer geholfen: Der Meisterkameramann Roger Deakins und der Trickspezialist Dennis Muren. Vor allem Deakins' Input ist unbezahlbar und die Folge davon: "WALL·E" schaut göttlich aus. Absolut göttlich.
Er klingt auch toll, wegen seines Soundtracks und den minimalistisch eingesetzten Dialogen. WALL·E selbst wird vom Oscar-gekrönten Sound-Designer Ben Burtt "gesprochen", der dem Kleinen rasch eine ungeheure Personalität verleiht. Später auf dem Raumschiff der Menschen gibts mehr Dialoge und der Film verliert etwas an Charme, doch er bleibt toll. Überhaupt ist, wenn man dieses Wort überhaupt anwenden sollte, die zweite Hälfte etwas schwächer. Die Anfangsphase mit der Einführung der Welt und dem Vorstellen von WALL·E ist perfekt. Schlicht und einfach. Ein bisschen Buster Keaton, ein wenig Apokalypse - und viel viel Sympathie. Der kleine Roboter wird auf Knopfdruck zu einem Leinwandcharakter für die Ewigkeit.
Wenn er mit EVE, die verdächtig an ein Produkt aus dem Hause des vormaligen Pixar-Besitzers Apple erinnert, zu flirten beginnt, hat dies ebenso viel Witz wie Charme. Und wenn er sich ans Raumschiff klammert, dass EVE wegbringt, kommen epische Sci-Fi-Gefühle auf. Auf dem Raumschiff ändert sich der Ton etwas, die Konsumkritik bekommt neue Facetten, die Anspielungen variieren. Interessant ist, wie viele sozio-politische Themen Andrew Stanton, der seit seinem Blockbuster "Finding Nemo" keinen Film inszeniert hat, hier auftischt: Umweltverschmutzung, Wegwerfgesellschaft und Verfettung der Menschheit sind nur einige Schlagworte. "WALL·E" geht sogar so weit, eine Art Unterdrückung der Menschen durch die Maschinen zu postulieren - nur anders als etwa in "The Matrix" passiert dies freiwillig. Klar darf da die eine oder andere Referenz an "2001" nicht fehlen: HAL 9000 lässt grüssen. Aber auch "Also sprach Zarathustra".
Das sind nicht die einzigen Anspielungen. Für aufmerksame Zuschauer gibts den Saurier aus "Toy Story" zu erblicken oder den Klang eines alten Macs zu hören, wenn EVE hochgefahren wird. All dies nicht auf aufdringliche Popkultur-Art, sondern nebenbei und amüsant. Stanton fährt nämlich nie mit schwerem Geschütz auf: Er erzählt eine vergleichsweise einfache Geschichte, zeichnet seine Figuren simpel und baut auf eine sich nachvollziehbar entwickelnde Dramaturgie - doch genau da liegt seine Reife. Er weiss, was er hat. Er weiss, was er kann. Und er bleibt dennoch bescheiden.
Man muss "WALL·E" dafür einfach lieben. Bei aller Perfektion in Handlungsaufbau, Look, Technik, Kamera und Musik ist es letztendlich doch der Roboter selbst, der die Zuschauer begeistert. Regisseur Kevin Smith ("Clerks") hat es in seinem Blog etwas überspitzt formuliert "gegen WALL·E sieht sogar E.T. aus wie Josef Mengele". In der Tat ist diese Blechkiste derart schnuckelig, derart lieb und unschuldig rein, dass sie den Film glatt in ein Kleinod des Humanismus verwandelt. Pixar schafft es eben, auch aus etwas leblosem wie Spielzeug, Autos oder nun Robotern etwas zu formen, was uns ans Herz geht. Ein wenig Metall löst mehr Emotionen aus, als es mancher Schauspieler in einem Realfilm schafft.
Ein wenig zynisch wirkt dies schon, wenn diese süsse Figur uns (leise) dafür an den Pranger stellt, wie wir die Welt verschmutzen und Disney gleichzeitig in bester Konsum-Gier-Mentalität mit WALL·E-Produkten die Kinderzimmer überflutet, doch weil der Film an sich in einer nicht ganz realen Zukunft spielt und Stanton eben so subtil ans Werk geht, sei dies mehr als verziehen. "WALL·E" ist brillant animiert, liess mich aber vergessen, dass ich einen Trickfilm anschaute. Er zog mich in die Story, erwärmte mit seinen Figuren mein Herz und präsentierte mir eine Welt, wie ich sie so nie gesehen habe. Nach meiner eingangs dargelegten Erklärung ist er damit so gut wie perfekt. Ein klarer Favorit für den Spitzenplatz meiner Jahrescharts 2008.
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