> molodezhnaja Hauptseite
> asian movies
> china

> 2013
> A TOUCH OF SIN

 


Thrillerdrama

China / Japan / Frankreich 2013
Sprache
Mandarin
Alternative Titel Tian zhu ding; 天注定

Regie und Drehbuch Jia Zhang-ke
Darsteller Wu Jiang, Zhao Tao, Luo Lanshan, Vivien Li, Wang Baoqiang, Zhang Jia-yi

Länge 133 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 24.9.2014
©  Bilder Rapideyemovies, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Minenarbeiter Dahai (Wu Jiang) will seine Kollegen gegen die geldgierig gewordenen Leiter der Firma aufbringen. Der Arbeiter Zhou (Wang Baoqiang) erkennt, dass er sich mit einer Waffe Gehör und Geld verschaffen kann. Yo (Zhao Tao), Rezeptionistin in einem Saunaclub, wird von einem Gast angegriffen, worauf sie sich zu wehren beginnt. Der junge Fabrikarbeiter Xiao (Luo Lanshan) wechselt von Job zu Job, um sein Leben aufzubessern.


REVIEW

Jia Zhang-ke feiert seit Jahren Erfolge an Festivals - aber nicht bei mir. Mit seiner hypernüchternen Inszenierung kann ich nicht viel anfangen, als Geschichtenerzähler find ich ihn nahezu untauglich, und mein Erstkontakt Unknown Pleasures war prägend schmerzhaft. So übel, dass ich auch gefeierten Nachfolgewerken wie The World oder Still Life kaum mehr vorurteilsfrei begegnen konnte. Doch eines muss man dem Filmemacher vollumfänglich lassen: Er zeigt China bestechend authentisch. Und damit hat er bei seinen letzten Filmen wie 24 City auch bei mir langsam etwas Punkte geholt. Holte er mich mit "A Touch of Sin" endgültig auf seine Seite? Immerhin gewann das für Jia-Verhältnisse ungewöhnlich ereignisreiche Thrillerdrama in Cannes den Preis für das beste Drehbuch. 

Nun. Nicht ganz. Die Optik ist immer noch faszinierend, manche Bilder sind schlicht genial arrangiert und machen selbst die Trostlosigkeit kunstvoll. Doch diese Geschichte (oder in dem Fall Geschichten). Wieso jemand bei Jia überhaupt auf die Idee kommen könnte, er sei ein brauchbarer Storyteller, geht mir nicht ganz in den Kopf. Dies ist seit Jahren seine grösste Schwäche - und nun wird er dafür ausgezeichnet? "A Touch of Sin" ist inhaltlich sein bisher vielleicht dichtestes Werk, und auch sein engagiertestes, weil es ziemlich viel Wut ausstrahlt und dadurch mehr Energie bekommt als seine Vorgänger. Doch abermals ist der Inhalt weit entfernt davon, gut zu sein. Nehmen wir mal die erste Story: Ein Mann wird von Kapitalisten übel zugerichtet und erschiesst dafür einige von ihnen. Ja dahinter stecken Metaphern und Einsichten in das vom Kommunismus abgefallene China von heute, aber es ist so dünn, so wenig, so einfallslos. 

Jia möchte mit dem Film aufzeigen, wie der Kapitalismus seine Heimat ruiniert und nahm dazu vier Handlungen, die auf tatsächlichen Ereignissen in China basieren sollen (Episode 2 etwa auf dem Mörder Zhou Kehua, 1970-2012). All das macht Jia geradezu kompromisslos engstirnig. Glaubwürdigkeit ist da sekundär und Dramaturgie sowieso. Über zwei Stunden lang einfach aneinandergehängte Szenen zu sehen, verliert bald mal an Reiz. Und spätestens, wenn man entdeckt, dass Jia diesmal gerne den Alltag zeigt und plötzlich Gewalt aus dem Nichts dazukommen, dann wird auch dieses System etwas repetitiv. Anfang zweite Episode war mein Interesse jedenfalls schon futsch. Wenn da eben nicht die Optik wäre. 

Ein umgestürzter Tomatenlaster auf der nebelverhangenen Strasse ist da schon ein surreal epischer Anblick. Ein gebeuteltes Pferd dient als Metapher für das gebeutelte bäuerliche China. Die Mega-Metropole Chongqing, die bei mir in jedem Film (z. B. Lost. Indulgece) Faszination auslöst durch ihren Mix aus modernen Hochhäuserschluchten und dem archaisch feucht durchfliessenden Jangtse, kommt auch hier wieder bestens zur Geltung. Man kann sich kaum sattsehen an diesen Bildern, die zwischen Moderne und Tradition, zwischen Natur und Industrie, zwischen Kommunismus und Kapitalismus so sprunghaft wechseln wie es China als Nation tut. Abseits dessen bleibt Jia Zhang-ke eben Jia Zhang-ke. Viele mögen ihn, bei mir sorgt er wohl auch weiterhin für Schulterzucken. Und das ist immerhin ein grosser Fortschritt seit dem Brechreiz aus "Unknown Pleasures"-Zeiten. 


EXTERNE LINKS
 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 12, verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 9