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Drama
Japan 1971
Alternative Titel Chinmoku; 沈黙

Regie Masahiro Shinoda
Buch Masahiro Shinoda und Shusako Endo nach einem Roman von Shusako Endo
Darsteller David Lampson, Mako Iwamatsu, Don Kenny, Tetsuro Tanba, Yoshiko Mita

Länge 130 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 14

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 25.4.09
©  Bilder Eureka, Screenshots molodezhnaja


STORY
1549 begannen die europäischen Jesuitenordnen mit der Missionierung Japans. Sie brachten Waffen mit, um die regionalen Fürsten auf ihre Seite zu ziehen. Zwanzig Jahre später folgten 300'000 Japaner dem katholischen Glauben. Das war den Mächtigen zuviel und für die nächsten fast zweihundert Jahre blieb das Christentum verboten. Praktiziert wurde es nur noch im Untergrund. Die zwei portugiesischen Jesuitenpriester Rodrigues (David Lampson) und Garrpe (Don Kenny) reisen von Macao aus in das abgeschottete Land, um ihren Bruder Padre Ferriera zu suchen und die zersplitterten, im Geheimen praktizierenden Christen wieder zu einen. Erst sind sie erschüttert, wie laienhaft die Einheimischen den Glauben praktizieren - denn echte Priester gibt es nicht mehr. Doch schon bald bekommen sie zu spüren, warum dies so ist: Die Regierung unterdrückt die Anhänger des Christentums mit seelischer und körperlicher Gewalt.

 

REVIEW
Glauben ist verwirrend. Man muss einem Kind, das religiös aufwächst, all die Widersprüche in den heiligen Schriften erst erklären. Christen dürfen die Dreifaltigkeit erörtern oder was im Abendmahl abläuft, Hindus müssen über die Dutzenden Avatare ihre Götter Bescheid wissen, Buddhisten straucheln ob der Widersprüche körperlichen Verlangens und religiöser Vorgaben. Religion an sich ist nun Mal nichts Natürliches - sie ist menschgemacht und muss erlernt sein. Muss praktiziert werden. Und als sei dies nicht schon schwierig genug, selbst für jemanden, der im entsprechenden Kulturkreis aufwächst - so ist es für Angehörige anderer Kulturen noch anstrengender, alles unter einen Hut zu bringen.

Genau dieser Konflikt steckt in "Silence" drin, der es als schier unmöglich darstellt, Japan christlich zu missionieren. Es entsteht ein dauerhafter Konflikt auf fast allen Ebenen. Etwa in den einfachen Bauern, die sich ihren eigenen katholischen Glauben zusammenbasteln ("kakure kirishitan"). Oder selbst bei den Padres, die erkennen müssen, wie wenig ihre Argumente in diesem Land fruchten. Regisseur Masahiro Shinoda gönnt sich in seinem spirituellen Abenteuerfilm, wie er "Silence" nannte, deshalb Sympathien für alle Seiten: Für die Padres, die ihrer aufreibenden Missionierung nachgehen, für die Einheimischen, die im Spiel der Mächte gefangen sind, ja selbst für die Obrigkeit, welche diesen ausländischen Einfluss, der mit der Gewalt der Waffen verbunden ist, ausmerzen wollen.

Shinoda hegt sogar noch etwas mehr Verständnis für den Adel, als dies in der 1966 erschienen Vorlage des Autors Shusako Endo der Fall ist: Der 1996 verstorbene Schriftsteller war ein Christ und lebte jahrelang in Frankreich. Der Konflikt zwischen westlicher und östlicher Kultur war für ihn ein Dauerthema und obwohl er der Missionierung seines Heimatlands kritisch gegenüberstand, so lag seine Gunst doch auf Seiten der gepeinigten christlichen Seelen. Shinoda, der dem Glauben nicht angehört, verschiebt diese Präferenz in die Mitte und zeigt etwa in den letzten Standbildern einen abstossenden Akt von Padre Rodrigues.

Solche Verschiebung des Fokus schmälert jedoch kaum den Wert des Films. Shinoda inszeniert die gehaltvolle Story mit sicherer Hand und kriegt Unterstützung von zwei der besten Techniker des japanischen Kinos: Toru Takemitsu und Kazuo Miyagawa. Takemitsu ist Komponist von Filmen wie Woman in the Dunes, Ran und Shinodas Assassination. Hier tritt er nur selten in Aktion, aber wenn, dann stets kraftvoll. Schon die Musik im Vorspann verstört: Sie beginnt als angenehme Kirchenmusik, die immer öfter von dissonanten Klängen gestört wird. Miyagawa ist der Kameramann solcher Klassiker wie "Rashomon", Sansho the Bailiff oder Ugetsu. Er greift hier auf einen virtuosen Look zurück, der mit warmen Farben glänzt, mit einem starken Kontrast von Nahaufnahmen und Landschafts-betonenden Totalen, und mit dem prägnanten Einsatz von Zooms, Schwenks und Kamerafahrten.

Auch die Schauspieler leisten solide Arbeit, angeführt vom etwas steifen, aber für die Rolle passenden David Lampson, der ein grösseres Manko hat: Er spricht Englisch. Des Realismus wegen hätte hier durchaus ein portugiesischer Darsteller gecastet werden können, für das japanische Publikum müsste eh beides untertitelt sein. Unterstützt wird Lampson unter anderem von Kultschauspieler Mako ("Conan") und dem nahezu zur Bewegungslosigkeit geschminkten Tetsuro Tanba. Sie alle bleiben als Figuren etwas auf Distanz, was der nüchterne und semi-dokumentarische Ansatz Shinodas zu Verschulden hat, doch Spiel, Ton und Bild harmonieren hier sehr gut.

Der Film wirkt etwas sperrig und hat seine Längen, doch er fasziniert mit einer fast wertungsfreien Darlegung verschiedener Überzeugungen. So erscheint der Padre oft arrogant, weil er nicht verstehen will, dass seine Missionierung in Japan als feindlicher Akt ausgelegt wird. Während die Obrigkeit Glaubensfreiheit gar nie in Betracht zieht, sondern die Machterhaltung und die nationale Identität im Kopf hat. Das alles führt zu Drama, welches Shinoda nie melodramatisch ausschlachtet. Sein formidabel inszenierter "Silence" gehört daher zu seinen besseren Werken, wenn auch nicht zu seinen besten, dazu ist er in der zweiten Hälfte zu geschwätzig und als Ganzes etwas kühl. Doch er liefert einen interessanten spirituellen Diskurs, der auch cineastisch etwas taugt. Kino für Kopf und Sinne also. Das begeisterte auch Martin Scorsese, der für 2010 ein Hollywood-Remake plant.

 

MEINE DVD
GB, Code 2, PAL
Bild: 4:3
Ton: Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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