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> PONYO ON THE CLIFF BY THE SEA
Anime
Japan 2008
Alternative Titel Ponyo; Ponyo
on the Cliff; Gake no ue no Ponyo; 崖の上のポニョ
Regie Hayao
Miyazaki
Drehbuch Hayao Miyazaki
Stimmen (J) Yuria Nara, Hiroki Doi, Joji Tokoro, Tomoko Yamaguchi, Yuki
Amami, Kazushige Nagashima
Stimmen (US) Noah Cyrus, Frankie Jonas, Liam
Neeson, Tina Fey, Cate Blanchett, Matt Damon
Länge 101 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 0
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 9.7.09
© Bilder Ghibli,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Das magische Fischmädchen Brunhilde entkommt dem Unterwasserreich seines
Vaters Fujimoto und gerät an die Wasseroberfläche. Dort bleibt es in einem Glas
stecken, aus dem es der fünfjährige Sosuke befreit. Der Bub hält das Wesen für
einen Goldfisch und nennt es Ponyo. Stolz zeigt er es seiner Mutter Lisa, mit
der er in einem kleinen Haus an der japanischen Küste lebt, während der Vater
meist auf See ist. Doch Sosuke verliert seinen neuen Liebling schon bald wieder,
als Fujimoto Ponyo ins Meer zurückholt. Dort bleibt Ponyo nicht lange, denn bei
der ersten Chance verwandelt sie sich in ein Menschenmädchen und ergreift die
Flucht. Dabei setzt sie jedoch Unmengen von Magie frei, die nun die Welt
bedrohen.
REVIEW
Ich halte viel von Hayao Miyazakis Zeichentalent, aber das soll ein Fisch sein?
Sieht eher aus wie ein Säugling im Strampelanzug. Oder eine Fingerpuppe mit
menschlichem Gesicht. Nein, im Ernst, es ist natürlich weder Fisch noch Vogel,
sondern eine typische Miyazaki-Kreatur, diese Ponyo: fremdartig, reizend,
kindlich. Und die Heldin im neusten Meisterwerk des japanischen
Trickfilm-Gottes. "Ponyo on the Cliff by the Sea" ist Miyazakis Retro-Film,
seine Rückkehr zur simplen Ästhetik, zum minimalistischen Inhalt und 100%
handgezeichneten Bildern, nachdem in seinen letzten Werken immer mehr CGI zum
Einsatz kam, etwa bei seinem leicht überladenen
Howl's Moving Castle.
Das hat zwar kaum gestört, doch es ist atemberaubend, zu wissen, dass hier
wieder alles von Hand entstand.
Schon die ersten Sekunden des Films, in denen Unterwasserkreaturen in dutzendfacher Ausführung das Bild in ein psychedelisches Aquarell verwandeln, benötigten über 1600 Konzeptzeichnungen und ist einfach bravourös. Danach gehts etwas simpler weiter, doch jede Linie erfüllt ihren Zweck, jedes Gesicht erreicht mit wenigen Strichen den erwünschten Ausdruck, jedes Gefühl wird durch wenige Bilder illustriert. Hier ist alte Zeichentrickmagie am Werk, keine Frage. Und wenn Miyazaki will, dann erzeugt er mit stürmischen Zeichnungen, mit Bewegungslinien und der dazu passenden Musik eine Dynamik, vor der sich selbst Hollywoods Actionregisseure eine Scheibe abschneiden können. Keine Frage: ich liebe den Film, selbst wenn er seine kleinen Probleme hat.
Meine Faszination liegt auch daran, dass sein nächster Verwandter der zeitlose Totoro ist, der sich ebenso wie "Ponyo" primär an ein ganz junges Publikum richtet und damit auch Erwachsene in kindlichste Freuden zurückholt. Die Story lässt vieles aus, wirkt manchmal sogar löchrig, doch es geht hier nur drum, dass ein Gerüst existiert, an dem Miyazaki seine tollen Szenen, seine sympathischen Figuren und zauberhaften Bilder aufhängen kann - all dies stets mit einem jung gebliebenen Blick. Wenn etwa Sosuke sagt, er habe ein Mädchen gesehen, das auf einem Fisch reitet, dann sagt ihm niemand "Kleiner, spinnst du?" sondern es wird akzeptiert. Fantastisches existiert hier neben Alltäglichem in bester Harmonie, wie so oft in Miyazakis schönsten Filmen.
Überhaupt gibt es wieder klassische Miyazaki-Motive zu erkennen: Ökologisches Denken etwa, wenn am Anfang Ponyo fast in ein Treibnetz gerät oder wenn Fujimoto erklärt, die Menschen würden den Lebensraum Meer zerstören. Seine Vorliebe für kuriose Verkehrsmittel muss Miyazaki etwas zurückbinden, aber immerhin ist Fujimotos U-Boot noch ausgefallen genug. Die in vielen seiner Filme vorkommende europäische Landschaft weicht hier eher japanischem Terrain, auch wenn sich kleine europäische Verweise einschleichen - etwa Ponyos echter Name Brunhilde. Selbst die Vorlage ist europäisch: Pate stand "Die kleine Meerjungfrau" des Dänen Hans Christian Andersen, bloss mit umgekehrten Geschlechtervorzeichen, und völlig japanisiert.
Miyazakis Studio Ghibli bedient sich oft mehr oder weniger offen bei literarischen Inspirationen (offiziell etwa bei Tales from Earthsea, vage beim "Alice in Wonderland"-Motiv für Spirited Away) und macht daraus etwas ganz eigenes. Hier vielleicht sogar noch mehr als sonst, denn angeblich basiert die Zeichnung Sosukes auf Miyazakis Sohn Goro. Wenn das so ist, dann könnte "Ponyo" eine Art Entschuldigung sein: Goro hatte erklärt, Hayao sei ein schlechter Vater gewesen, weil er nie daheim war (wie der Papa hier im Film), und beim Dreh von Goros Debüt Tales from Earthsea haben sich die beiden deswegen heftig zerstritten. Wenn "Ponyo" der Anfang einer Versöhnung darstellen würde, wäre das mehr als wünschenswert, schliesslich soll das Miyazaki-Genie ja im Hause Ghibli nicht aussterben ...
Vorerst jedoch ist Hayao sowieso noch quicklebendig. Mit "Ponyo" schuf er ein visuell berauschendes Meisterwerk, das ohne Bösewichter auskommt, ohne Zorn oder falsche Versprechen. Es dominieren vielmehr die Liebe, die Neugier und die Fantasie. Die Liste der herrlichen Details ist unendlich lang - von Ponyos Vorliebe für Schinken und die interpretationsreiche Zeichnung von Fujimotos Unterwasserwelt bis hin zu den vielen Miyazaki-Motiven, dem Umstand, dass Sosuke seine energiegeladene Mama stets Lisa nennt, oder dem Einsatz klassischer Musik. Wenn die Mensch gewordene Ponyo aus der Tiefe empor reitet, erklingt etwa passend zu ihrem Namen Brunhilde ein Wagner'scher Soundtrack, und im Vorspann gibts Operngesang. Ein reizender Kontrast zum simplen Malstil.
Probleme gibts auch, das lässt sich nicht verheimlichen. So lässt die Phase, als Sosuke und Ponyo sich als Menschen kennenlernen, im Vergleich zur schlicht grandiosen ersten halben Stunde etwas nach. Die Story hat ihre Löcher, etwa die Frage, ob wirklich nix oder niemand kaputt geht, wenn die "idyllische Sinntflut" alles verschlingt. Doch "Ponyos" Genie eliminiert mühelos alle Bedenken. Es ist grosses Kino für die Kleinen, das auch die Älteren begeistert. In Japan, wo jeder Miyazaki-Film seit Kiki's Delivery Service ein Blockbuster ist und sein Spirited Away mit 30 Milliarden Yen noch immer den Allzeit-Kassenrekord hält, sah das Publikum dies ähnlich und strömte ins Kino. 15 Milliarden Yen spielte das neuste Wunderwerk ein, das sind rund 150 Millionen Dollar alleine in Japan. Wenn nur im Westen auch alle Blockbuster mit so viel Liebe und Fantasie gemacht würden. Und einem Mitsing-Lied wie "Ponyo, Ponyo, Ponyo, du winzig kleiner Fisch" ...
MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1 und DTS mit englischen und japanischen Untertiteln.
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SCREENSHOTS
Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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