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2006
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Anime
Japan 2006
Alternative Titel
Gedo senki; Die
Chroniken von Erdsee;
ゲド戦記
Regie Goro
Miyazaki
Drehbuch Goro Miyazaki und Keiko Niwa
nach einem Roman von Ursula K. Le Guin
Sprecher Junuchu Okada, Aoi Tehima, Bunta Sugawara, Yuko Tanaka, Jun
Fubuki
Länge 115 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 21.7.07
© Bilder Ghibli,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Die Zukunft von Erdsee steht auf der Kippe: Drachen bekämpfen sich, Menschen
werden besessen. Das beunruhigt den Magier "Sperber" Haitaka (Bunta Sugawara),
der den Grund für diese gefährlichen Ereignisse sucht. Dabei trifft er auf Arren
(Junichi Okada), den Prinzen von Eland, der im Dämonenwahn seinen eigenen Vater
umbrachte und der seither auf der Flucht ist. Sperber nimmt den jungen Mann mit
auf den Bauernhof der ehemaligen Hexe Tenar (Jun Fubuki), die dort abgeschieden
mit dem magisch begabten Waisenmädchen Theru (Aoi Teshima) lebt. Auf dem Flecken
Erde erlebt Arren eine kurze Zeit der Idylle, bevor die Schergen von Lord Cob
(Yuko Tamaka) auftauchen. Cob ist ein mächtiger Zauberer, der nach
Unsterblichkeit dürstet und daher die Balance in Erdsee ins Wanken gebracht hat.
Und er will Arren.
REVIEW
Mit "Tales from Earthsea" gab Goro Miyazaki sein
Regiedebüt für das Studio Ghibli. Der Sohn von Anime-Gott Hayao Miyazaki (Totoro)
stand dabei unter genauster Beobachtung der Filmfreunde weltweit, denn alle
hofften, dass der Junior mit demselben Talent wie der Vater gesegnet sei und die
Fackel grossartiger Ghibli-Animation weitertragen würde. Umso grösser die
Enttäuschung, dass Goro wohl die Magie seines Papas fehlt, jedenfalls in seinem
Erstling. Doch nimmt man einen Schritt zurück, zeigt sich einem ein durchaus
einnehmendes Fantasyspektakel, zwar nicht auf höchstem Ghibli-Niveau, aber noch
immer von beachtlicher Qualität. In Goro steckt Potential und die Hoffnung
bleibt, er würde weitermachen, um dereinst als würdiger Ersatz seines Vaters
Regie führen können. Oder, man sollte den Mann ja nicht unter zu viel Druck
setzen, halt einen eigenständigen Stil entwickeln.
"Tales from Earthsea" hat viele Merkmale bekannter Ghibli-Filme, von den Heidi-esken Figuren über die Drachen bis zur westlichen Vorlage, in diesem Fall primär der dritte und vierte Teil ("The Farthest Shore" & "Tehanu") der "Earthsea"-Reihe von Ursula K. Le Guin. Miyazaki Junior entfernte sich recht deutlich vom Ursprungsmaterial, wie es auch schon sein Vater bei seinen Werken tat, und von der Autorin auch ausgiebig kommentiert wurde (hier). Die meisten Punkte, die sie darin anspricht, sind nachvollziehbar aber auch verzeihbar - bis auf zwei Dinge: Zum einen die Verwirrung. Tatsächlich sind manche Dinge wie Arrens "Spaltung", aber auch die wahren Namen hier zu wenig deutlich für Laien. Und vielleicht der gravierendste Punkt: "The darkness within us can't be done away with by swinging a magic sword" (Le Guins Worte). Der Film schielt auf Action und einfache, materialisierte Lösungen, was dem philosophischen Geist der Autorin widerspricht und auch im Ghibli-Kanon etwas zu simpel gestrickt scheint.
Doch eben: Goro drehte einen eigenen Film, beinahe eine neue Story in der Earthsea-Welt, und die ist als solche gar nicht schlecht. Das Abenteuer von Haitaka alias Ged, würdevoll gesprochen von Altstar Bunta Sugawara, und dem jungen Prinzen Arren haben Power und bietet mehrere Möglichkeiten für das Animieren imposanter Bilder. Sonnenuntergänge, Drachen, prächtige Städte - da wird das Ghibli-Flair sichtbar. Obwohl die Charaktere steifer gezeichnet sind als bei Miyazaki Senior, so gehören die Bilder und die Animation auch hier zu den Stärken des Werks. Ebenso wie die Figuren, denn sie entsprechen beinahe Archetypen, in die man sich rasch hinein versetzen kann.
"Tales from Earthsea" ist in manchen Belangen deutlich düsterer als die Filme von Hayao Miyazaki. Manchmal gar auf etwas plakative Weise - etwa bei einer kurzen Sequenz mit der Droge Hazia, die nicht zu viel führt. Doch die wahre Tristesse und Finsternis ist in Arrens Kopf. Dass er Angst vor dem Tod hat und dadurch sein Leben unterdrückt, wird, wie auch Le Guin betont, etwas zu predigerhaft herübergebracht, doch trotzdem bleibt es ein starkes Thema. Angst lähmt und man kann hier viele Themen hinein lesen - etwa eine Kritik an den zwei grossen Religionen Christentum und Islam, die das Leben im Hier und Jetzt zu überregeln und unterdrücken versucht, indem sie durch das Prinzip von Sünde und dem kirchlichen Erlösungsmonopol die Angst vor dem Tod schüren. Le Guin fühlt sich östlichen Philosophien stärker verbunden, das spürt man. Und Goro macht daraus eine "lebe jetzt und lebe intensiv"-Botschaft, die etwas kitschig wirken mag, aber dennoch höchst effizient ist.
Auf alle Fälle bietet der Anime unterhaltsame zwei Stunden: Tolle Bilder, liebenswerte Figuren, solide Inszenierung und eine ansprechende Geschichte - mehr hätte drin gelegen, Ghibli-Niveau wird nicht ganz erreicht, doch trotzdem bekommt der geneigte Anime-Fan einen überdurchschnittlichen Trip geboten. Ich mochte ihn und manches an der Einfachheit dieses Films war mir sogar etwas lieber als bei Hayao Miyazakis letztem und leicht überschätztem Film Howl's Moving Castle. Der Vater kanns besser. Der Sohn wohl hoffentlich auch bald. Aber auf alle Fälle ist es ein schönes Gefühl in einer Welt zu leben, in der zwei Miyazakis Trickfilme drehen.
MEINE
DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1, 2.0 und Englisch 2.0 mit englischen und japanischen Untertiteln.
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