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Melodrama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
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Regie Shakti Samanta
Drehbuch Gulshan Nanda
Produktion Shakti Samanta
Songs R.D. Burman
Kamera V. Gopi Krishana
Choreografie Surya Kumar
Darsteller Asha Parekh, Rajesh Khanna, Prem Chopra, Bindu, Nasir Hussain,
Sulochana Latkar, Chandrashekhar, Madan Puri, Daisy Irani, Honey Irani, Naaz
Länge 154 Min.

Kinostart 1970
Box office classification
Hit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 24.4.07
©  Bilder Sky, Screenshots molodezhnaja


STORY
Madhavi, genannt Madhu (Asha Parekh), soll mit einem Mann verheiratet werden, den sie nie gesehen hat. Doch in der Hochzeitsnacht rennt sie weg, um sich mit ihrem Geliebten zu treffen, dem durchtriebenen Kailash (Prem Chopra). Sie erwischt ihn mit seiner eigentlichen Liebhaberin, der Tänzerin Shabnam (Bindu). Madhu erkennt ihren Fehler und eilt heim, doch sie findet ihren Onkel nur noch tot vor: Der Schock hat ihn umgebracht. Madhu flieht und trifft auf ihre alte Schulfreundin Poonam (Naaz). Diese ist mit ihrem kleinen Sohn auf dem Weg nach Nainital, um bei ihren Schwiegereltern zu wohnen, die sie nie zuvor gesehen hat, denn ihr Mann, mit dem sie einst durchgebrannt ist, ist kürzlich gestorben. Madhu begleitet sie, doch ihr Zug entgleist. Poonam kommt bei dem Unfall um und bittet Madhu davor, sich als Poonam auszugeben und für den Sohn zu sorgen. Madhu akzeptiert und wird bald als Tochter des Hauses on Diwan Dianath (Nasir Hussain) und seiner Frau (Sulochana Latkar) akzeptiert. Selbst die vage Hoffnung einer Liebe blüht am Horizont auf - in der Person des charmanten Försters Kamal Sinha (Rajesh Khanna), einem Freund von Poonams Gatten. Doch der Schock ist gross, als Madhu erkennt, dass er derjenige ist, den sie hätte heiraten sollen und er seit ihrem Abhauen ein gebrochener Mann ist.

 

REVIEW
Indien ist riesig in Fläche und Bevölkerung. Die Chance, an einem fremden Ort alten Schulkameraden über den Weg zu laufen, dürfte also recht gering sein. Gleich zweien hintereinander - fast unmöglich. Dass dann der Mann, in den man sich irgendwo auf dem Land verliebt, derjenige ist, mit dem man sowieso hätte verheiratet werden sollen: Wahrscheinlichkeit eins zu hundert Millionen. Aber nicht in Bollywood. Da ist Indien ein Dorf und Verwandtschaften dichter gesponnen als im "Star Wars"-Universum. Jeder kennt jeden, jeder hat irgendwo Verwandte. Das wird einfach so akzeptiert, das ist im indischen Mainstreamkino nicht einmal mehr als Drehbuchloch abzutun.

Mit dieser Voraussetzung muss man an "Kati Patang" heran, sonst explodiert der Kopf schon in den ersten Minuten, wenn sich Drama an Drama heftet und Zufall an Zufall. Mit welcher Dreistheit Regisseur Shakti Samanta hier Cornell Woolrichs Roman "I Married a Dead Man" als Vorlage nimmt und die unglaubwürdigsten Zwischenfälle auftischt, kann man nur bewundern. Und er hat dafür auch die ideale Frau gefunden: Asha Parekh. Die Leinwandikone ist die erste Wahl, wenn es darum geht, eine grenzhysterische Drama Queen zu spielen. Das tut sie hier mit ihren typisch weit aufgerissenen Augen und perlendem Angstschweiss auf der Haut schlicht bravourös. Diese Frau macht selbst den ruhigsten Menschen kribbelig, wenn sie sich von ihren Schocks und moralischen Dilemmas auffressen lässt. Und darum dreht ja der Film: Statt einmal die Klappe aufzumachen, lügt sie sich in eine dumme Situation nach der anderen, statt zu erklären, rennt sie weg, statt zu erlösen, schaut sie entsetzt. Melodrama pur.

Bisweilen geht das an die Schmerzgrenze und wenn Samanta den Zuschauern am Schluss noch eine Gerichtsverhandlung zugemutet hätte, in der Asha mit Panik im Gesicht der Anklage lauschen würde, ich hätte einen halben Stern von der Bewertung abziehen müssen. Zuviel wäre zuviel. Doch Samanta belässt es schlauerweise bei einem Polizeieinsatz und gegen Schluss geht dann doch alles ziemlich schnell. Gut so, jede Minute mehr Verwicklungen und Missverständnisse würde einem an Geduldsfaden sägen, weshalb man mit Asha-Augen den nächsten Gegenstand gegen den unschuldigen Fernseher schleudern würde. Dazu die Worte: "Reisst euch mal zusammen! Hört einander mal zu und haut Prem Chopra k.o.!" Nein, der kann seelenruhig labern und lügen - und Asha steht da mit aufgerissenen Augen. Wie gesagt: Das hält man nur in mässiger Dosierung aus.

"Kati Patang" ist deshalb wohl auch kein sonderlich brillanter Film. Er war 1970 der ungefähr fünfterfolgreichste Streifen in den Kinos, was weniger an seinen Qualitäten liegen dürfte, als an der Musik und an Rajesh Khanna. Samanta hatte Khanna ein Jahr zuvor mit Aradhana zu Bollywoods neustem Megastar gemacht und hier gibt Khanna seine beste Schwiegersohn-Interpretation mit Schmachtblick und Charme. Ecken und Kanten sucht man in der doch eher stromlinienförmigen Rolle vergebens, doch Khanna füllt sie mit Leben.

Gleiches gilt im Übrigen auch für seine Co-Stars wie Dauerfiesling Chopra, die herrlich schlampige Bindu, die sogar das Thema Abtreibung anpacken darf, Opa Nasir Hussain, Madan Puri als Rajeshs Vater und die heutige Drehbuchautorin (Krrish, Darr) und Regisseurin (Armaan) Honey Irani als Rajeshs pummelige Heiratsanwärterin Munni. Eine sehenswerte Star-Riege. Ein nicht zu unterschätzender Star ist aber auch R.D. Burman: Seine Musik geht ins Ohr, die Tracks sind sicher nicht seine Besten, doch sie gefallen. Kult wurde "Mera Naam Hai Shabnam" (der auch auf dieser CD drauf ist), eine hysterische Nummer, in der Asha Bhosle fast nur keucht, schreit und flüstert, statt zu singen. Fast schon psychedelisch - und von Bindus Performance perfekt begleitet.

Nochmals ausdrücklich betonen möchte ich, dass "Kati Patang" sich nur für hartgesottene Bollywood-Fans eignet, vor allem wegen der nicht nur unglaubhaften, sondern geradezu himmelschreienden Zufälle in diesem Plot-Konstrukt. Auch das Level an Melodrama ist in manchen Szenen, in denen Asha zur Salzsäule des Schreckens erstarrt die Vorwürfe oder das Unheil über sich ergehen lassen muss, nur schwer auszuhalten für jemanden, der mit Bollywood nicht schon zuvor intensiven Kontakt geschlossen hat. Doch all jenen, die damit klar kommen, sei der Film ans Herz gelegt, wegen der tollen Musik, den sehenswerten Darstellern und ein paar durchaus aberwitzigen Plot-Entwicklungen. Und wegen Ashas Terror-Augen.

 

MEINE DVD
Sky Entertainment (USA), Code 0, NTSC
Bild: 4:3
Ton: Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½ (Bild mit leichten Altersspuren und viel Pixelbildung, farblich meist gut, wobei Qualität und Schärfe stark schwankt).

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb

 

SCREENSHOTS

 


 

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