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Thrillerdrama. Indien. Hindi
Alternative Titel Blue Movie; Kalyug: To Hell and Back

Regie Mohit Suri
Drehbuch Mohit Suri
Produktion Mukesh Bhatt
Songs Anu Malik
Kamera Rituraj Narain
Darsteller Kunal Khemu, Simily Suri, Deepal Shaw, Emran Hashmi,
Amrita Singh, Ahutosh Rana, Farid Amiri, Nisha Lalwani
Länge 126 Min.

Kinostart 16.12.2005
Trade classification
Above Average
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 31.12.05
©  Bilder Kria / Yume, Screenshots molodezhnaja


STORY
Kunaldar (Kunal Khemu) und sein Vater wurden 1990 aus Kaschmir vertrieben, seither leben sie in Mumbai. Als der Vater bei einem Zugunfall umkommt, ist Kunal auf sich alleine gestellt. Da erreicht ihn ein Anruf aus der Heimat Renuka Anaz (Simily Suri), eine Verwandte des Vaters, sei nun volljährig und komme in seine Obhut. Kundal empfängt sie und lässt sie sieben Tage bis zu ihrer Rückreise nach Kaschmir bei sich wohnen. In dieser Zeit verlieben sie sich - und heiraten. Doch die Idylle endet, als die Polizei sie festnimmt unter dem Verdacht, sie hätten einen Pornofilm (blue movie) gedreht! Tatsächlich wurde das Paar nur von einem Schurken (Ahutosh Rana) während ihrer Hochzeitsnacht im Hotel gefilmt. Nun ist das Filmchen auf der Website indianpassion.com zu finden, wofür Kunal hinter Gitter soll. Der Gedanke daran treibt Renuka in den Suizid. Kunal kommt auf Bewährung frei und reist nach Zürich. Dort lebt die Besitzerin von indianpassion.com: die Managerin Simi Roy (Amrita Singh). Bei seinen Ermittlungen stösst Kunal auf den Sexshop-Verkäufer Ali (Emran Hashmi), Simis Tochter Tanya, das Model Annie (Deepal Shaw) und Simis Lover (Farid Amiri).

 

REVIEW
Wenn sich indische Regisseure als Moralapostel versuchen, geht dies mehrheitlich schief. Sei es, weil die konservative Agenda eine Gesellschaft herbei beschwört, die es nicht mehr gibt, weil ein moderner Lebensstil verteufelt wird oder eine ein moralisches Feindbild generiert wird. "Kalyug" punktet in allen drei Belangen, aber ärgerlicherweise vor allem bei letzterem: Pornografie, Prostitution, Menschenhandel - alles wird in einen Topf geworfen und als Krebsgeschwür der modernen Zeit angeprangert. Dadurch vermischt sich durchaus gerechtfertigte Gesellschaftskritik mit Unverständnis der Thematik und kübelweise Klischees. Ich hab selten so gelacht.

Das ist umso trauriger, weil die Bhatt-Brüder Mashesh und Mukesh mit "Kalyug" einen durchaus ernsten Film angepackt haben, der das Zeug zur Grösse gehabt hätte. Schon im Vorspann wird aber klar, dass die Bhatts und ihr Zeher-Regisseur Mohit Suri auf Abschuss-Kurs sind. Da steht: "Pornografie ist eine 56-Milliarden-Dollar-Industrie". Kann sein, eine exakte Eingrenzung ist schwierig. Aber es sind sicher zweistellige Milliarden-Beträge. Und weiter: "Sie gedeiht auf der Ausnutzung der Unschuldigen". Hab ich da was verpasst? Ich dachte immer, Jenna Jameson sei ganz glücklich mit ihrem lukrativen Job und Rocco Siffredi hätte bei seinen Filmen durchaus auch seinen Spass gehabt.

Im Ernst: Die Filmemacher zeigen schon hier, dass in ihren Köpfen das Vorurteil der Gewalt- und Angstverseuchten Ausnutzungs-Industrie herum geistert. Moralisch anstössig ist sie, daran besteht kein Zweifel, aber ausgenutzt werden bei Firmen wie Penthouse, Beate Uhse oder Playboy (die im Film alle auch mal genannt werden) auch nicht mehr als bei General Motors oder Wallmart. Wir alle arbeiten für Geld, manche mit den Händen, manche mit den Köpfen, manche mit dem Körper. Um das in marxistischen Kontext zu stellen: Wir alle werden ausgenutzt. Die Pornografie (der Vorspann erwähnt nicht Prostitution, Frauenhandel oder weiss nicht was) ist da auch nicht besser oder schlechter.

Aber zurück zum Film. Nach diesem Einstieg bekommt man eine unnütze Rahmenhandlung vorgestellt, die zeigt, dass unser Held eines Verbrechens angeklagt ist. Ich frage mich immer, wieso es solche Rahmenhandlungen überhaupt braucht. Meistens tischen sie einem nur bereits auf, was man später eh erfahren würde. Im Falle von "Kalyug" ist sie gänzlich unnütz. Die eigentliche Geschichte erfahren wir also von Kunal in einer Rückblende.

Die zarte Annäherung zwischen Kunal und Renuka ist niedlich. Sie dient als Kontrast zu dem, was später kommt und ist dementsprechend aufgebaut auf idealisierter Unschuld. Begleitet von wunderbaren Liedern wie "Jiya Dhadak Dhadak Jaye" und "Aadat" entwickelt Suri seine Charaktere, beide gespielt von Neulingen: Kunal Khemu, der zuvor als Kinderstar u.a. in Zakhm und Hum Hain Rahi Pyaar Ke glänzte, gibt sein Star-Debüt und wirkt in den natürlichen Szenen sowie in den Actionszenen höchst kompetent. Einzig in emotionalen Momenten erscheint sein immergleiches Gesicht etwas oberflächlich. Mit seinem immer mal wieder an Keanu Reeves erinnernden Look hat er aber sicher gute Chancen, sich zu etablieren. Simily "Smilie" Suri wirkt neben ihm sehr natürlich und mit ihrem Manisha Koirala-Look imitiert sie ein Kahsmir-Mädchen bestens.

Bekanntester Name im Cast ist indes Emran Hashmi, der aber nur kurz auftaucht und mit seinem Aussehen überrascht. An wen es angelehnt ist, erkläre ich gleich. Amrita Singh gibt nach 12 Jahren Kino-Absenz (sieht man von einer kleinen Rolle in 23 March 1931 ab) ein Comeback und chargiert genüsslich. Gleiches gilt für die Schurken Ahutosh Rana und Farid Amiri, den ich nach Laila - A Mystery eigentlich nie wieder in einem Film sehen wollte. Letztendlich ist noch Deepal Shaw, eine gazellenartige Schönheit, die beim Tanz ihre Stärken am besten zur Geltung bringen kann.

An wen erinnert nun Emran? Ganz klar an Joaquin Phoenix. Mit seinen Tattoos, den farbigen Haaren und dem Job im Sexladen ist Hashmis Part eine Kopie von Phoenix' Auftritt in Joel-Schumachers Snuff-Reisser "8MM". Leider gibt es noch weitere, v.a. strukturelle Parallelen. So reist Kunal ins Sündenbabel, nachdem er ein Video (hier halt im Netz) gesehen hat, verbündet sich mit dem Sex-Verkäufer (Emran) und macht Jagd auf die Hintermänner.

Dieses Sündenbabel ist im Übrigen in Zürich. Ja, von allen Städten der Welt haben die Filmemacher das sonst so proper gezeigte Zürich erwählt. Wer Zürich kennt, weiss, dass das nicht ganz am Ziel vorbeischiesst und unser "Chreis Cheib" (Kreis 4) vielen Rotlichtbezirken der Welt Konkurrenz machen kann - aber in "Kalyug" fühlt man sich glatt in der sündigsten Ecke der Welt. Vor einem hundskomunen Beate-Uhse-Shop steht bereits eine Prostituierte, drinnen im roten Licht spürt man regelrecht die grenzenlose Verruchtheit und draussen gibts den Schuppen "Sin City" (da will ich mal hin), wo Lesbensex, heisse Tänze und Drogen angeboten werden. Lang lebe Zürich.

Aber da hörts nicht auf. Nein, selbst Kinderprostitution wird feilgeboten - und bei aller Akzeptanz für künstlerische Freiheiten, da werfen die Filmemacher zuviel in einen Topf. Nicht nur, weil es Zürich nicht gerecht wird, sondern weil hier die Agenda der Filmemacher aus allen Nähten platzt. Pornografie ist nicht gleich Kindsmissbrauch, nicht gleich Frauenhandel oder weiss der Kuckuck, was die Macher bewusst oder unbewusst dem Zuschauer einbläuen wollen. Manchmal nimmt das in "Kalyug" so primitive und manipulative Formen an, dass selbst die Street Parade (gedreht wurde im Sommer 2005) wie die Sex-Show zum moralischen Untergang der Welt präsentiert wird. Oder ist es doch eher so, dass die Bhatts das Ganze zwar anklagen, aber doch gerne auch ein wenig mit Sex und Verführung spielen? Wohl schon. Hier ist es nicht gar so widersprüchlich und verlogen wie in Baghban, wo alle guten Menschen keusch sein müssen, ausser, man tanzt in einem sexy Song zur Aufheiterung des Publikums - doch "Kalyug" ist trotzdem ziemlich verlogen.

Und das schadet dem Film. Neben guten Darbietungen, sehr schönen Songs und interessanten neuen Aufnahmen von Zürich wird hier so viel Unglaubwürdiges, ja Lächerliches aufgetischt, dass es weh tut. Internet-Sexsites wie indianpassion.com zeigen kurze, harmlose Filmchen von illegal gefilmten Hochzeitspärchen (damit will Simi Roy Playboy übertrumpfen??) und werden stellvertretend für die Sex-Ausnutzung im Internet gezeigt. Westliche Städte werden so abwertend als Hort von Sünde porträtiert, dass selbst indiafm in seiner Kritik schreibt "The love story takes an ugly turn when the protagonist finds himself amidst the million dollar porn industry in Zurich" - geil. Darf ich bitte was davon abhaben?

Das Fass zum Überlaufen bringt die Schluss-Botschaft, die erklärt "Menschenhandel ist das drittgrösste Geschäftszweig nach Waffen- und Drogenhandel". Hm. Hat da jemand das Wort "illegal" vergessen? Der drittgrösste illegale Geschäftszweig? Oder sind Öl-, Nahrungs- und Chemie-Industrie wirklich kleiner? Na gut, das ist ein "kleiner" Fehler, aber schauen wir mal wohlwollend darüber hinweg. Weiter gehts mit "Die meisten Frauen, die Opfer von Menschenhandel sind, landen im Pornogeschäft" - eine glatte Lüge. Die deutliche Mehrzahl landet in der Prostitution. Und: "Es ist Zeit, dass wir diese Gefahr zusammen bekämpfen". Was denn nun? Menschenhandel? Pornografie? Prostitution? Alles auf einmal? Der Film hat es geschafft, dass man am Schluss entweder den Kopf schüttelt oder mit erhobenem Arm auf die Strasse rennt und gegen etwas ankämpfen will - bloss gegen was, macht der Film nicht wirklich klar. Sein völliges Vermischen aller Themen ist nicht nur unsauber, es ist auch demagogisch. Das macht den ansonsten durchschnittlichen Film inhaltlich unbrauchbar und wertet ihn zum 2-Stern-Werk ab. Anschauen auf eigene Gefahr - oder zum Amüsement über Bollywoods Klischee-Vorstellungen über Pornografie. Und Zürichs million dollar sex industry.

 

SONGS
1) Jiya Dhadak Dhadak Jaye - Bezaubernde Ballade.
2) Aadat - Cooles und überraschend eingängiges Stück.
3) Dheere Dheere - Passabler Sex-Track in "Sin City".
4) Dhi Meri Dastan - Durchschnittsware.
5) Aadat Remix - Nicht minder cooles Update während des Abspanns.

 

MEINE DVD
Kria / Yume /Adlabs (USA), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Hindi Dolby Digital 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * * (Bild nicht sehr scharf, dafür ansprechende 3-Disk-Verpackung mit Soundtrack und Bonusdisk).

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)
indiaweekly (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
indiafm.com (2½/5)
Santabarbara (2½/5)
Rediff.com ("Just about average")

 

SCREENSHOTS

 


 

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