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Drama
Japan 1964
Alternative Titel Akai satsui; Verbotene Leidenschaft;
Unholy Desire; 赤い殺意

Regie Shohei Imamura
Drehbuch Shohei Imamura, Keiji Hasebe nach einer Kurzgeschichte von Shinji Fujiwara
Darsteller Masumi Harukawa, Ko Nishimura, Shigeru Tsuyuguchi, Yuko Kusunoki, Ranko Akagi, Kazuo Kitamura

Länge 150 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 21.6.07
©  Bilder Criterion, Screenshots molodezhnaja


STORY
Sadako Takahashi (Masumi Harukawa) ist eine gelangweilte Hausfrau. Sie lebt mit ihrem herrischen, aber schwächlichen Ehemann Koichi (Ko Nishimura), seinem Sohn Masaru (Toshihiko Hino) und seiner Mutter Tadae (Ranko Akagi) zusammen in einfachen Verhältnissen. Als der Rest der Familie ausser Haus ist, wird Sadako vom Dieb Hiraoka
(Shigeru Tsuyuguchi) vergewaltigt. Aus Scham will sich die junge Frau erst vor den Zug schmeissen, überlegt es sich jedoch anders. Als sie ihren Peiniger wieder trifft und sich herausstellt, dass er ein kränkelnder Musiker ist, der sich in sie verliebt hat, beginnt sie eine kuriose Beziehung mit ihm.

 

REVIEW
Mit "Intentions of Murder" drehte der New-Wave-Pionier Shohei Imamura einen Film, der seine Themen und Ästhetik während seiner Schwarzweisszeit am besten auf den Punkt bringt. Das Drama ist auch eine seiner stärksten Produktionen, faszinierend auf stilistischer wie inhaltlicher Ebene. Als Vorlage diente ihm eine Kurzgeschichte, die Shinji Fujiwara (Blackmail Is My Life) in einem Frauenmagazin publizierte. Daraus machte der bereits gefeierte Regisseur ein Werk von verstörender Kraft, suggestiver Bilder und ironischer Brechung. Etwas lang mag es sein, manchmal auch etwas plakativ, doch nie langweilig oder gar belanglos.

Um den Stoff für seine Zwecke anzupassen, veränderte Imamura den Inhalt ziemlich stark und verlegte etwa den Handlungsort aus der Metropole Tokio in die etwas gebirgigere Grossstadt Sendai im Norden Honshus. Dort lebt seine ungewöhnliche Heldin, die pummelige und geistig auch nicht gerade hellste Sadako. Nie macht er sich über diese unscheinbare Frau lustig - im Gegenteil: Sie trägt nicht nur die Story, man sympathisiert auch mit ihr, obwohl sie einige seltsame Entscheidungen trifft. Das liegt auch am gloriosen Spiel der noch weitgehend unbekannten Masumi Harukawa (Tora-San's Tender Love), die jede Emotion ohne Umschweife transportiert.

Sie ist ein weiteres Beispiel für Imamuras oft eingesetzten Frauentyp: Simpel gestrickt, aus der Mittelklasse stammend - aber den sie umgebenden Männern stets überlegen. Hier ist das ganz besonders ausgeprägt, denn der Ehemann ist kränkelnd, der Vergewaltiger hat ein Herzproblem und selbst der Sohn ist krank. Sadako dagegen erfreut sich bester Gesundheit, isst gerne, hat gerne Sex und wird im Verlauf des Films auch immer selbstsicherer. Sie ist jedoch nicht einfach zu fassen. So scheint sie die Vergewaltigung, obwohl sie krass inszeniert ist, nicht vollends abzulehnen. Zudem beginnt wegen der hässlichen Tat erst ihre Evolution zur selbstsicheren Frau (ihrem Peiniger geht es umgekehrt: Er vergiesst während der Vergewaltigung eine einzelne Träne als Zeichen seiner eigenen Abscheu und geht danach an seinen Gefühlen für sein Opfer fast zugrunde).

Nach der Schändung will Sadako sich erst, wie es sich für eine Frau im patriarchalischen Japan gehört, aus Scham das Leben nehmen. Doch sie entscheidet sich anders - und zieht es vor, lustvoll zu essen. Dieser erdige Pragmatismus ist typisch Imamura. Man packt das Leben bei den Hörnern, zelebriert seine Aufs und Abs, frönt dem Sex, dem Hass, der Liebe. Das hat nichts Abgehobenes, selbst wenn Imamura diesmal mehr auf fantastische Elemente setzt als in seinen vorherigen Werken à la Pigs and Battleships oder The Insect Woman: Traumsequenzen kommen hier zum Einsatz und die letzte halbe Stunde wirkt fast schon surreal in seiner Inszenierung.

Wichtiger bleibt aber die Verankerung im Alltag und in der Natur. Imamura nutzt dabei oft Tiere - ob im frühen The Insect Woman oder später in The Eel oder The Ballad of Narayama. Das Tierreich bietet ihm stets Basis für Metaphern und Aussagen, wonach die Menschen sich vom animalischen Verhalten nicht weit entfernt haben. Hier zieht er etwa Parallelen zwischen den Menschen und den als Haustieren gehaltenen Mäusen, die endlos in ihrem Drehrad rennen - und danach die Kleinere die Grössere auffrisst. Es mag eine plumpe Metapher sein, doch bei Imamura funktionieren solche direkten Bilder immer sehr gut. Etwas kryptischer die Raupe, die in einer Rückblende gleich nach der Vergewaltigung, sexuell suggestiv auf Sadakos Oberschenkel kriecht und anschliessend zerdrückt wird. Am Ende des Films wird diese Sequenz wieder aufgenommen.

So simpel die Metaphern auch wirken mögen - der Film als Ganzes ist nie leicht zu handhaben. Imamuras Figuren handeln manchmal rätselhaft und sind auch nicht immer sympathisch. Der Regisseur spielt mit Geschlechterrollen und Vorstellungen japanischer Tradition. Er zeigt ein unendlich tragisches Leben und macht dies erträglich, indem er rabenschwarzen Witz einstreut. Er nähert sich dem Kleinbürgertum so subversiv, wie es ein Luis Buñuel mit dem Grossbürgertum getan hat. Und all dies packt er in eine Inszenierung, die immer wieder Fragen offen lässt. Die Bilder dienen ihm dabei oft als zusätzliches Element, um das Gezeigte doppelbödiger zu machen.

Als Kameramann waltete der Imamura-erfahrene Shinsaku Himeda, der bei diesem in Sachen Bildgestaltung vorzüglichen Film eine seiner besten Arbeiten überhaupt abliefert. Die Aufnahmen wirken oft dokumentarisch unterkühlt, wie oft bei diesem Regisseur, doch diesmal mit einem greifbaren und eben erdigen Beigeschmack. Mit an Bord ist mit dem Komponisten Toshiro Mayuzumi ein weiterer Imamura-Veteran, sein spärlich eingesetzter Soundtrack sitzt immer wieder präzise. Mit solch überzeugenden Technikern präsentiert Imamura seine facettenreiche Story, ebenso elegant wie dreckig, ebenso intellektuell wie bodenständig, ebenso tragisch wie ironisch. Wäre da nicht die Überlänge, "Intentions of Murder" hätte das Zeug zu seinem besten Film. Doch auch so bleibt das Drama eine bemerkenswerte Leistung.

 

MEINE DVD (Criterion)
USA, Code 1, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch mono mit englischen Untertiteln.

 

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amazon (DVD-Box)

 

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SCREENSHOTS


 

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