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2007
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Anime
Japan 2007
Alternative Titel -
Regie Atsuko Fukushima, Shoji Kawamori,
Shinji Kimura,
Yoji Fukuyama, Hideki Futamura, Masaaki Yuasa, Shinichiro Watanabe
Länge 97 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 30.7.09
© Bilder Rapideyemovies, Screenshots molodezhnaja
REVIEW
Für einmal verzichte ich auf eine Einzelbewertung, wie
ich es sonst bei Kurzfilmsammlungen zu machen pflege. Zwar bilden die sieben Beiträge zu
"Genius Party" keine durchgehende Handlung an, sie sind stilistisch wie
inhaltlich extrem unterschiedlich - doch sie einzeln zu bewerten, würde übers Ziel
hinaus schiessen. Es handelt sich schliesslich um eine Jam Session von
Anime-Künstlern. Und eine solche ist nicht so gut wie ihre einzelnen Stücke,
sondern es geht um das ganze Konzert. Das Feeling des Gesamtprodukts.
In diesem Fall stammt es von den Anime-Künstlern des Studios 4°C, das 1986 gegründet wurde und sich seither einen Namen machte als kreativer Hort für junge und experimentierfreudige Animationskünstler. Auf das Konto der Vier-Grad-Truppe gehen etwa der Beitrag "Beyond" aus dem "Animatrix"-Episodenfilm, die Filmversion von "Spriggan", der ausgeflippte Tekkonkinkreet und der visionäre Mind Game. "Genius Party" bündelt nun, unter einem etwas anmassenden, aber wohl zutreffenden Titel, die kreativen Kräfte verschiedener Mitarbeiter des Studios.
Den Anfang macht Atsuko Fukushima mit seinem Drogentrip "Genius Party". Es ist das kürzeste und abstrakteste Segment, nur etwa 5 Minuten lang, aber höchst faszinierend. Zum durchgehenden Beat der Musik taucht ein zusammengeflickter Vogel auf, der unter einer Serie lebender Steine eine wahre Orgie auslöst, die Energie freisetzt. Das klingt nach einem Trip und genau das ist es auch. Ein gelungener Einstieg - wenngleich man froh ist, dass die meisten folgenden Beiträge echte Handlungen haben.
So auch "Shanghai Dragon" von Regisseur Shoji Kawamori ("Macross"). Bei diesem zweiten Segment handelt es sich um klassisch japanische futuristische Sci-Fi im Anime-Format. Das Speziellste daran ist, dass die Story im chinesischen Shanghai spielt. Dort findet ein kleiner Bub ein Artefakt aus dem All, mit dem er etwas zeichnen kann, das dann real wird! Wegen dieser Fähigkeit gerät er ins Visier von Ausserirdischen und sobald die landen, gehts actionmässig richtig ab. Ein temporeicher, spassiger Kurzfilm, tricktechnisch etwas simpel gestrickt, aber höchst unterhaltsam.
Teil drei, "Deathic 4", ist wieder etwas absonderlicher. Der Animationskünstler Shinji Kimura schuf dafür eine bizarre Totenwelt, in der das Auftauchen eines lebenden Frosches für helle Aufregung sorgt. Grandios sind die Figuren mit ihren riesigen Augen und dem unheimlichen Design. Statt klassisch handgezeichneten Bildern kommt hier CGI zum Einsatz und um alles noch schräger zu machen, sprechen die Charaktere eine Sprache irgendwo zwischen Japanisch, Englisch, Skandinavisch und Slawisch. Coole Sache. Einzig das Ende wirkt etwas abrupt.
Dasselbe gilt auch für "Doorbell" von Yoji Fukuyama. Erzählt wird eine mysteriöse "Twilight Zone"-Story mit einfachem Malstil und anfänglich faszinierender Doppelbödigkeit. Doch die Episode verlor für mich rasch an Faszination und mündet im Nichts. Das Gegenteil versucht "Limit Cycle". Hier macht Regisseur Hideki Futamura aus einem Nichts einen Trip. Ich bin so rabiat und nenne den Inhalt "Nichts", denn das psychologische Gebrabbel ist teilweise nicht zusammenhängend und arg prätentiös. Doch der gesprochene Text ergibt kombiniert mit den abgespaceten Bildern eine einzigartige Odyssee in Kunst, Philosophie, Religion, Psychologie, Numerologie und Unterbewusstsein. Anime auf LSD. Aber das ziellose Gerede ist dennoch nicht mein Ding. Diese beiden Episoden sind daher die schwächsten der Anthologie.
Danach bietet Mind Game-Regisseur Masaaki Yuasa mit "Happy Machine" geradezu Erholsames. Die Episode um die surrealen Abenteuer eines Babys sind zwar auch extrem schräg, aber auf selbst interpretierbare Weise. Man kriegt hier etwas zum Staunen und am Kopf kratzen, assoziativ und amüsant, statt wie bei "Limit Cycle" vorgekaut und prätentiös. Visuell hat dieser Trip etwas von Dali bis Kubrick zu bieten. Und auch wenn es sich nicht um das Highlight von "Genius Party" handelt, so kriegt man hier doch die volle Dosis Genie. Nicht zu vergessen Originalität.
Ganz zum Schluss schwenkt der Film noch in die Routine ein: "Baby Blue" ist ein typischer seishun eiga (Jugendfilm), von Shinichiro Watanabe (Cowboy Bebop) inszeniert im sentimentalen Stil eines Makoto Shinkai (5 Centimeters per Second), dessen Vorliebe für Himmel & Wolken, Licht & Schatten sowie Technik & Natur hier aufgegriffen wird - nur nicht annähernd so virtuos. Es handelt sich hierbei um das dramaturgisch "logischste" Skript und die stringenteste Inszenierung, aber gerade daher wirkt "Baby Blue" schon fast wie ein Fremdkörper unter den experimentellen Animes. Gut ist er dennoch.
Und so habe ich die Episoden wohl doch einzeln gewertet: "Doorbell" fand ich fad, "Limit Cycle" anstrengend. Die restlichen hingegen haben alle einen hohen Standard. Sie liefern einfallsreiche Animationstechniken und/oder durchgedrehte Handlungen, sie nehmen uns an bizarre Orte auf der Welt, jenseits der Welt und in unseren Köpfen. So macht eine Anime-Party Spass und man freut sich auf mehr davon. In der Tat drehten ein paar Leute von Studio 4°C danach Genius Party Beyond mit fünf Episoden, zudem entstanden Einzelepisoden wie "Le manchot mélomane" des Franzosen Nicolas de Crécy, die vielleicht in einen dritten Teil einfliessen werden. Stoff für mehr ist da. Interesse auch.
MEINE
DVD
Deutschland, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Deutsch 5.1 und Japanisch 5.1 mit deutschen Untertiteln.
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SCREENSHOTS
Screenshots der DVD mit PowerDVD 9, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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