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1996
> COMRADES, ALMOST A LOVE STORY
Liebesdrama
Hongkong 1996
Sprache Kantonesisch / Mandarin
Alternative Titel Comrades: Almost a Love Story; Tian mi mi; Hongkong
Love Affair; 甜蜜蜜
Regie,
Produktion Peter
Chan Ho-sun
Drehbuch Ivy Ho
Darsteller Maggie Cheung Man-yuk, Leon Lai Ming, Eric Tsang Chi-wai,
Kristy Yeung Kung-yu, Christopher Doyle
Länge 116 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 30.12.2017
© Bilder Golden Harvest,
Screenshots molodezhnaja
STORY
1986 kommt Li Xiao-jun aus dem nordchinesischen Tianjin nach
Hongkong. Er spricht nur Mandarin und kommt auch mit den Gewohnheiten in der
modernen neuen Stadt nicht klar. Zum Glück trifft er auf die lebenslustige Li
Qiao (Maggie Cheung), die sich mit allerlei Jobs über Wasser hält, und Xiao-jun
hilft, zurecht zu kommen und Kantonesisch zu lernen. Was sie ihrem neuen Freund
erst verheimlicht: Auch sie ist eine Einwanderin aus der Volksrepublik, wenn
auch aus dem nahen Guangzhou. Es dauert nicht lange, bis sich die beiden näher
kommen. Xiao-jun hat aber Skrupel, seine daheim gebliebene Verlobte zu
hintergehen. Zusammenpassen würden sie vielleicht sowieso nicht, denn Qiao
träumt vom grossen Geld. Darum wird sie auch die Geliebte des Triaden-Bosses Bao
(Eric Tsang). Nichtsdestotrotz laufen sie und Xiao-jun sich immer wieder über
den Weg.
REVIEW
Peter Chan (The Warlords)
drehte diesen kleinen Klassiker ein Jahr vor der Übergabe Hongkongs an die Volksrepublik China
- das macht ihn zu einem Zeitbild, das die Unterschiede der beiden Lebensweisen
im westlicher orientierten Hongkong und dem kommunistischen Mutterstaat auf den
Alltag zweier Einwanderer herunterbricht. Doch "Comrades, Almost a Love Story"
ist kein politischer Film, sondern, wie die restlichen Worte im Titel andeuten,
eine Liebesgeschichte - fast
eine Liebesgeschichte. Wenn Vorzeigeschauspielerin Maggie Cheung und
Kantopop-Ikone Leon Lai sich immer wieder über den Weg laufen, und doch nie so
recht lieben dürfen, erinnert das ein wenig an "When Harry Met Sally". Mehr noch
dürfte der Film aber eine Hommage an das romantische Kino des alten Hollywood
sein, mit all dessen Zufällen und Kitschmomenten.
Star-Drehbuchautorin und Teilzeit-Regisseurin Ivy Ho (Claustrophobia) ist bei ihrer Handlung nämlich nicht auf Realismus aus. Die Menge an Zufällen könnte einem anderen Film glatt das Genick brechen. Hier jedoch hat es System, dass das Schicksal diese beiden Leute, sie sich eigentlich lieben müssten, immer wieder zusammenbringt. Und wenn es das tut, dann geht einem stets das Herz ein wenig auf. Chan inszeniert entsprechend melancholisch mit viel Klavier- und Geigenmusik, mit Gegenlicht und Filtern. Und es funktioniert: viele Szenen zielen direkt auf das Gemütszentrum. Das ist freilich auch den beiden Schauspielern zu verdanken.
Maggie Cheung ist jemand, der gleichzeitig deutlich jünger und älter spielen kann, als sie tatsächlich ist. Hier war sie Anfang dreissig und in den Eröffnungsszenen wirkt sie kaugummikauend gut und gerne zehn Jahre jünger. Später in den melancholischen Szenen und in jenen mit dem tollen Eric Tsang tritt dann die subtil zurückhaltende Cheung hervor, die wir etwa aus In the Mood for Love kennen - dementsprechend reifer kommt sie herüber. Wie gut sie ist, war auch Chan bewusst, der bei jeder nur erdenklichen Szene ihr Gesicht in Grossaufnahme zeigt. Und sie dankt es mit einer Mimik, die, ohne viel zu sagen, ganze Geschichten erzählt, Konflikte abbildet. Oder um all das abzukürzen: Maggie Cheung ist eine Göttin.
Leon Lai hat es schwer, da mitzuhalten, aber mit seinem Simpel-Charme (in vielen Kritiken liest man, Xiao-jun sei vom Land, dabei erklärt er am Anfang, er stamme aus der nordchinesischen Millionenstadt Tianjin) holt er die Zuschauern rasch auf seine Seite. Und wenn er Sätze sagt wie "die Kantonesen sind unhöflich und laut", dann ist das gleichzeitig Zeichen seiner Aussenseiterrolle und auf der Meta-Ebene ein ironischer Blick auf die eigene Stadt, schliesslich sind nahezu alle Beteiligten aus Hongkong. Nicht von dort, aber immerhin dort lebend, ist Kameravirtuose Christopher Doyle, der einen längeren Gastauftritt als Englischlehrer hat. Hinter der Kamera stand aber ein anderer: der Routinier Jingle Ma. Der dürfte sich aber mehr als einmal vom damals Doyle-typischen Urban-Look inspirieret haben, nicht zuletzt bei Chungking Express.
Als letztes kleines Stimmungsmittel setzt Chan auf die
Sängerin Teresa Teng (1953-1995). Die Taiwanesin starb jung kurz vor Drehstart.
Und so bezieht sich nicht nur der Originaltitel "Tian Mi Mi" auf eines ihrer
Lieder, viele Stücke kommen im Film auch tatsächlich prominent vor und bilden
einen Teil des Klangeppichs von Qiaos und Xiao-juns Liebesodyssee. Eine Odyssee,
die wohl nur die allerhärtesten Zuschauer kalt lässt, die mit ihrer
hochromantischen Bildsprache und den hinreissenden Darstellern die Zuschauer
damals wie heute zum Schwelgen bringt. "Comrades, Almost a Love Story" hat
inhaltlich kleine Probleme, manche Subplots gehen zu kurz, andere zu lang, und
die letzten 30 Minuten wirken sprunghaft. Aber er ist und bleibt ein einfach
wunderschöner Liebesfilm, der weit mehr als bloss das Nötigste aus seinem Genre
herausholt.
EXTERNE LINKS
imdb.com
Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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