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Thriller
Südkorea 2008
Alternative Titel Chugyeogja;
추격자

Regie Na Hong-jin
Drehbuch Na Hong-jin
Darsteller Kim Yun-seok, Ha Jung-woo, Seo Yeong-hie, Jung In-gi, Park Hyo-ju

Zuschauer 5'120'000 
Länge
125 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 18

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 7.8.08
©  Bilder Showbox, Screenshots molodezhnaja


STORY
Eom Joong-ho (Kim Yun-seok) war einst ein Polizist in Seoul, verlor aber nach Korruptionsvorwürfen seinen Job. Nun verdient er sich Geld als Zuhälter. Seit einiger Zeit verschwinden seine Mädchen spurlos, bevor sie ihre Schulden abgetragen haben. Während er noch nach ihnen sucht, holt sich der Entführer Jee Young-min (Ha Jung-woo) schon die nächste Prostituierte von Joong-ho ins Haus: die an Fieber erkrankte Kim Mi-jin (Seo Yeong-hie). Eiskalt macht sich Young-min daran, sie zu töten, wie er vor ihr schon ein gutes Dutzend Frauen getötet hat. Er wird jedoch unterbrochen, fährt mit einem Auto davon und kracht direkt in Joong-ho. Der erkennt in Young-min den gesuchten Entführer anhand seiner Telefonnummer und schlägt ihn blutig. Beide werden verhaftet. In der Polizeistation gesteht Young-min die Morde - und er meint, Min-ji lebe noch. Die Polizei glaubt ihm seine Aussagen erst nicht richtig und da keine Beweise vorliegen, müssen sie ihn nach 12 Stunden wieder frei lassen.

 

REVIEW
"The Chaser" ist einer der erfolgreichsten koreanischen Filme 2008 und wurde inszeniert von einem Neuling. Nicht nur das: Der Newcomer Na Hong-jin drehte auch gleich einen erstklassigen Thriller, der sich mit den besten Genrevertretern Südkoreas messen kann. Er ist nihilistisch und doch moralistisch, düster und doch mit einem Hauch von Hoffnung - und er birgt einige der brutalsten Szenen diesseits eines Horrorfilms. Die Spannung generiert er auf zwei Ebenen: Zum einen als Charakterstudie der Hauptfigur, gespielt von Kim Yun-seok (Like a Virgin). Zum anderen aus den Bluttaten des Schurken Young-min, verkörpert von Ha Jung-woo (Breath, The Unforgiven), dessen letztes Opfer noch zu leben scheint. Reicht die Zeit, um sie zu retten? Kommt der Mörder, der schon nach einer guten halben Stunde geschnappt wird, etwa frei und kann sein Werk vollenden? Nervenkitzel ist garantiert.

Dass viel auf dem Spiel steht, weiss man spätestens mit Young-mins erster sichtbarer Gräueltat. Sie ist von solcher Brutalität, dass ich mehrfach zusammengezuckt bin. Es ist nicht das Blut, nicht einmal primär die schockierende Vorstellung, einem Psychopathen so hilflos ausgeliefert zu sein - nein, es sind die schiere Unmenschlichkeit der Tat und die enorme Kaltschnäuzigkeit des Killers, die einfahren wie ein Schlag auf den Hinterkopf. Rohe Gewalt fernab von "Saw"-Voyeurismus oder Tarantino-Coolness, sondern einfach nur erschreckend. Und obwohl wir das Opfer nur kurz kannten, ist das Mitleid mit der Frau grenzenlos. Das Resultat dessen: Man hasst den Täter bis aufs Blut und dies nach erst einer halben Stunde.

Doch nicht nur ihn. Auch unser Held ist alles andere als ein Sympathiebolzen. Seine Moral ist flöten gegangen, er schickt die schwer kranke Mi-jin in die Arme des Killers und er kassiert bei einer verprügelten Hure lieber Geld vom zuschlagenden Freier, als dass er seine "Angestellte" entschädigen würde. Kurz: Der Mann ist ein komplettes Arschloch und definiert das "anti" in Antiheld. Umso überraschender ist es, dass er sich auf die Suche nach der Entführten macht. Und dies erst noch ziemlich besessen. Es scheint, als suche er nach Sühne für seine Taten und sein verbocktes Leben. Wird er sie bekommen? Das sorgt für einen Teil der Spannung. Grosses Lob gebührt Darsteller Kim Yun-seok, der ohne falsche Anbiederung beim Publikum einen Mann in der Talsohle des Lebens spielt.

Ha Jung-woo hält mühelos mit. Er verkörpert den Killer, der auf dem tatsächlich existierenden Prostituiertenmörder Yoo Young-chul basieren soll, ohne Hysterie, sondern mit kontrolliertem Sadismus. Seine Motivation steht nicht im Zentrum, nur seine Kaltblütigkeit. Es werden zwei Rivalen geschaffen, deren Kampf den Film mühelos über die Runden bringt. Dass der eine davon etwas älter ist und sie sich gegenseitig mit Hämmern traktieren sorgte für Vergleiche mit Oldboy, doch die Ähnlichkeiten sind, trotz ähnlich düsterer Grundstimmung, nicht relevant. "The Chaser" ist geradliniger, kommt fast ohne Tricks und Gimmicks aus ist auch daher eine Spur weniger faszinierend als Park Chan-wooks Meisterwerk. Aber ein sackstarkes Werk ist es allemal.

Was wertet ihn denn ab? Da wäre die Überlänge, die im Mittelteil zu einigen Durchhängern führt. Na ist in den Szenen mehr an der Inkompetenz der Polizei interessiert, als an der primären Story, und obwohl dies spannend ist (und an Memories of a Murder erinnert), so lenkt es doch ein wenig ab. Auch das Ende enttäuscht, was der Hauptgrund dafür sein dürfte, dass meine Begeisterung nicht gar so weit geht wie bei anderen Kritikern. "The Chaser" ist formidabel inszeniertes, eindrücklich gespieltes und in manchen Szenen brillantes Thrillerkino, dem aber die Einzigartigkeit ein wenig fehlt. Der Film erreicht sie manchmal, etwa in der ersten brutalen Sequenz im Bad, oder später, wenn der Regisseur die Dreistheit hat, eine Person zu meucheln, die es absolut nicht verdient hat - doch dazwischen regiert oft die Routine auf höchstem Niveau.

Bisweilen kommt sogar Kommissar Zufall zum Zug, einmal weniger wäre auch nicht schlecht gewesen. Auf der anderen Seite setzt Na Hong-jin diese Zufälle so fatalistisch um, dass sie fast wieder Sinn machen. Die Story zerbricht jedenfalls nie: Sie bleibt spannend dank eines ausgeklügelten Drehbuchs und starker Figuren. "The Chaser" führt einige Genre-Konventionen ad absurdum, andere bestätigt er - doch letztendlich liefert er einfach eine spannende Show aus dem Bodensatz der koreanischen Gesellschaft. Verfeinert wird dies durch einige tragische Nebenfiguren, die Darstellung juristischer Inkompetenz und lähmende Gewalt. Ein Mix, der funktioniert und fesselt. Das sah auch Hollywood so: Die Remake-Rechte sind bereits an Warner Bros. verkauft worden, Departed-Autor William Monahan schreibt das Skript.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Koreanisch 5.1 und DTS mit englischen und koreanischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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