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Gangsterdrama. USA 2006
Alternativer Titel
Departed - Unter Feinden
Regie Martin Scorsese
Drehbuch William Monahan nach einem Original-Skript von Alan Mak und
Felix Chong
Produktion Martin Scorsese, Brad Pitt, Brad Grey, Graham King
Musik Howard Shore
Kamera Michael Ballhaus
Darsteller Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg,
Martin Sheen,
Vera Farmiga, Ray Winstone, Alec Baldwin, Anthony Anderson, Kevin Corrigan,
Kristen Dalton
Länge 152 Min.
US-Kinostart
06.10.2006
CH-Kinostart 07.12.2006
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 13.11.06
© Bilder Warner Bros
STORY
Boston: Der Gangsterboss Frank Costello (Jack Nicholson)
hat vor Jahren den irischstämmigen Colin Sullivan (Matt Damon) unter seine
Fittiche genommen. Nun hat der junge Mann die Polizeischule absolviert und
arbeitet sich nach oben bis in Captain Ellerbys (Alec Baldwin) Abteilung zur
Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Costello hat damit einen Spitzel dort,
wo die Jagd auf ihn organisiert wird. Doch die Cops ziehen gleich: Captain
Oliver Queenan (Martin Sheen) und Sergeant Dignam (Mark Wahlberg) haben den
Kadetten Billy Costigan (Leonardo DiCaprio) zum Undercover-Ermittler befördert.
Nur sie beide wissen, dass Billy sich in Costellos Gang eingeschlichen hat, um
die Behörden mit Updates über die
Aktivitäten des Gangsterbosses zu versorgen.
Während er seinen Vorgesetzten bald berichten kann, dass in den Reihen der
Polizei ein Maulwurf sitzt, wird auch Sullivan klar, dass sein Boss Costello
einen Verräter in seinem Team hat.
REVIEW
Da man um einen Vergleich kaum herumkommt, hier
die Kurzfassung: Infernal Affairs ist
spannender, gestylter, kürzer und am Schluss besser. "The Departed" ist
fantastischer
besetzt, organischer inszeniert und mit einer besseren ersten Stunde gesegnet.
Das macht Original und Remake etwa gleichwertig, wobei mich Infernal Affairs mehr gepackt hat, weil
die Regisseure aus dem Plot das Maximum an Spannung herausgeholt haben. Martin
Scorsese greift bei seinem Remake nach Höherem und liefert eine beinahe epische, uramerikanische
Gangstersaga mit ungemein viel Boston-Geist. Ein wunderbarer Film und wir als
Filmfans können nur dankbar sein, dass derselbe clevere Plot uns nun zwei
fantastische Filme beschert hat.
"The Departed" ist von Beginn weg pulsierend und voller inszenatorischer Kraft. Thelma Schoonmaker, eine der besten Cutterinnen in Hollywood, sorgt dafür, dass "The Departed" mit Tempo und Virtuosität die Figuren einführt - etwas, was im Original fehlte und sozusagen in Infernal Affairs II nachgeholt wurde. Die Szenen sind kurz und heftig, genial montiert. Das Herz des Films besteht danach abermals aus dem Übers-Kreuz-Ermitteln von DiCaprio (in Tony Leungs Rolle) und Matt Damon (in Andy Laus Part). Ich nenne das gerne Yin-Yang-Thriller, gut und böse greifen ineinander und im Guten steckt Böses. Scorsese schaukelt dies mit Genuss in die Höhe, auch wenn er nie dasselbe Level an schierem Suspense aus dem Plot herausholt. Er ist etwas zu sehr an den Charakteren interessiert, was die Spannung leicht mindert.
Dafür bekommen wir besser ausgearbeitete Figuren, die den Akteuren Raum bieten, sich zu entfalten. Scorseses neue Muse DiCaprio spielt hervorragend, eine seiner besten Rollen. Matt Damon profitiert von seiner Herkunft (er ist aus Boston) und pendelt grandios zwischen eiskalt, charmant und blitzschnell handelnd. Jack Nicholson spielt stets an der Grenze zum Chargieren, doch sein larger-than-life-Gangsterboss, wie er nur in Filmen vorkommen kann, ist herrlich. Jack sorgt denn auch für viel Humor und es ist deutlich, dass Scorsese diese Seite der Story mehr interessiert. In Infernal Affairs lag der Fokus etwas mehr bei den Cops, personifiziert durch den göttlichen Anthony Wong als Tony Leungs Chef. Hier wird die Ermittler-Seite aufgesplittet - Martin Sheen übernimmt für Wong und zeigt in seinem etwas kurzen Auftritt viel Menschlichkeit. Als sein gegensätzlicher Partner ist Mark Wahlberg eine Offenbarung. Auch er stammt aus Boston und seine Fluchtiraden sind göttlich, vielleicht meine Lieblingsfigur im ganzen Film. Dritter im Bunde ist der tolle Alec Baldwin als Damons Boss. Obwohl die drei erstklassig sind, haben sie weniger Gewicht als Jack, der die Gangster-Seite fast im Alleingang meistert, nachdem Ray Winstone schnell in den Hintergrund rückt.
Ob der Fokus nun bei Gangstern oder Cops liegt, das Grundprinzip bleibt identisch, die Spannung ist da, die Darstellung Bostons fasziniert. Martin Ballhaus filmt mit bodenständiger Eleganz und und Schoonmaker schneidet mit einem Elan zum Niederknien. Howard Shores Soundtrack bleibt oft dezent, aber gut, noch besser ist der Einsatz von Songs - stets perfekt getaktet. Selbst wenn diese Story nirgends hingehen würde, man bliebe dran, weil Scorseses Inszenierung (mit Unterstützung seiner erstklassigen Crew) einfach beseelt ist und jeden Filmfan erfreut. Aber die Geschichte läuft sehr wohl auf etwas zu: Wer enttarnt den anderen zuerst. Und da war mit Infernal Affairs besser. Scorsese bringt gegen Schluss viel Blut (leider CGI) ins Spiel und eliminiert sein riesiges Ensemble beinahe mit Ironie. Beim Original, obwohl die Figuren auf den ersten Blick weniger gut ausgearbeitet waren, litt ich deutlich mehr mit und das Ende der Hongkong-Fassung war rabenschwarz. Bei "The Departed" schliesst sich alles etwas runder, aber es fehlt die finale Zuspitzung. Dafür geht Zeit drauf für das etwas konstruierte Liebesdreieck zwischen DiCaprio, Vera Farmiga und Damon. Ich mochte die individuellen Szenen (bester Moment: als Farmina zu DiCaprio sagt "your vulnerability is really freaking me out right now") und es tut gut, wenigstens eine Frau nicht als Püppchen und "cunt" abgestempelt zu sehen - doch es waren eigentlich schon genug Berührungspunkte zwischen den beiden Maulwürfen da, dieses zusätzliche Bindeglied wirkt etwas forciert.
Ein packender, grandios gespielter und virtuos dirigierter Gangsterfilm bleibt "The Departed" allemal. Scorseses bester Film seit Jahren (und das sag ich als jemand, der The Aviator mochte) und einer der besten Filme 2006. Grosses Lob an Scorsese, Schoonmaker, Wahlberg, Sheen, DiCaprio, Damon, Baldwin, Ballhaus, Shore & Co. - und ein Dankeschön an Brad Pitt, der die Rechte am Original erworben hatte und dafür sorgte, dass dieses Hongkong-Juwel kein plumpes Remake erfuhr, sondern eine Neu-Interpretation, die mit dem Original in vielen Aspekten mithalten kann und es in anderen gar übertrifft. Grosses Kino.
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EXTERNE INFOS & REVIEWS
imdb.com
James Berardinelli (4/4)
Slant Magazine (2½/4)
BBC (4/5)
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