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2010
> BUMM BUMM BOLE
Kinderdrama. Indien. Hindi
Alternativer Titel Bum Bum Bole
Regie
Priyadarshan
Drehbuch Priyadarshan, Manisha Korde nach dem Drehbuch von Majid Majidi
Produktion Percept Pictures
Songs M.G. Sreekumar, Tapas Relia, Azaam-Sami
Kamera Alagappan N.
Choreografie Selvi
Darsteller Darsheel Safary, Atul Kulkarni, Ziyah Vastani, Rituparna
Sengupta
Länge 125 Min.
Kinostart 14.5.2010
Box office classification Flop
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 11.7.10
© Bilder Percept,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Arbeiter Khogiram Gwala (Atul Kulkarni) lebt mit seiner
Familie im Nordosten Indiens. Die Region wird von terroristischen Aktivitäten
geplagt, doch Khogiram und seine Frau Ritu (Rituparna Sengupta) sind mehr damit
beschäftigt, sich selbst über die Runden zu bringen. Es fehlt an allen Ecken und
Enden. Das bekommen auch ihre Kinder Pinu (Darsheel Safary) und Rimzim (Ziya
Vastani) zu spüren. Sie dürfen zwar immerhin eine angesehene christliche Schule
besuchen, doch Geld für Ausrüstung bleibt kaum mehr. Um so tragischer, als Pinu
die Sandalen seiner Schwester verliert. Die Kinder hecken darum einen Plan aus,
damit sie Ritus Turnschuhe abwechselnd tragen können.
REVIEW
"Bumm Bumm Bole" ist Bollywoods zweiter
Anlauf,
Majid Majidis oscarnominierten "Children of Heaven" in Indien zu verfilmen. Der
erste war Salaam Bacche - ein grässliches
Billigprojekt, über das man lieber den Mantel des Schweigens legt. Der zweite
nun versucht es mit mehr Talent, mit Einfühlungsvermögen und schöneren Bildern.
Doch abermals ist der Erfolg durchwachsen. Das zauberhafte iranische Original
und selbst das auch nicht gerade umwerfende, aber immerhin niedliche Remake
Homerun aus Singapur schlägt also auch
diese zweite Bollywood-Inkarnation nicht. Immerhin ist sie jedoch ehrlich genug,
das Vorbild im Vorspann zu nennen. Das gibts in Indien selten genug.
Inszeniert wurde der Film von Remake-Meister Priyadarshan, der mit Vorliebe seine eigenen südindischen Werke neu verfilmt oder sich sonstiger Quellen bedient. Und weil ja die Originalgeschichten in seinen Augen meist nicht gut genug sind, muss er sie natürlich aufpeppen. So geschehen auch hier. Statt der einfachen Story um zwei Kinder und ein paar Schuhe ist "Bumm Bumm Bole" nun überladen mit noch viel mehr: Arm-Reich-Kritik, Justizgewalt, Terrorismus, Attentate. Als Kinderfilm geht das nicht mehr durch und die Unschuld der Vorlage ist gewichen.
Dabei gäbe allein der Durchhaltewillen genug her: Während die Eltern mit grossen Problemen beschäftigt sind, haben die Kleinen ihre ganz eigene Sorge, die ihre ganze Aufmerksamkeit erfordert. Diese Zweispurigkeit gelingt Priyadarshan nicht schlecht, so lange er sich auf sie konzentriert und nicht in Unnützliches abdriftet. Dennoch hat er erstaunlich viel Mühe mit der Dramaturgie. Ein Beispiel ist der Marathon. Der kommt am Ende aus heiterem Himmel. Er hätte vorher deutlicher machen können, dass das Rennen von der Schule nach Hause und zum Schuh-Übergabeort den kleinen Pinu zum Top-Sprinter gemacht hat. Priyadarshan verpasst die Chance, den Zusammenhang herzustellen. Pinu hört einfach "Marathon", rennt und wird ins Team aufgenommen.
Und so fiebert man auch nie wirklich mit. Das ist bedenklich für einen Film, der von Anfang an unser Mitleid mit der Familie erzeugen will - und dabei selten ins Schwarze trifft. Immerhin sind die zwei "Männer" vor der Kamera nicht schlecht und sorgen für etwas Emotionen. Das gilt primär für Darsheel Safary. Er zeigt mit einer glaubwürdigen und unaufdringlichen Leistung, dass Taare Zameen Par kein Einzelfall war, sondern er wirklich Talent hat. Zwar machen grässlich gestelzte Dialoge und Continuity-Probleme (wechselnde Haarlänge und in einigen wenigen Szenen trägt der mausarme Pinu gar eine Zahnspange!) vieles kaputt, doch Darsheel selbst überzeugt.
Ebenso sein Papa Atul Kulkarni, der sich zwar manchmal sentimental-kitschigen Texten hingeben muss, aber meist mit Zurückhaltung und Natürlichkeit Punkte holt. Rituparna Sengupta kriegt indes wenig zu tun und darf nur manchmal etwas hysterisch agieren. Ein Spezialfall ist derweil Ziyah Vastani. Die Kleine ist zuckersüss, ihre grossen Augen genau richtig für den Part - aber wenn sie den Mund aufmacht, zuckt man zusammen. Da ist es, dieses gekünstelte Kindschauspiel, dieses herausdrücken der Dialoge, dieser Klang des Auswendiglernens. Bei langen Dialogen wirkt das Mädchen einfach nur grässlich, und das ist eine Mitschuld des Regisseurs, der diese Schwäche hätte erkennen und mit möglichst wenig Texten einschränken müssen.
Doch der liebe Priyadarshan war wohl mehr damit beschäftigt, seine Sponsoren zu bauchpinseln. Nirgends zuvor habe ich so oft das Adidas-Logo gesehen wie hier. Dass die Schuhe von Pinu ein paar Grossaufnahmen bekommen, ist klar. Dass sie manchmal löchrig-dreckig und dann plötzlich nagelneu sind, ist zwar peinlich, aber verkraftbar. Aber dass beim Marathon das Adidas-Motto "Impossible Is Nothing" mehrmals gross eingeblendet und der Name vom Speaker mehrfach ausgerufen wird, ist nur noch mühsam. Kein Kind trägt Nike, keines Puma oder sonst was. Nur Adidas in allen Formen und Farben. Dazu noch "subtil" der Einsatz des Horlicks-Energiedrinks und fertig ist eine der plakativsten Schleichwerbung-Attacken der jüngeren Filmgeschichte.
Besonders bedauerlich ist dieser Marketing-Overkill, weil der Film sonst eher auf seine Natürlichkeit baut. Die Locations im Nordosten Indiens bilden einen wunderbaren Hintergrund, manchmal feucht und dreckig, dann strahlend schön. Schon in Billu Barber hatte Priyadarshan, der in seiner Frühphase immer gerne derart "erdige" Filme drehte, gezeigt, dass er solcherlei Bauern-Look noch immer gut drauf hat. Mit dieser Optik alleine sorgt "Bumm Bumm Bole" dafür, dass es den Zusehern nie gänzlich langweilig wird. Ebenso hilft die bescheidene Laufzeit von gut zwei Stunden.
Letztendlich ist dies ein uninspirierter Versuch, den iranischen Kinderfilm-Klassiker neu aufzulegen. Zu überladen, zu gestelzt, zu wenig unschuldig, zu werbeverseucht. Aber ich lasse viel Gnade walten mit einer knappen Bewertung von 2½ Sternen, weil "Bumm Bumm Bole" gut ausschaut und von Darsheel und Atul starke Leistungen kommen. Ausserdem ist die zentrale Bub-und-Schwester-teilen-Schuh-Geschichte ja immer noch ganz putzig, selbst wenn sie derart verwässert wird. Trotz Goodwills bleibt das Fazit also klar: Schaut euch lieber Children of Heaven an.
SONGS
1) Bumm Bumm Bole - Nettes Lied, etwas zu modern inszeniert
für einen solch ländlichen Film (Shaan).
MEINE DVD
Percept (IND), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton:
Hindi 5.1 mit englischen und arabischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * * ½ (Kaum Artefakte und
Blockbildung, lediglich ein paar Unschärfen)
BESTELLEN
Induna (Liefert aus IND)
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Bollywood Hungama (1½/5)
Rediff (1½/5)
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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