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Drama. Indien. Hindi
Alternative Titel Taare Zameen Par: Every Child Is Special; Ein Stern auf Erden;
Little Stars on Earth; Stars on Earth; Like Stars on Earth; तारे ज़मीन पर

Regie Aamir Khan
Drehbuch Amole Gupta
Produktion Aamir Khan
Songs Shankar-Ehsaan-Loy
Kamera M. Sethuraaman
Darsteller Darsheel Safary, Aamir Khan, Tanay Chheda, Tisca Chopra, Vipin Sharma
Länge 162 Min.

Kinostart 21.12.2007
Box office classification
Superhit
Molodezhnaja Altersempfehlung o. A.

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 28.7.08
©  Bilder T Series, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der achtjährige
Ishaan Awasthi (Darsheel Safary) fällt in der Schule in jedem Fach durch. Seine Mitschüler hänseln ihn, weil er etwas langsamer denkt und reagiert als sie. Der Kleine wird zum Aussenseiter. Seine Eltern (Tisca Chopra, Vipin Sharma) halten ihn deshalb für einen Tunichtgut, den man disziplinieren muss - schliesslich erzielt ihr älterer Sohn nur Bestnoten in der Schule. Als Ishaan in der Schule immer öfter für Zoff sorgt und seine Noten ins Bodenlose sausen, schicken ihn die Eltern in ein Internat. Auch dort beschäftigt sich Ishaan nicht gerne mit Mathe oder Englisch, er interessiert sich mehr für Farben, Geschichten und Figuren. Erst der Kunst-Aushilfslehrer Ram Shankar Nikumbh (Aamir Khan) erkennt, dass Ishaan ein sehr intelligenter Bub ist, der nur ein Problem hat: Er leidet an Dyslexie und kann die Buchstaben oft nicht richtig zuordnen.

 

REVIEW
"Taare Zameen Par" ist ein schöner Film, nicht mehr und sicher nicht weniger. Etwas Weltbewegendes inszenierte Aamir Khan hier nicht - doch das war wohl auch gerade seine Absicht. Der Bollywood-Superstar nahm sich für seine erste Regiearbeit ein Anti-Masala-Thema vor und inszeniert es mit einer beachtlichen Routine, einer beklatschenswerten Zurückhaltung und einem Gespür für Naturalismus. Ein wenig fühlt man sich an Chak De! India erinnert, der ebenfalls im Bollywood-Kosmos funktioniert, aber dennoch westliche Standards bei Dramaturgie und Umsetzung ansetzt. Das heisst, die üblichen übertrieben Kamerafahrten der Hindi-Blockbuster oder die nervtötenden Soundeffekte sucht man hier (zum Glück) vergebens. "Taare Zameen Par" baut vielmehr ganz auf seine Figuren und seine Geschichte und landete damit den finanziellen Überraschungserfolg 2007 mit dem fünftbesten Einspielergebnis des Jahres.

Auch wenn er es nicht gerne hört, aber Aamir Khan verdient dafür fast das ganze Lob. Als Regisseur zeigt er eine seltene Reife und Klasse, trotz Problemen wie Überlänge, Vorhersehbarkeit und sogar einem Haufen Klischees bleibt er von A bis Z seinem Konzept treu, führt sein Publikum an die Geschichte heran und entwickelt sie ebenso gefühlvoll wie nachvollziehbar weiter. Anspruchsvoll ist hier nichts wirklich - doch darin liegt der Coup: So kann Khan dem indischen Publikum ein vermeintlich trockenes Thema wie Leseschwäche (Dyslexie) näherbringen. Animierte Sequenzen, Musikstücke und einnehmende Figurenzeichnung helfen ihm dabei, seine Punkte ebenso verständlich wie unterhaltsam zu vermitteln.

Dabei zeigt er auch ein paar Schwächen. Der Film ist etwa schlicht zu lang. Nach 70 Minuten hat man als Zuschauer längst kapiert, dass Ishaan ein Aussenseiter ist, dass er Probleme hat und sich Missverstanden fühlt. Und doch muss man sich durch sechs recht monotone Lieder quälen, die in der ständig gleichen Montage-Technik inszeniert sind und das bereits Gesagte gleich nochmals wiederkäuen - zudem erlebt Ishaan im Internat nochmals genau dasselbe wie vorher an der Schule. Doppelt gemoppelt. Hier wäre eine Straffung dringend nötig gewesen, zwei Lieder hätten mühelos gekippt werden können. Auch wenn Ishaans Leseschwäche etabliert ist, kommt der Film eher zögerlich voran und verheddert sich in Klischees. Die Lehrer, die auf Disziplin setzen, werden zu Karikaturen degradiert und mit "Heil Hitler!" gegrüsst. Der herzensgute Kunstlehrer dagegen ist der erste, der die Dyslexie erkennt (ja sicher ...) und dann auch gleich noch ihre Heilung in Angriff nimmt. Ist das sonst nicht der Job von Logopäden und Sprachheilpädagogen?

Aber wir sind eben doch immer noch in Bollywood. Medizinisch wie sozialpädagogisch ist hier vieles vereinfacht und fast schon verniedlicht, irgendwo zwischen "Dead Poets Society" und "Patch Adams", böse gesagt. Aber dahinter steht eine gute Absicht. Und damit schliesst sich der Kreis wieder: Aamir Khan zeigt sich als Gutmensch und Humanist, seine gelassene Inszenierung passt wunderbar zum Inhalt und die Einheit von Story und Umsetzung erzeugt nahezu immer ein wohliges Gefühl. So sieht man über Stereotypen und Formelhaftigkeit hinweg. Aber das bereits verteilte Lob für Khan geht noch weiter: Auch als Schauspieler ist er toll. Er spielt locker und sympathisch, nicht seine beste Rolle, aber eine gute. Die wahre Grösse zeigt er darin, dass er seinem jungen Co-Star den Vortritt gewährt und sich selbst zurücknimmt. Er tritt sogar erst nach 72 Minuten auf und drängt sich nur ganz selten als Wunderlehrer zu sehr in den Vordergrund. Die restlichen Akteure behandelt er weniger gut, die bleiben Gerüste und Stereotypen, aber Klein-Ishaan bekommt von Aamir allen Raum, den er braucht, schliesslich ist es seine Geschichte.

Verkörpert wird Ishaan von Darsheel Safary, einem talentierten jungen Buben mit liebenswertem Gesicht und auffallenden Hasenzähen, um dessen Spiel es nach Film-Release den einen oder anderen Streit gab. Eines ist klar: Er spielt die Hauptrolle und verdient es daher auch, bei den Preisverleihungen für diese Kategorie (oder jene des besten Newcomers) vorgeschlagen zu werden. Aber ist eine Nomination überhaupt gerechtfertigt? Jein. Der Kleine spielt verglichen mit anderen indischen Kinderstars wahrlich phänomenal. Er bleibt unverkrampft und natürlich. Doch während er in der zweiten Hälfte oft nur betroffen in die Welt schauen muss, macht er in der ersten Hälfe das Umgekehrte und spielt manchmal zu deutlich den Clown. Als Ganzes ist es eine beachtliche Performance, die den Film mühelos trägt, doch mir war sie hin und wieder einen Deut zu einstudiert.

Die gelungenen Aspekte von "Taare Zameen Par" überschatten die weniger guten wie die blassen Nebenfiguren, die Überlänge, die manipulativen Klischees sowie die angenehm rockigen, aber letztendlich wenig begeisternden Songs indes bei weitem. Es macht einfach Freude, diesem Kind bei seinem Aufblühen zuzuschauen, da kann fast schon so lange dauern, wie es will. Aamir Khan zeigt auf dem Regiesetuhl ein Talent, das weit über jenes eines Debütanten hinausweist - da hat einer bei seinen Filmen wohl gut aufgepasst und seinen Regisseuren über die Schulter geschaut. Etwas anderes hätte man von einem Perfektionisten wie Khan ja auch nicht erwartet. Unerwartet bleibt jedoch die Einfachheit der Geschichte, die er sich hier vornahm. Er stellt sein Können beinahe unter den Scheffel und begibt sich ganz in den Dienst des Films. Eines Films, den es anzusehen auf jeden Fall lohnt und den man so aus Bollywood viel zu selten vorgesetzt bekommt.

 

SONGS
1) Jame Raho - Ungewöhnliches Lied. Rockig und szenenbezogen. Witzige Montage (Vishaal).
2) Mera Jahan - Englische Lyrics und Kinderstimme: Nicht mein Ding (Adnan Sami, Auriel Cordo, Ananya Wadkar).
3) Maa - Mässige Ballade mit einer rasch repetitiv werdenden Präsentation (
Shankar Mahadevan).
4) Bheja Kum - Die Lyrics nervten mich, da wir an der Stelle nun wirklich längst kapiert haben, was der Film sagen will. Lied nix Besonderes (
Shankar Mahadevan, Bugs, Aamir Khan, u.a.).
5) Bum Bum Bole - Schon wieder ein Lied. Ein fades noch dazu, trotz nettem Gesang von Shaan (
Shaan, Aamir Khan).
6) Taare Zameen Par - Schön, aber etwas austauschbar (
Shankar Mahadevan, Dominique, Vivienne).
7) Kholo Kholo - Gefällig, aber wenig einprägsam (
Ramon
).

 

MEINE DVD
T Series (IND), Code 5 (!), NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * * * (Obwohl auf der Rückseite der DVD "universal" steht, handelt es sich um eine Disk mit Code 5. Die Verpackung ist mir persönlich viel zu gross und sperrig, aber das 3-Disk-Set bietet alles, was das Herz begehrt, von Aamirs Audiokommentar bis zum Soundtrack auf DVD. Bild etwas matt, aber scharf)

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb

Bollywood Hungama (4/5)
BBC (4/5)
Rediff.com (3/5)
Bollywoodblog (3½/5)

 

SCREENSHOTS

 


 

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