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Historiendrama
China 2006
Alternative Titel Night Banquet; Ye yan;
The Legend of the Black Scorpion; 夜宴

Regie Feng Xiaogang
Drehbuch Qiu Gangjian, Sheng Heyu
Executive Producer & Actionchoreografie Yuen Woo-ping
Darsteller Zhang Ziyi, Daniel Wu
Yan-zu, Zhou Xun, Ge You, Ma Jingwu, Huang Xiaoming

Länge 131 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 9.11.06
©  Bilder Media Asia, Screenshots molodezhnaja


STORY
907 nach Christus ist das Reich der einst mächtigen Tang Dynastie zerbrochen. Rebellionen und Aufstände sind an der Tagesordnungen, weshalb die Ära als Periode der "fünf Dynastien und zehn Königreiche" in die Geschichte eingeht. Der Kaiser wird von seinem Bruder Li (Ge You) vergiftet, der daraufhin den Thron besteigt. Von seinem Bruder übernimmt er auch die Ehefrau: die schöne Prinzessin Wan (Zhang Ziyi). Da diese vor ihrer Heirat mit dem nunmehr toten Kaiser in dessen Sohn Prinz Wu Luan (Daniel Wu) verliebt war, befiehlt Kaiser Li dessen Ermordung. Wu Luan lebt als Künstler weit weg vom Palast. Das Attentat misslingt, Wu Lan reist in die Hauptstadt, wo er umgehend die alte Liebe zu Wan wieder aufblühen lassen will.

 

REVIEW
Obwohl hier die schöne Zhang Ziyi, Komponist Tan Dun, Ausstatter Tim Yip und Martial-Arts-Choreograf Yuen Woo-ping wieder zusammen spannen, ist "The Banquet" kein Nachzögling von Crouching Tiger, Hidden Dragon. Es handelt sich vielmehr um eine Tragödie, die im historischen Setting der "fünf Dynastien und zehn Königreiche" (907-960) angesiedelt, aber weitgehend fiktiv ist. Martial-Arts spielt nur eine Nebenrolle und damit auch die Action. Für den chinesischen Regisseur Feng Xiaogang, der zuvor mit Satiren und Komödien wie A World Without Thieves bekannt wurde und zu den kommerziell erfolgreichsten Filmemachern des Landes aufstieg, ist der dramatische Aspekt wichtiger. Nicht umsonst bedient er sich bei der Handlung grosszügig bei William Shakespeares Klassiker "Hamlet". Dazu ein wenig "Macbeth" und eine Spur "Gladiator" am Ende. Die vielen Shakespeare-Momente zu entdecken, gehört zu den Reizen des Films.

Nicht nur das: Auch die Augen werden verwöhnt und zwar mit eindrücklichen Bildern von House of Flying Daggers-B-Kameramann Raymond Lam und Tim Yips wohliger Ausstattung. Die wenige Action ist sauber choreografiert, die Musik mit ihrem Mix aus westlichem Orchester, chinesischen Klängen und Klavier auch nicht schlecht. Mit 131 Minuten ist "The Banquet" deutlich zu lang und fordert Geduld ab - doch über weite Strecken lohnt sich der Einsatz. Vorausgesetzt eben, man erwartet nicht den neuen Wuxia-Knüller der Marke Crouching Tiger oder House of Flying Daggers.

Dass Feng es nicht mit Zhang Yimou und Ang Lee aufnehmen kann, werfe ich ihm nicht vor, dass er das Wuxia-Genre als Ausgangspunkt für einen Shakespeare'sche Tragödie nutzt ebenso wenig. Für mich ist die Wuxia-Welt ein endloses Themen-Bassin, in dem man immer wieder fischen kann. Argumente wie "schon wieder ein China-Film mit eleganten Bildern und fliegenden Helden" lassen mich deshalb kalt - das ist schliesslich ein Jahrzehnte altes Genre und vielseitig modellierbar, es zeugt eher von Arroganz, wenn man als Westler nach einem halben Dutzend international vermarkteter Werke dieser Art schon "es reicht!" schreit. Dasselbe müsste man konsequenterweise bei jedem Genre rufen, bis man vor Übersättigung gar nichts mehr drehen könnte. Nein, Wuxia hat immer seine Berechtigung, auch nach dem hundertsten Mal. Aber auch innerhalb von Wuxia-Filmen gibt es selbstverständlich Abstufungen. "The Banquet" bleibt qualitativ knapp über dem Fantasy-lastigen und irren (aber in seinem visuellen Exzess reizvollen) The Promise, aber weit unter meinen Favoriten jüngeren Jahrgangs wie House of Flying Daggers, Hero und Crouching Tiger, Hidden Dragon.

Gründe für die Abzüge gibt es viele, nicht nur das behäbige Erzähltempo und die übertrieben Lauflänge: Die Kampfaction ist zwar gut, aber nicht revolutionär, das Spiel der Akteure ist präzise, aber etwas leblos - am ehesten überzeugt Ge You als Kaiser, während Zhang Ziyi noch etwas Reife fehlt. Der Plot ist wegen seiner "Hamlet"-Parallelen nicht wahnsinnig überraschend und der Schnitt hat seine Holper-Momente. Doch das grösste Problem liegt in der Unterkühlung. Auch wenn Zhang Ziyi kurz ihren Po zeigt (oder ist es ein Double?), auch wenn ein Liebesdreieck beschworen wird, so richtig springt der Funken nie. Vielmehr reden die Darsteller in elaborierten Sätzen, bewegen sich elegant und handeln überlegt - es fehlt an Impulsivität, an Leben. Daniel Wu und Zhang Ziyi tragen daran sicherlich Mitschuld. Wenn dann zum Schluss "Hamlet" tatsächlich Konkurrenz gemacht wird, wirkt das ganze Drama auch eher drehbuchtechnisch gesteuert, als organisch entwickelt. Das gilt auch für den Schlusstwist, der absichtlich ungelöst bleibt und den Zuschauer mit einem Rätsel entlässt, das eigentlich dem Gewicht des Films gar nicht viel bringt. Spekulationen über das Ende sind programmiert (im Skript soll deutlich stehen, wer die letzte "Tat" vollbringt), doch da nicht der kleinste echte Hinweis drin ist, bleiben es Spekulationen ins Blaue. Wenn schon ein offenes Ende, dann lieber eins mit ein paar geschickten Andeutungen. Aber vielleicht liegt da die Krux: Feng möchte wohl zeigen, dass das korrupte Palast-Leben nie zur Ruhe kommt; ein ewiger Kreislauf aus Intrigen und Mord.

"The Banquet" wird all jene enttäuschen, die auf Action und Wuxia-Berieselung hoffen. Der Film ist vielmehr ein stattliches, etwas steriles Drama mit vielen Aspekten, die man mögen, ja lieben kann. Voraussetzung ist, man nimmt sich Zeit für die Handlungsentwicklung und sieht über die durchaus vorhandenen Schwächen des Films hinweg. Schliesslich kann nicht jeder Filmemacher so gut sein wie Zhang Yimou, der ist einer der besten seines Fachs weltweit. Feng Xiaogang kann froh sein, überhaupt in einen Vergleich mit Zhang hineingezogen zu werden. Sein Film siedelt sich weiter unten an - aber immer noch über dem Mittelfeld.

 

MEINE DVD
Hongkong, Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Mandarin Dolby Digital 5.1 und DTS mit englischen und chinesischen Untertiteln.

 

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