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Historienromanze. Indien. Hindi
Alternativer Titel Eine unsterbliche Liebe: Bajirao & Mastani

Regie Sanjay Leela Bhansali
Drehbuch Prakash R. Kapadia, Mallika Dutt Gharde, Sanjay Leela Bhansali

Produktion
Sanjay Leela Bhansali, Kishore Lulla
Songs Sanjay Leela Bhansali
Kamera Sudeep Chatterjee

Choreografie
Pandit Birju Maharaj, Remo D’souza, Pony Prakashrat Verma, Shampa Gopikishan
Darsteller Ranveer Singh, Deepika Padukone, Priyanka Chopra, Tanvi Azmi, Aditya Pancholi,
Milind Soman, Vaibhav Tatwadi, Razu Murad, Mahesh Manjrekar
Länge 158 Min.

Kinostart 18.12.2015
Box office classification Superhit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 4.10.2016
©  Bilder Eros Entertainment, Screenshots molodezhnaja


STORY
Bajirao I (Ranveer Singh) wird im Jahr 1720 zum Peshwa ernannt, dem Premierminister des Marathenreichs unter König Chhatrapati Shahu. Er führt seine Armeen von Sieg zu Sieg, und schafft es, das mächtige Mogulreich im Norden in Schach zu halten. Als die Mogulen das Königreich Bundelkhand angreifen, bittet Prinzessin Mastani (Deepika Padukone) ihn um Hilfe. In nur zwei Tagen reitet er mit seiner Armee vor Ort und besiegt die Angreifer. Damit hat er nicht nur einmal mehr seine Unbesiegbarkeit unter Beweis gestellt, sondern auch das Herz von Mastani erobert. Die Prinzessin reist ihm daher nach Puna nach und will den Peshwa für sich erobern. Doch der ist bereits mit Kashibai (Priyanka Chopra) verheiratet. Gegen den Willen seines Hofes und seiner Familie nimmt Bajirao Mastani trotzdem zur Zweitfrau.

 

REVIEW
Historische Romanzen aus Bollywood haben oft zwei grosse Probleme, und auch "Bajirao Mastani" krankt daran - also haken wir die doch gleich mal ab: Erstens sind sie grauenhaft ernst. Es scheint oft, als würden Macher allen Humor verlieren, sobald es historisch wird. Man will ja keiner Gesellschaftsschicht auf den Fuss treten, ja keine Figur der möglichen Lächerlichkeit preisgeben. Klar streut man ab und zu einen Clown-Charakter oder etwas lockeres Geplänkel ein, aber der Grundton ist geprägt von Melancholie und Ernsthaftigkeit, oft sogar richtig viel Fatalismus. Das schmälert den Unterhaltungswert.

Zweitens geht damit oft eine Verkrampfung in der Figurenzeichnung einher: Frauen sind immer aufopferungsvoll bis zum Gehtnichtmehr und Männer sind heissblütige Machos, die bei jedem vermeintlichen Angriff auf ihre Ehre gleich ein paar Kehlen aufschlitzen. Das zieht sich durch all diese historischen Liebesdramen von Laila Majnu über Jodhaa Akbar bis Ram Leela, der zwar in der Gegenwart spielt, sich aber aus dem gleichen historischen Kontext bedient, und nicht umsonst auch das Liebespaar im Titel ohne "und"-Verknüpfung auflistet. Das Paar als Einheit Ram-Leela, Laila-Majnu oder eben Bajirao-Mastani.

Dessen Held ist Bajirao (1700-1740), der die Macho-Allüren in fast jedem Satz und jeder Geste zum Ausdruck bringt. Ranveer Singh spielt ihn überzeugend, vielleicht sogar historisch korrekt. Aber mir war der Kerl einfach nicht sympathisch, von seinem angeberischen Gehabe bis zum Selbstverständnis, mit dem er mit Frauen umgeht. Natürlich ist das im historischen Kontext zu sehen, denn im 18. Jahrhundert waren gesellschaftliche Konventionen nicht dieselben wie heute - aber da der Film ohne Distanz Charaktere und Situationen glorifiziert, wird dem Publikum diese Nuance wohl grosssmehrheitlich entgehen, vielmehr dürften sich einige eher nach dieser Zeit und ihrer Rollenverteilung sehnen.

Doch "Bajirao Mastani" ist dennoch gut: ein wuchtiges Bollywood-Epos wie es im Buche steht. Die Schauwerte, von den imposanten Sets über die Kostüme bis zu den anschaulichen Stars, beeindrucken von der ersten Minute an. Die Dreiecksgeschichte nach dem Roman "Rau" des Marathi-Autors N.S. Inamdar, der wiederum historische Begebenheiten aufarbeitete, ist so klassisch wie packend. Die Schauspieler agieren alle stark und der Mix aus Action und Gefühl ist sauber abgewogen.

Für Sanjay Leela Bhansali war die Verfilmung ein langjähriges Herzensprojekt. Der Spezialist für Ausstattungs- und Schwelg-Epen lieferte denn auch einen seiner besten Arbeiten ab, sicherlich überzeugender als der bereits erwähnte "Ram Leela", bei dem dieselben drei Hauptdarsteller antraten. Und alle sind besser: Singhs kraftvolles Spiel habe ich schon erwähnt, Deepika Padukone ist auch gut als Kriegerin mit Liebessehnsucht. Doch den prägendsten Eindruck hinterlässt Priyanka Chopra. In ihrem Gesicht spiegelt sich all die Liebe und Verzweiflung, oft dasselbe im selben Ausdruck; und auch wenn der Part des "hintergangenen, aber liebenden Partners" im indischen Kino schon zu oft durchexerziert wurde, verleiht sie ihm doch Intensität.

Ganz nebenbei ist es höchst erfrischend, mit Chopra und Padukone gleich die zwei Stars nebeneinander zu sehen, die zurzeit im Westen die grössten Wellen schlagen - erstere mit der Serie "Quantico", letztere mit ihrem Auftritt neben Vin Diesel im neuen "xXx"-Film. Hier indes könnten ihre Rollen weiter entfernt von jenen im westlichen Kino kaum sein, Bollywood-unerfahrene Zuschauer sollten sich als Referenz nur etwa den schmissigen Track "Pinga" ansehen, in dem die zwei leichtfüssig und voll in feine Stoffe geworfen gemeinsam tanzen.

"Bajirao Mastani" hat neben seiner eingangs kritisierten Ernsthaftigkeit auch ein paar kleinere Probleme. So gibts es etwa eine lange Day-for-Night-Sequenz (d.h. wenn am Tag gedreht und künstlich verdunkelt wird, um den Eindruck von Nacht zu erzeugen), die visuell nicht überzeugt. Und während die superteuren Sets und die Aussenaufnahmen in den Forts Jaigarh und Amer (beide in Jaipur) eindrücklich wirken, gibt es ein paar CGI- und Bluescreen-Szenen, in denen der Film künstlicher erscheint. Gerade bei einem historischen Film reisst dies aus dem angepeilten Realismus heraus. Dasselbe gilt auch für Bajiraos ungewollt komischen Einpersonen-Angriff auf ein gegnerisches Fort.

Bhansalis beste Regiearbeit seit zehn Jahren ist der Film aber eben allemal und kam auch bei Kritik und Publikum gut an. Der Regisseur wird deswegen wohl nicht von seinen grossen Epen Abschied nehmen - und das ist auch gut so, wenn sie diese Qualität haben. In den Startlöchern steht jedenfalls ein Projekt um eine royale Dreiecksliebe im 13. Jahrhundert, diesmal mit umgekehrten Vorzeichen bei der Geschlechterverteilung. Wieder mit dabei sind Ranveer Singh und Deepika Padukone.

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

Bollywood Hungama (4/5)
Rediff (2/5)

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1., verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

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