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> ARANYER DIN RATRI: DAYS AND NIGHTS IN THE FOREST
Tragikomödie. Indien.
Bengalisch
Alternative Titel
Days and Nights in the Forest; Aranyer Dinratri
Regie
Satyajit Ray
Drehbuch Satyajit Ray nach
dem Roman von Sunil Gangopadhyay
Produktion Asim Dutta, Nepal Dutta
Musik Satyajit Ray
Kamera Soumendu Roy
Darsteller Soumita Chatterjee,
Subhendu Chatterjee, Samit Bhanja, Robi Ghosh,
Sharmila Tagore, Kaberi Bose,
Pahadi Sanya, Simi Garewal, Aparna
Sen
Länge 111 Min.
Kinostart 1970
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 6.5.07
© Bilder Shradha,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Um ihrem langweiligen Mittelstandsleben zu entfliehen, fahren vier Junggesellen
aus Calcutta nach Palmau im ländlichen Bihar: Der
coole Anführer Ashim (Soumita Chatterjee), der belesene, ruhige Sanjay (Subhendu
Chatterjee), der vorlaute Shekhar (Robi Ghosh) und der schlecht gelaunte
Sportler Hari (Samit Bhanja), der sich gerade von seiner modernen Freundin Atasi
(Aparna Sen) getrennt hat. Die vier quartieren sich in einem Bungalow ein, zu
dem sie eigentlich keinen
Zutritt haben. Den Pförtner bestechen
sie und als Diener rekrutieren sie im nahen Dorf den armen Lakha. Schon bald
schliessen die Männer Bekanntschaft mit den beiden Frauen der Nachbarschaft: Der
Witwe Jaya (Kaberi Bose) und ihrer Schwägerin Aparna (Sharmila Tagore). Die
beiden noblen Damen erobern die Herzen von Sanjay und Ashim, während Hari eher
vom Körper der trinkfesten Eingeborenen Duli (Simi Garewal) träumt.
REVIEW
In Kritikerkreisen wird "Aranyer Din Ratri" als einer von
Satyajit Rays besten Filmen angesehen. Ich kann mich dem nicht anschliessen,
denn das sensible Drama hat Durststrecken und ist inhaltlich wie visuell niemals
Rays beste Arbeit. Vielleicht liegt der Grund für die Lobhudelei im Umstand
verborgen, dass Ray mit dem Film überdeutlich an das französische Kino Jean
Renoirs anknüpft. Andere Inspirationen, die herumgereicht werden:
Anton Chekhov, Shakespeare. Nun gut, das macht ihn aber
noch nicht wirklich besser. Gerade wenn eine Kritik das Lob an einem Satz wie
diesem aufhängt wird, werde ich skeptisch: "Days and Nights in The
Forest is arguably his best film, and, because of various western
influences, perhaps his most accessible. It has a European feel at times, and is
cinematically, especially close to the work of Renoir." Da werde ich das Gefühl
nicht los, das Werk werde gelobt, weil es ist, wie andere, die bei Kritikern gut
ankommen, anstatt es als eigenständig genial anzusehen. Da doch lieber die Kraft
von Abhijan
oder die Poesie von
The World of Apu.
"Aranyer Din Ratris" grösste Stärke und gleichzeitig seine Schwäche ist das Erzähltempo. Lyrisch, sinnlich und fast traumwandlerisch erzählt Ray seine Geschichte, ohne sie dramaturgisch gross zu steigern. Die berühmteste Sequenz des Films, das Picknick, ist ein Paradebeispiel für diese Herangehensweise, da Ray als Höhepunkt ein Namen-Gedächtnisspiel durchlaufen lässt, ohne zu kürzen. Minutenlang spielen die Leute und Spannung kommt dabei nur ganz kurz zum Schluss auf. Der Rest ist Leerlauf. Aber schöner Leerlauf: Wie die Männer sich waschen, wie sie trinken, wie sie bestechen, wie sie reden - alles hat eine alltägliche Art an sich und plätschert angenehm dahin. Anders als bei Rays dichten Filmen kann man dazwischen gut mal beim Kuhlschrank was zu Essen holen, man verpasst vergleichsweise wenig. Erst zum Schluss zieht er die Schrauben etwas an, aber auch da nur marginal.
Was denn neben dieser nach meinem Empfinden masslos überschätzten Leben-in-Zeitlupe-Inszenierung noch faszinieren soll, sind die Beobachtung des Mittelklasse-Lebensstils und die sanfte Ironie. Beides vorhanden, vor allem die Mittelklasse-Männer kommen hier nicht gerade gut weg in ihrem kleinbürgerlichen Schamgefühl und grossbürgerlichen Überheblichkeit. Im Verlauf ihres Trips werden sie mehrfach auf ihren Stand herabgestuft und versuchen sich wieder hochzuhieven, indem sie anderen herab drücken und versuchen, einen englisch-kolonialen Lebensstil nachzuäffen - mit nicht immer reibungslosem Resultat. Dieser Aspekt des Films ist durchaus reizvoll, doch auch da nichts, was mich vom Stuhl gehauen hätte.
Ditto die Ironie. Dialogzeilen wie "Thank God for corruption" lassen zwar ebenso schmunzeln wie zwischengeschlechtliche Annäherungsversuche, doch so richtig zünden will nichts. Besonders die Story zwischen Jaya und Sanjay endet unbefriedigend. Das liegt keinesfalls an den Akteuren - die erledigen ihren Teil mit Bravour: Die vier Männer sind angenehm natürlich und entspannt, ideal für den Film. Robi Gosh hat die meisten Pointen, dafür bleibt er als Figur die oberflächlichste. Ray-Veteran Soumitra Chatterjee bändelt stilvoll mit der wie immer zauberhaften Sharmila Tagore an, während Subhendu Chatterjee die lebensfrohe Kaberi Bose umgarnt. Samit Bhanja spielt den eher triebgesteuerten Sportler Hari, welcher der Eingeborenen Duli verfällt. Dass diese ausgerechnet von einer dunkel bemalten Simi Garewal gespielt werden muss, irritiert leicht.
Mit tollem Cast, der von Ray gewohnten superben Bildsprache, erstklassiger Musik und sinnlich-poetischer Inszenierung liegt hier tatsächlich ein teilweise starker Film vor. Doch zum Meisterwerk fehlt einfach zu viel. Im Mittelteil hängt "Aranyer Din Ratri" stark durch, weshalb der 111 Minuten lange Film gefühlte drei Stunden dauert. Ein paar Klischees sind auch auszumachen, ebenso wie ein paar erzählerische Ausrutscher. Wenn das alles so wunderbar an Renoir erinnert, dann schön. Aber auch Renoir hat ein paar Pleiten gedreht - und auch wenn ich bei "Aranyer Din Ratri" nie so weit gehen würde, ihn als Reinfall zu bezeichnen, so war ich persönlich angesichts dieser Superlative, die man fast ausnahmslos über das Werk liest, doch arg enttäuscht. Poetisch, lyrisch, gefühlvoll, gewitzt, bildstark, erlesen ist er allerdings - und dazu eine Spur zu harmlos sowie, man getraut es kaum zu sagen, langweilig.
PS: 2003 drehte Goutam Ghose mit "Abar Aranye" eine lose Fortsetzung bzw. Remake.
MEINE DVD
Shradha (IND), Code 0, NTSC
Bild: 4:3
Ton:
Bengalisch 2.0 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * * (Verpixelungen und Unschärfen nur
selten, Bildstörungen fast nie, Bildqualität insgesamt nicht übel).
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EXTERNE REVIEWS
imdb
BBC (5/5)
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