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Drama. Indien. Bengalisch
Alternative Titel
Abhijaan; The Expedition
Regie
Satyajit Ray
Drehbuch
Satyajit Ray nach einem Roman von Tarashankar Banerjee
Produktion Abhijatrik
Musik
Satyajit Ray
Kamera Soumendu Roy
Darsteller Soumitra Chatterjee,
Waheeda Rehman, Ruma Guha Thakurta,
Gyanesh Mukherjee, Robi Ghosh, Charuprakash Gosh, Arun Roy
Länge 145 Min.
Kinostart 1962
Trade classification Hit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 27.8.06
© Bilder Eureka,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Eine ländliche Region an der Grenze zwischen Bihar und West Bengalen: Narsingh
(Soumitra Chatterjee) ist ein stolzer Mann aus der Kriegerkaste der Rajput. Zwar
verrichtet er eine relativ niedere Arbeit als Taxifahrer, doch er tut sie mit
Stolz. Auch sein Gefährt, einen 1930 Chrysler, den er mit seinem Assistenten
Rama (Robi Ghosh) bedient, repräsentiert für ihn diesen Stolz. Doch als er
eines
Tages seinen Chef unsanft überholt, verliert er
seine Lizenz. Der Zufall will es, dass er an den reichen Sukhanram gerät, der
ihm viel Geld für eine Fahrt bezahlt. Daraufhin bittet er Narsingh, fest für ihn
zu arbeiten. Die örtlichen Bus- und Taxifahrer beäugen den Neuling mit
Missgunst, nur der zum Christentum konvertierte Josef (Gyanesh
Mukherjee) bietet ihm eine Stütze. Er klärt Narsingh auch darüber auf, dass sein
Boss in dubiose Geschäfte verwickelt ist. Das erklärt auch die Anwesenheit der
Prostituierten Gulabi (Waheeda Rehman), die ein Auge auf Narsingh geworfen hat.
REVIEW
"Abhijan" war ein Projekt von Satyajit Rays Freunden um
Produzent
Bijoy Chatterjee. Als sie am ersten
Drehtag kalte Füsse bekamen, übernahm Ray, der nur beim Skript und bei der
Anfangsszene mithelfen sollte, selbst den Regie-Job und verpasste dem eigentlich
konventionellen Plot den typischen Ray-Anstrich. Vom genialen Eröffnungs-Shot,
einem Close-up in Sergio-Leone-Manier, bis zum Detailreichtum der Landschaft ist
"Abhijan" ein visuelles Prunkstück: jede Einstellung eine Freude für Cineasten.
Doch das Überraschende ist, wie zugänglich der Film trotzdem ist. Das spiegelte
sich auch im Erfolg von "Abhijan", der zu Rays lukrativstem Film avancierte und
sich wochenlang in den Charts hielt. Diese Mischung aus massenkonformem Plot mit
Schlägereien, Verfolgungen und Romantik sowie einem stilistisch präzisen und
tiefgründigen Drama macht den Reiz des Films aus.
Am meisten Kritik musste Hauptdarsteller Soumitra Chatterjee einstecken, den nicht wenige Ray-Kenner als Fehlbesetzung anschauen. Ich empfand den Star aus World of Apu keinesfalls als schlecht besetzt. Sein Spiel mit den oft weit geöffneten Augen ist vorzüglich und den hochmütigen Rajput-Charakter verkörpert er blendend. Narsingh ist schliesslich keine durchs Band sympathische Figur: Sein Stolz und sein Ehrempfinden sind ein wenig zu ausgeprägt, ebenso seine Abneigung vor niederen Kasten und Frauen. Er lebt im Geiste immer noch als Krieger, auch wenn die Realität um ihn herum ganz anders aussieht. Das macht Narsingh zu einer enorm spannenden Figur.
Neben ihm glänzt Bollywood-Star Waheeda Rehman, die sogar ein Lied singen darf - ohne Playback, sondern mit ihrer eigenen Stimme, was sie nach eigenem Bekunden einige Überwindung gekostet hat. Die zweite Frau ist Ruma Guha Thakurta als Josefs Schwester, eine gebildete Christin, in die Narsingh sich verliebt. Heimlicher Star der Show ist vielleicht der spätere Ray-Dauergast Robi Ghosh als Narsingshs Sidekick. Er bringt etwas Humor in die Geschichte - und ganz viel Menschlichkeit. Als etwa zur Diskussion steht, den Chrysler zu verkaufen, ist es Rama, der seine Emotionen kundtut.
Ray gönnt all seinen Stars tolle Szenen und markante Nahaufnahmen. Besonders Chatterjees Gesicht eignet sich dazu auch perfekt. Auch dem Drumherum misst Ray viel Gewicht bei: So etwa den Dörfern und Strassen, die das Lokalkolorit in den Film bringen. Nicht zuletzt kommt den Landschaften eine wichtige Bedeutung zu. Ray hat zu Beginn seiner Karriere Jean Renoir getroffen und der habe ihm erklärt, wie wichtig der Blick fürs Detail sei - etwas, was beim ehemaligen Fotografen Ray auf fruchtbaren Boden fiel. In "Abhijan" wird, wie schon in früheren Filmen, deutlich, dass Ray Renoirs Rat ernst genommen hat. Die riesigen Felsen, die nach der lokalen Sage wie die Sünde auf dem Buckel des anderen liegen, bilden einen harschen Blickfang in der Landschaft. Wenn der Chrysler über die Strassen fegt, sieht man vorne die Flagge flattern, die Rama stolz montiert hat. Auch kleine Gegenstände wie ein christlicher Kreuz-Anhänger, ein Feuerzeug oder die Ghee-Dose setzt Ray vorzüglich ein.
Für mich funktioniert "Abhijan" primär als hervorragend gemachtes Drama mit starken Figuren. Der Tiefgang ist da, doch die Beschäftigung mit dem Kastenwesen, innerindischen Differenzen oder der Arroganz der Oberschicht ist nicht der anstrengendste Stoff, den Ray jemals auf die Leinwand gebracht hat - und das ist durchaus gut so. Was fehlt ist trotz der Mainstream-Tauglichkeit am ehesten der Zugang. Der Apu-Reihe wird manchmal vorgeworfen, sie sei zu sentimental, doch das ist gerade ihr Ansatz, zu den Zuschauern vorzudringen. Andere Ray-Filme machen es durch tragische Figuren, durch Satire oder Musik. "Abhijan" hingegen bleibt eine Spur distanzierter. Im Ray-Kanon, der wohl zum beachtlichsten Schaffen eines Regisseurs überhaupt zählt, nimmt "Abhijan" deshalb meist eine untergeordnete Rolle ein. Mir gefiel er. Das mag profan klingen, doch auch einen Ray-Film kann man durchaus geniessen. Und bei "Abhijan" mit seiner flotten, wenn auch etwas überlangen Art, fällt das besonders leicht.
MEINE DVD
Eureka (GB), Code 0, NTSC
Vollbild
Bengalisch Dolby Digital 2.0 mit englischen Untertiteln
Disk Rating * * * ½ (Hin und wieder flackert das
Bild, doch wer weiss, in wie schlechtem Zustand die meisten Ray-Negative sind,
der weiss die grandiose Restauration der AMPASA zu schätzen).
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