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Drama
Südkorea / Japan 2006
Alternative Titel Shi gan;
시간

Regie Ki-duk Kim
Drehbuch Ki-duk Kim
Darsteller Jung-woo Ha, Hyeon-a Seong, Ji-Yeon Park, Yeong-hwa Seo

Länge 98 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 21.11.06
©  Bilder KD Media, Screenshots molodezhnaja


STORY
Ji-woo (Jung-woo Ha) und Seh-hee (Ji-yeon Park) sind ein Paar. Da er auch gerne mit anderen Frauen flirtet, wächst in ihr die Eifersucht. Als es auch beim Sex nicht mehr richtig klappt, macht Seh-hee ihr Aussehen für die stotternde Beziehung verantwortlich und legt sich bei einem Schönheitschirurgen unters Messer. Sie lässt sich regelrecht ein neues Gesicht verpassen. Ji-woo merkt in der Zwischenzeit, wie sehr er Seh-hee liebt und blockt mehrere Avancen von Frauen ab. Nur bei der mysteriösen See-hee (Hyeong-a Seong) droht er schwach zu werden. Er ahnt nicht, dass es sich bei der Frau um Seh-hee handelt, die bald von noch grösseren Selbstzweifeln geplagt wird.

 

REVIEW
"Time" ist sehr interessant, aber nicht wahnsinnig gut. Der Film dürfte Ki-duk Kims visuell belanglosestes Werk seit langem sein und noch stärker mit Holzhammer-Symbolik arbeiten, als frühere Filme. Es ist nämlich ein weit verbreiteter Irrtum, dass Kim subtil arbeitet: Seine Geschichten, die nie aus dem Leben gegriffen sind, sind zwar oft poetisch in ihrer Bildsprache, drehen sich aber stets um einen Gimmick, um einen in einem Satz zusammenfassbaren Plot, der unverkennbar Kim ist - etwas bizarr, speziell und abstrahiert: Alter Mann zieht Findelkind gross, bis er es heiraten kann. Mädchen schläft mit den Freiern ihrer toten Freundin und gibt ihnen das Geld zurück. Frau verliebt sich in den Mann, der sie zur Prostitution gezwungen hat. Frau lässt sich das Gesicht umoperieren, um ihrer Liebe einen Neustart zu ermöglichen.

Oft ist die Botschaft des Films bereits hinter der jeweiligen Kurzzusammenfassung zu finden. So auch in "Time" - Kim klagt nämlich den Schönheitswahn und den damit verbundenen Boom der plastischen Chirugie an. Daraus resultiert eine Serie von weiteren gesellschafts- und sozialkritischen Bereichen, die er tangiert, wie Identitätsverlust und Gleichmacherei. All das nicht sonderlich subtil, sondern umgehend dechiffrierbar. Und in den Belangen ist "Time" auch eine Enttäuschung: Weil Kim seine Geschichten als abstrahierte Essays erzählt, die nicht in einer tatsächlich existierenden Realität angesiedelt sind, sondern in der Kim'schen Scheinwelt leicht übergeschnappter und extrem reagierender Figuren, sabotiert er auch die ernst gemeinte und vor allem in Korea brandaktuelle Thematik. Das ist das Land, in dem bei Kindern der Gaumen operiert wird, damit sie besser Englisch artikulieren, in dem Augen vergrössert werden, damit sie westlicher wirken.

In diesem Bereich bietet "Time" zu wenig treffsichere Kritik. Zu kühl die Versuchsanordnung, zu uninvolvierend die Charaktere, zu überhastet ihr Handeln. Deshalb funktioniert für mich "Time" besser als ironische Parabel, ja fast als Farce. Schön ironisch etwa der zyklische Charakter des Films, dessen Ende man nicht wortwörtlich auslegen kann, sondern das rückblickend dazu dient, die Dialoge in den Anfangsszenen witziger zu machen und eine Art Kreislauf zu suggerieren. Selbst die vermeintlich tragischen Szenen, in denen See-hee, souverän verkörpert von Hyeong-a Seong (Lover), stets paranoider wird, haben mich eher amüsiert - schuld ist Kims unrealistische und, im Vergleich etwa zu 3-Iron, kalte Figurenzeichnung. Einen Kontrast hierzu bot für mich die einzig tatsächlich bewegende Szene des Films, die bezeichnenderweise nicht in die Haupthandlung gehört: Ji-woo, fad gespielt von Jung-woo Ha (The Unforgiven), zieht bei einem Männerspiel das "harte Los", den Abend mit einer vermeintlich hässlichen Frau zu verbringen. Die weiss sofort, was er von ihr hält, doch sie spielt mit. Beim Abschied stellt sie sich sofort hinter ihn und erklärt (in bester Film-Manier), dass, wenn sie sich beim Weggehen umdrehen und ihre Blicke sich kreuzen, sie einander wieder treffen sollten. Er dreht sich um, wohl eher aus Mitleid oder Pflichtgefühl, aber sie läuft davon, den Blick nach unten, Tränen in den Augen.

Diese Szene ist in sich fantastisch, weil sie Gefühle versteht, weil sie das Thema Schönheit und wie wir mit ihr umgehen nicht als Reissbrett-Idee aufhängt. Der Rest der Film tut genau das und daher generierte er bei mir kaum Emotionen. Dafür gefielen mir eben die Kleinigkeiten. Das "Wild Animals"-Poster im Hintergrund (eine Anspielung auf einen kaum bekannten Frühfilm Kims), das Blocking (Hummer im Vordergrund), die interessanten Skulpturen (v.a. die Hand mit der Treppe gen Himmel). Und auch die Dialoge sind gut, man hatte zuletzt ja das Gefühl, Kim liesse seine Charaktere nur noch schweigen, weil er keine Ahnung mehr hat, realistische Dialoge zu schreiben. "Es tut mir leid, dass ich das immer gleiche langweilige Gesicht habe" bringt etwa Seh-hee ihr seelisches Dilemma schön auf den Punkt. Eine Frau sagt im Restaurant nach Seh-hees Eifersuchtsanfall zu Ji-woo "sie muss dich wirklich stark lieben" - ob das wirklich Liebe ist oder jemals war, bleibt aber zu bezweifeln. Dies birgt Ironie, denn was die Leute für diese Liebe tun, sprengt alle Grenzen, macht aber umgekehrt auch die Dramatik zunichte. Wenn man nie glaubt, dass die zwei Menschen sich von Herzen lieben oder mal geliebt haben, hat Kim ein Problem, die Emotionen später im Film glaubhaft darzustellen.

Ich kann noch lange Probleme auflisten, Kims Filme haben immer einen Punkt, der seltsam ist, der nicht 100% funktioniert - das macht sie manchmal umso faszinierender. Und auch wenn Kim mich in letzter Zeit eher etwas enttäuscht hat, so warte ich doch jedes Mal ungeduldig auf sein neues Werk. Denn, wie eingangs erwähnt, ein Kim-Plot ist typisch Kim: Ein abstrahiertes, oft ins Extrem (Poesie, Gewalt, Ironie) gesteigertes Setup, das in ein diffuses oder Twist-behafteten Finale mündet. All das reizvoll inszeniert, gut gespielt und präzise montiert. Und auch wenn in "Time" die Bilder nicht mehr annähernd die Schönheit der letzten Arbeiten wie The Bow oder 3-Iron haben, so sind sie doch von einer alltäglichen Eleganz und passen ins Bild eines typischen Kim-Films. Ebenso wie das Thema. Subtil? Intelligent? Gefühlvoll? Das ist "Time" nur bedingt. Aber der ebenso ironischen wie tragischen "Dreiecksromanze" zuzusehen, empfand ich durchaus als ansprechend und als Fortschritt zum selbstverliebten The Bow.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Anamorphic Widescreen
Koreanisch Dolby Digital 5.1 und 2.0 mit englischen und koreanischen Untertiteln.
Koreanische DVD out of print

 

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SCREENSHOTS

 


 

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