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Fantasy-Action. USA 2011
Alternativer Titel -

Regie Zack Snyder
Drehbuch
Zack Snyder, Steve Shibuya nach einer Story von Zack Snyder
Produktion
Zack Snyder, Deborah Snyder
Musik
Tyler Bates, Marius De Vries
Kamera
Larry Fong
Schnitt William Hoy
Darsteller
Emily Browning, Abbie Cornish, Jena Malone, Vanessa Hudgens, Jamie Chung,
Oscar Isaac, Carla Gugino, Scott Glenn, Jon Hamm, Richard Cetrone, Gerard Plunkett

Länge
109 Min.

Kinostart Schweiz 31.3.2011
Kinostart USA 25.3.2011

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 28.3.2011
©  Bilder Warner Bros., Screenshots molodezhnaja


STORY
Baby Doll (Emily Browning) verliert ihre Mutter und wird vom geldgierigen Stiefvater (Gerard Plunkett), der nichts geerbt hat, misshandelt. Als der Schleimbeutel Baby Dolls Schwester tötet, schiebt er die Tat ihr unter und liefert sie in eine Irrenanstalt ein. Dort bezahlt er den Manager Blue (Oscar Isaac) dafür, dass an Baby Doll eine Lobotomie durchgeführt wird! Das verzweifelte Mädchen flieht in eine Fantasiewelt, in der sie Sweet Pea (Abbie Cornish), Rocket (Jena Malone), Blondie (Vanessa Hudgens) und Amber (Jamie Chung) in einem Bordell leben. Jedes Mal wenn Baby Doll tanzen muss, kommt sie abermals in eine Traum-Trance - als Kämpferin im feudalen Japan, in einem Krieg gegen deutsche Kaiserreich-Zombies, im Fight gegen einen Drachen und beim Dezimieren futuristischer Roboter.

 

REVIEW
Junge Frauen, feurige Waffen, riesige Monster - kann bei solchen Voraussetzungen überhaupt etwas schief gehen? Leider ja, wie "Sucker Punch" zeigt. Zack Snyder, der zum ersten Mal eine eigene Vorlage verfilmte, hatte alle Freiheiten, die sich ein Regisseur wünschen könnte, und versagt auf fundamentaler Ebene als Geschichtenerzähler. Was er uns mit immensem Aufwand auf der Leinwand präsentiert, ist zwar bombastisch, ja oft richtig geil, aber es lässt derart kalt, dass alles hohl wirkt. Ein Videogame, in das man nicht eingreifen kann.

Dabei würde man gerne eingreifen - und zum Beispiel die Mädels mal ausziehen. Klar handelt es sich um eine Harte-Frauen-Geschichte, also postfeministische Action - doch dies ist bloss eine verlogene Masche. Welches tough girl träumt von sich schon als Opfer in Schuluniform? Nein, "Sucker Punch" ist eine Männerfantasie, und sollte daher auch dazu stehen. Also raus mit den Brüsten, lasst das Blut spritzen, flucht wie Rohrspatzen. Ein Film, der aus lauter Ausrufzeichen besteht (Action! Krieg! Girls!), der sollte sich nicht zieren, reisserisch zu sein. Alles andere als eine Ab-18-Freigabe wirkt schizophren.

Doch nun haben wir sie, die kastrierte Restversion. Und die hat durchaus ihre gesegneten Elemente, allen voran die Optik. Snyder ist ein Ultrastylist sondergleichen, das hat er mit 300 und Watchmen mehr als bewiesen. Hier vereint er gleich vier seiner Lieblingsgenres in den vier Traumsequenzen: Samuraifilm, Kriegsfilm, Fantasyfilm, Sci-Fi-Film. So kann er actionmässig aus den Vollen schöpfen, denn sind wir einmal drin in einer Fantasiesquenz, geht es (nach einer Einleitung durch John Glen) sofort los. Gegen Riesensamurais, gegen Zombiesoldaten, Drachen und Roboter. "Fuck yeah!" kann man Snyder regelrecht ausrufen hören.

Die Zeitlupe sowie der Einsatz von ausgewaschenen Bildern und schnellen Schnitten wirkt mittlerweile etwas augelutscht, doch in den besten Momenten funktionierts noch immer bestens. Dasselbe gilt für den Soundtrack, jedoch mit Einschränkung. Am Anfang greift Snyder nämlich zu viel zu offensichtlichen Tracks: Wenn es um Vergewaltigung geht singt Emily Browning gerade "Some of them want to abuse you" in einem Cover des Eurythmics-Knüllers "Sweet Dreams". Wenn es um Lobotomie geht erklingt "Where Is My Mind". Wenn Lieder das besingen, was wir sehen, dann sind sie unnütz. Das verstand Snyder in "Watchmen", hier weniger. Doch danach wirds besser, weil die Lieder einfach abrocken. Wen juckts da schon, dass der Film oft zum Musikvideo mutiert?

Etwas durchwachsen auch die Schauspielleistungen: Hauptdarstellerin Emily Browning sieht putzig aus (v.a. in Schuluniform oder im herrlichen Glitzerkleid kurz vor Schluss), aber ihr Schmollen und Traurig Gucken geht auf den Wecker. Jenna Malone ist gut, "High School Musical"-Girl Vanessa Hudgens passabel. Abbie Cornish agiert ok - aber zu wenig intensiv, wenn man bedenkt, dass der Film durchaus auch aus ihrer Sicht erzählt sein könnte: Sie ist Erzählerin, am Ende liegt aller Fokus auf ihr, ihre Initialen sind die des Titels. Eine Interpretation übrigens, die der Handlung nichts bringt und eh wenig Sinn macht, warum sollte Sweet Pea aus der Sicht von Baby Doll träumen? Da grübelt man sich zu weit in eine dünne Story.

Denn die Geschichte mag verschachtelt sein (Traum in Traum), aber dies bringt dramaturgisch wenig, macht die Sache repetitiv und nahezu jede Szene hält einer Prüfung nach Logik nicht stand. Wenn schon Realitätsflucht, warum dann nicht eine Ebene und diese straff, spannend durchziehen? Snyder macht alles kompliziert, aber anders als etwa Inception zieht er daraus keinen Nutzen. Das schlimmste? Die Charaktere interessieren nicht die Bohne! Jemand stirbt? Völlig egal. Jemand leidet? Wird unter donnernder Musik beraben. Emotionen kommen nie auf, Figuren haben die Tiefe von Videogame-Charakteren. Snyder arrangiert, aber er hat keine Empathie, er trampelt auf allem rum mit dem Fingerspitzengefühl eines Brontosaurus.

Und so bleibt alles eben nur seelenlose Show und Popkultur-Spektakel. Ich als Genre-Fan hab mich an manchen Anblicken ergötzt - es werden hier im Eiltempo Welten eingeführt, die einen ganzen Film hergeben würden. Akustisch wie visuell ist "Sucker Punch" ein Orgasmus. Wenn auch einer, der im Nu abklingt und unbefriedigt zurücklässt. Das Ende ist schwach, es fehlt an Sex, an Gewalt, an Emotionen. Stilistisches Trockenwichsen, bei dem alles x-fach potentiert sein muss. Unter solchem Donnern, Schnauben und Knallen kann sich nichts entwickeln, kann nichts reifen. Erst staunt man, dann ist man ausgelaugt. Und am Ende schlicht desinteressiert. Ein Punch fühlt sich anders an.

 

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EXTERNE REVIEWS 
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