Inception (USA, 2010)

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Sci-Fi-Thriller. USA 2010
Alternativer Titel -

Regie Christopher Nolan
Drehbuch Christopher Nolan
Produktion Christopher Nolan, Emma Thomas
Musik Hans Zimmer
Kamera Wally Pfister
Schnitt Lee Smith
Darsteller Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Tom Hardy,
Ken Watanabe, Dileep Rao, Cilian Murphy, Marion Cotillard, Tom Berenger,
Michael Caine, Lukas Haas, Pete Postlethwaite, Tai-Li Lee, Yuji Okumoto
Länge 148 Min.

Kinostart (US) 16.7.2010
Kinostart (CH) 29.7.2010

Humor	Spannung	Action	Gefühl	Anspruch	Erotik
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STORY
PS: Es werden keine Dinge verraten, die den Spass am Film trüben würden, aber besser, ihr schaut euch diesen höllisch unterhaltsamen und doch angenehm komplexen Film mit möglichst wenig Vorwissen an. Alles Gesagte hier ist an sich irrelevant, man muss es selber spüren und sehen. Daher keine Spoiler-Warnung :)

Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein Meisterdieb in den Träumen der Menschen: Er loggt sich ein, während seine Opfer schlafen, und klaut ihnen wichtige Geheimnisse. Als er und sein Partner Arthur (Joseph Gordon-Levitt) bei einem Coup in den Träumen des japanischen Geschäftsmanns Saito (Ken Watanabe) auffliegen, haben sie keine andere Wahl, als für den mächtigen Mann zu arbeiten. Cobb hofft als Gegenleistung darauf, dass Saito dafür sorgt, dass der Haftbefehl gegen ihn in den USA aufgehoben wird, und er endlich wieder seine zwei Kinder sehen kann. Und was ist der Job? Inception - das Pflanzen eines Gedanken im Unterbewussten. Eine heikle Mission. Ihr Ziel ist Fischer (Cillian Murphy), der Sohn des grössten Konkurrenten (Pete Postlethwaite) von Saito. Um in Fischers Gedanken tatsächlich die Idee zu pflanzen, er solle sein geerbtes Imperium verkaufen, schlägt Cobb vor, in den Traum innerhalb des Traums einzusteigen - und von dort nochmals in einen Traum. Die dritte Ebene also. Dazu braucht er neben Arthur auch den vorlauten Eames (Tom Hardy), die junge Architektin Ariadne (Ellen Page), den Chemiker Yusef (Dileep Rao) und Sato. Die Mission wird gefährlich, nicht zuletzt darum, weil Cobbs Erinnerungen an seine tote Ehefrau Mal (Marion Cotillard) ihn plagen.

REVIEW
"Inception" macht ungeheuer viel Spass, auch wenn er die Gehirnwindungen arg strapaziert. Christopher Nolan, einer der besten Techniker unserer Zeit, erzählt zwar eine Story, für die man stets mitdenken muss und die sich beinahe in ihren eigenen Ambitionen verzettelt - aber er tut dies mit solch ungeheurer Fabulierlust, mit solch mitreissendem Tempo und mit einer nahezu perfekten Inszenierung, so dass jeder Filmfreund eigentlich nur frohlocken kann. Sommerunterhaltung muss nicht dumm sein, das beweist dieses Unterhaltungs-Lehrstück mit Gusto.

Dass die Geschichte nicht seichtes Geplätscher ist, das durfte man schon im Vorfeld erwarten, schliesslich hat Nolan mit Werken wie "Memento", "Insomnia", "The Prestige" oder The Dark Knight bereits clevere oder schlichtweg geniale Handlungslabyrinthe angelegt. Und von Film zu Film zeigte er mehr Stärken als Regisseur. Er kann einer Szene ungeheure Wucht verleihen, er kann Bilder von eindringlicher Kraft gestalten, er kann Sequenzen mit erschlagender Dynamik verknüpfen. Und all dies verfeinert durch erstklassige Akteure sowie vorzügliche technische Helfer.

"Inception" dürfte in mancherlei Hinsicht sogar Nolans bestes Werk sein. All jene, die ins Kino gehen, um den komplexesten Blockbuster aller Zeiten zu sehen, die sollten ihre Ansprüche überdenken. Dies ist mehr oder weniger ein Diebstahl-Thriller (englisch: Heist), komplex allemal, aber erzählt mit überraschend klaren Strukturen. Nolan ist nicht wie etwa David Lynch an der Psychologie eines Traums interessiert, sondern an seiner Mechanik. Und wer die nicht versteht, der ist nicht voll bei der Sache. Denn Nolan macht es einem nach dem bruchstückhaften Anfang nicht extrem schwer. Manche Details mag man verpassen, aber die groben Züge sind jederzeit klar. Und sobald der eigentliche Coup losgeht, ist die Montage schlicht mustergültig. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk.

Es funktioniert so: Die Realität läuft in Echtzeit ab. Im Traum arbeitet unser Hirn jedoch schneller, daher kann einem eine Minute wie Stunden vorkommen. Die Zeit läuft also langsamer. In einem Traum-im-Traum nochmals langsamer. Und wenn nun unsere Diebesbande vier Ebenen durchmacht, dann muss Nolan all diese vier, die unterschiedlich schnell ablaufen, parallel erzählen. Das macht er schlichtweg brillant, denn nie verliert man die Übersicht. Und stets ist klar, dass am Ende das Lied "Je ne regrette rien" (von Edith Piaf, eine Hommage an die Oscar-Rolle von Co-Star Cotillard?) ertönt, um auf allen Ebenen gleichzeitig die Leute aus dem Traum zu reissen.

Es klingt auf dem Papier unendlich viel komplizierter, als Nolan es dann darstellt. Wahre Genies können etwas Komplexes einfach erzählen. Das tut Nolan - ohne jedoch sein Publikum für dumm zu verkaufen. Wer dran bleibt, der wird reich belohnt. Jede dieser Traumebenen ist derweil reizvoll, jede hat ihren eigenen Stil. Die erste bietet Grossstadtaction, die zweite stilvolles Ambiente im Hotel (mit Tricks à la "Matrix"), die dritte Action im verschneiten Hochgebirge, die vierte apokalyptisch anmutende Endzeitvisionen. Meine Probleme hatte ich lediglich mit den letzten beiden.

Vor allem die im Eis. Die wirkt von allen am schlechtesten strukturiert. Es wird geschossen, es wird "abgelenkt" draussen im Schnee. Und irgendwie fehlt dem Ganzen die Dringlichkeit, die präzise Choreografie. Die Endzeit-Stadt in Ebene vier wiederum wirkt zu elaboriert - sie soll Cobbs Gedankenwelt darstellen, doch so richtig nimmt man nicht ab, dass darin jemand jemals lebte. Und wenn wir gerade dabei sind: Die Träume sind bei Nolan sehr nahe an der Realität. Wer also extreme Bilder erwartet, der wird leicht enttäuscht. Es gibt sie, etwa wenn Ariadne buchstäblich Paris faltet, doch für Träume ist das Gezeigte erstaunlich moderat.

Und dank Wally Pfisters grossartiger Kameraarbeit sieht jeder Shot grandios aus. Hans Zimmer liefert dazu einen szenenweise geilen Soundtrack, der aber zu selten die Action richtig verstärkt. Etwas, was ein James Cameron (als dessen Nachfolger Nolan gerne gesehen wird) besser hinbekommt. Zum Glück klingt die Musik ähnlich wie jene, die im "Inception"-Trailer zum Zug kam. Den ganzen Film hindurch habe ich vergeblich gehofft, jenes geniale Stück würde doch noch eingesetzt. Aber Zimmers Tracks klingen immerhin artverwandt. Und sie passen.

So viel Technik - spielen da Schauspieler überhaupt noch eine Rolle? Ja und nein. Nein, weil bei Nolan die Charaktere oft Schachfiguren in seinem ausgeklügelten Spiel sind. Sie sind Teil der genialen Mechanik. Und ja, weil alle im Cast vorzügliche Leistungen zeigen - vor allem Leonardo DiCaprio. Ich muss vorausschicken, dass der Mann nahezu nur in tollen Filmen mitgespielt hat und wirklich gut ist, aber ich immer Mühe hatte, sein jugendliches Gesicht mit den oft schweren Charakterrollen in Einklang zu finden. Etwas stimmte einfach nicht. Dieses (überspitzt gesagt) Babyface wollte nicht richtig reifen. Hier jedoch passt er wie die Faust aufs Auge. Er sieht so alt aus wie er ist. Und er fügt sich fulminant ins Ensemble. Und sieht erst noch fast so aus wie Nolan.

Joseph Gordon-Levitt ist neben ihm die kalkulierende Stimme der Vernunft, doch der junge Star meistert auch elegant ein paar Actionszenen bei Schwerelosigkeit. Ken Watanabe, Dileep Rao, Cilian Murphy, Tom Berenger - alles überzeugende Leistungen. Die junge Elen Page sticht etwas heraus, doch auch sie passt blendend in den Part. Und die bereits erwähnte Marion Cotillard ist sowieso Qualität pur, auch wenn Nolan bei ihr am meisten Mühe hat, die Emotionen zu generieren, die er im Sinn hat. Nolan ist kein sentimentaler Filmemacher, daher wirken seine Filme oft kühl. Und dies zeigt sich in der für die Story extrem wichtigen Beziehung zwischen DiCaprio und Cotillard.

Der Film endet keck und wenn der Abspann läuft, sackt man in den Kinosessel zurück, um zu merken, wie involviert und angespannt man war. "Inception" ist grandiose Unterhaltung. Raffiniert, stylish, cool, intelligent - und urpersönlich, denn Nolan musste erst für Hollywood Geld scheffeln, bevor er das 200-Millionen-Dollar-Budget für diese Vision bekam, die er seit Jahren mit sich rumtrug. Nun hat er sie sich von der Seele geschrieben und wir dürfen dran Teil haben. Danke dafür! Als ich aus dem Kino trat, wusste ich, dass dies die Realität ist. Doch ich hatte in mir das Gefühl, als sei ich gerade aus mehreren Ebenen eines Traums zurückgefahren worden. Ein eindrückliches Feeling, ausgelöst von einem eindrücklichen Film.

EXTERNE REVIEWS
imdb.com

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