> molodezhnaja Hauptseite
> filme S

> DER STUDENT VON PRAG

 


 

Horrordrama. Deutschland, 1913
Alternativer Titel Der Student von Prag - ein romantisches Drama

Regie Stellan Rye, Paul Wegener
Drehbuch Hanns Heinz Ewers, Paul Wegener
Produktion Deutsche Bioscop GmbH
Musik Josef Weiss
Kamera Guido Seeber
Darsteller Paul Wegener, Lyda Salmonova, Grete Berger, John Gottowt, Lothar Körner
Länge 85 Min. (DVD: 41 Min.)

Kinostart 22.8.1913

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 22.11.09
©  Bilder Alpha Video, Screenshots molodezhnaja


STORY
Prag um das Jahr 1820: Der verarmte Student Balduin (Paul Wegener) träumt vom sozialen Aufstieg. Darum lässt er sich vom Zauberer Scapinelli (John Gottowt) sein Spiegelbild für 100'000 Gulden abkaufen! Mit diesem Reichtum klettert Balduin die soziale Leiter empor und erobert das Herz der Komtesse Margit (Grete Berger). Doch glücklich wird er nicht, denn sein Spiegelbild begleitet ihn auf Schritt und Tritt. Als Balduin von Baron Waldis (Fritz Weidemann), dem Margrits Hand versprochen wurde, zu einem Duell aufgefordert wird, will er nicht teilnehmen - aus Rücksicht auf Margrit, denn Balduin ist der beste Fechter Prags und würde wohl gewinnen. Doch sein Spiegelbild macht ihm abermals einen Strich durch die Rechnung.

 

REVIEW
1895-1918 war die Pionierzeit des Films, in der erst Frankreich, später Amerika das Tempo vorgaben. Deutschland importierte diese kuriose neue Kunstform, doch selbst an Inszenierungen wagten sich nur wenige. "Das deutsche Kino beginnt nach dem Ersten Weltkrieg" lautet daher der Konsens. In der Tat erlebte die siebte Kunst nach Ende des Krieges einen Boom, ausgelöst durch die Gründung der UFA (1917) sowie expressionistische Meisterwerke im Stile von "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1919).

Zu den ganz wenigen Werken, die bereits vor dem Krieg andeuteten, wozu das deutsche Kino fähig war, gehört "Der Student von Prag". Der spätere Golem Paul Wegener bat dazu den Schriftsteller Hanns Heinz Ewers (1871-1943, "Alraune"), ihm ein Doppelgänger-Thema zu schreiben. Aus Motiven von Goethes Klassiker "Faust" und Edgar Allan Poes Kurzgeschichte "William Wilson" bastelte Ewers eine Story, die Wegener gefiel. Er brachte 20'000 Mark auf und heuerte den Kopenhagener Regisseur  Stellan Rye sowie den bereits etablierten Kameramann Guido Seeber an. Dieses Quartett teilt sich sozusagen das Lob für das Werk.

Denn wer genau was an "Der Student von Prag" tat, ist nicht mehr rekonstruierbar. Ebenso wenig, wie lang das Werk ist - die vorliegende US-DVD ist mit 41 Minuten gekürzt, es fehlen Szenen. Doch so oder so erkennt man den Pioniercharakter des Films: Manche Strassenzüge und Kameraeinstellungen wecken bereits Anzeichen des späteren Expressionismus', auch wenn Kameramann Seeber dereinst eher mit der Neuen Sachlichkeit von G.W. Pabst (etwa in Die freudlose Gasse) assoziiert wird. Und die Schauspieler verzichten auf allzu theatralische Aktionen, vielmehr entwickelt sich hier ein cineastischer Stil, zwar immer noch übertrieben, aber eine Spur dezenter.

Rye und Wegener loten die Möglichkeiten des Mediums auch besser aus als viele ihrer Zeitgenossen. So nutzen sie den Raum der Bilder und lassen oft Figuren aus dem Hinter- in den Vordergrund marschieren. Das klingt banal, verleiht der Szenerie aber einen dreidimensionalen Charakter, der manchen Frühwerken abgeht. Auch bemerkenswert: Es wurde an Prager Originalschauplätzen gedreht (Kaisergarten, Belvedereschloss, Hradschintreppe, alter jüdischer Friedhof), was für eine authentische Note sorgt. Wirklich virtuos macht dies "Der Student von Prag" noch nicht, aber es erklärt seine Wichtigkeit im Kontext der deutschen Filmgeschichte. Manche Rezensenten, wie etwa Siegfried Kracauer, sahen in der Doppelgänger-Idee gar ein Abbild der deutschen Vorkriegs-Mittelschicht, die ausser Stande war, sich zwischen Adel und Arbeiterschicht zu positionieren: der Film spiegelt die "gespaltene Identität der Liberalen unter dem Kaiser".

Das an dem Stoff was dran ist, erkannten später auch andere Regisseure - und so wurde "Der Student von Prag" vor dem Zweiten Weltkrieg gleich noch zweimal verfilmt: 1926 von Henrik Galeen und 1935 in veränderter Form von Arthur Robinson. Es ist die 1926er-Fassung, die weitum als die beste gilt, da das filmische Vokabular zu jener Zeit bereits voll ausgereift war. Auch die Nebencharaktere sind besser ausgearbeitet, das betrifft etwa die Zigeunerin Lyduschka, die in der 1913er-Fassung nur im Hintergrund herumspioniert, ohne der Handlung irgendwie zu dienen. Für Filmhistoriker und cineastisch interessierte Personen bietet "Der Student von Prag" aber allemal ein spannendes Studienobjekt. Und als Double Feature mit der 1926er-Version einen interessanten Vergleichspunkt.

PS: Die Qualität der amerikanischen DVD von Alpha Video ist sehr schlecht. Das Bild ist nicht restauriert und bei dem schlechten Kontrast und den unscharfen Kanten sind feine Linien gar nie erkennbar. Mimik bleibt einem deshalb verborgen. Und als grösster Affront wurde ein Synthesizer-Soundtrack drüber gepflastert, der an Monotonie schwer zu überbieten ist.

 

BESTELLEN 
amazon.com (Liefert aus USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 6/7