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> DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM

 


 

Fantasy-Stummfilm. Deutschland, 1920
Alternativer Titel Der Golem

Regie Paul Wegener, Carl Boese
Drehbuch
Paul Wegener
Produktion
Ufa
Musik Hans Landsberger
Kamera
Karl Freund
Darsteller Paul Wegener, Albert Steinrück, Lyda Salmonova, Ernst Deutsch,
Hanns Sturm, Max Kronert, Otto Gebühr, Dore Paetzold, Lothar Müthel
Länge
85 Min.

Kinostart 29. 10. 1920

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 30.6.2011
©  Bilder Universumfilm, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Prager Rabbi Löw (Albert Steinrück) liest in den Sternen, dass den Juden Ungemach drohe. Um die Gemeinde vor der Vertreibung durch die Christen zu schützen, erschafft er einen Riesen aus Lehm: den Golem (Paul Wegener). Dessen Stärke überzeugt den Kaiser (Otto Gebühr), sein Dekret für die Judenvertreibung wieder zurückzunehmen. Nun könnte auch die Liebe zwischen dem christlichen Junker Florian (Lothar Müthel) und der Rabbi-Tochter Mirjam (Lyda Salmonova) fruchten. Doch der eifersüchtige Assistent (Ernst Deutsch) des Rabbis erweckt den Golem erneut zum Leben. Nun läuft das Ungetüm Amok.

 

REVIEW
Schon in den Jahren 1915 und 1917 erschienen "Golem"-Filme mit Paul Wegener in der Hauptrolle. Jene Geschichten spielten in der Gegenwart, doch bis auf ein paar Fragmente der 1915er-Fassung gelten die Werke als verschollen. Im Jahr 1920 inszenierte Wegener gleich selbst ein Prequel, das nicht nur die Zeit überstand, sondern auch qualitativ noch einen draufsetzte. "Der Golem, wie er in die Welt" kam, gehört zu den Klassikern des Weimarer Kinos, und dies auch zu Recht. 

In fünf Kapitel erzählt Paul Wegener (1874-1948) eine fantasievolle Geschichte von Angst, Missgunst und Vorahnungen. Ein düsterer Stoff, der durch seine expressionistische Darbietung noch an Dichte gewinnt. Neben Robert Wienes "Das Cabinet des Dr. Caligari", der ein halbes Jahr vorher ins Kino kam, avancierte "Der Golem" zu einem der grössten Hits des frühen expressionistischen Kinos der Zwischenkriegszeit. Die Sets, die die Schauspieler manchmal zu erdrücken drohen, machen das Werk alleine schon sehenswert. 

Doch es steckt noch mehr drin - massgeblich die Handlung. Sie basiert auf der böhmischen Legende aus dem 16. Jahrhundert, die 1915 wiederum vom Österreicher Gustav Meyrink zu einem erfolgreichen Roman verarbeitet wurde. Wegener und sein Regie-Parter Carl Boese statteten das Ganze mit Romantik und Horrorelementen aus, und fingen (wohl unbewusst und ungewollt) den düsteren Zeitgeist ein: Das "Dekret wider die Juden" liest sich frappant wie ein Dokument der späteren Nazizeit.  

Von einem prophetischen Film zu reden, wäre absurd, schliesslich sind Judenverfolgungen traurigerweise ein fester Bestandteil der europäischen Geschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Doch Wegener und Boese waren sicherlich nicht unbeeinflusst von der Atmosphäre jener Krisenzeit, als Deutschland unter den Folgen des Ersten Weltkriegs litt, der Verteilkampf und die Schuldsuche einsetzte. Hier lassen sich mannigfaltige Interpretationen anwenden, manche historischer, manche psychologischer Natur. Viele schiessen übers Ziel hinaus, doch sie anzustellen, ist dennoch reizvoll. 

Stark auch die Schauspieler: Zwar dominiert die expressionistische Gestik, es werden Augen weit aufgerissen und Arme gen Himmel gestreckt - aber Albert Steinrück (Der Schatz) gibt den Rabbi erstaunlich zurückhaltend, und Paul Wegener den Golem mit bestechender stoischer Genauigkeit. Amüsant das Casting von Otto Gebühr als Kaiser: Der Mann scheint die Herrscher-Rollen gepachtet zu haben, schlüpfte er doch im selben Jahr in die von Friedrich des Grossen (unter der Regie von Carl Boese in "Die Tänzerin Barbarina"), die er in seiner Karriere über ein Dutzend Mal verkörperte, und dabei immer weiter in den Dunstkreis nationalsozialistischer Propaganda kam. 

Alle Figuren sind freilich nicht bis zum Maximum ausgearbeitet, das gilt vor allem für Miriam, deren Romanze mit dem Junker eher dramaturgisch begründet ist, als nachvollziehbar dargeboten wird. Und gerade weil wir diese Charaktere nie ganz als echte Menschen aus Fleisch und Blut anschauen, ist "Der Golem" nie ganz so unheimlich wie ein "Nosferatu", nie so aufwühlend wie ein "Caligari". Stärkstes Verkaufsargument bleibt daher trotz allem die Optik. Handlung, Schauspiel, Musik - all das ist kompetent, nein, gut, nur eben nicht ganz im Bereich der Grossen. Der Look dagegen schon. 

Seien es die Innenräume, in denen steinerne Gebilde manchmal wie organische Elemente aussehen, seien es die Gassen zwischen schiefen Häusern, sei es der Frankenstein-artige Golem, seien es Dampf und Nebel, die manchmal durchs Bild wabern: All das erzeugt eine ebenso archaische wie fantastische Atmosphäre zwischen Horror und Fantasy. Man schaut das einfach gerne hin. Das ist denn auch der Grund, warum mir der Expressionismus im deutschen Kino lieber ist als die nachfolgende Neue Sachlichkeit: Selbst wenn der Inhalt mal schwach wäre, die Augen kriegen dennoch Spektakel geboten. Im Falle von "Der Golem" gibts famose Bilder plus eine kurzweilige Story.

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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