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Actionthriller. USA/GB 2012
Alternativer Titel James Bond 007: Skyfall

Regie Sam Mendes
Drehbuch
Neal Purvis, Robert Wade, John Logan
Produktion
Barbara Broccoli, Michael G. Wilson
Musik Thomas Newman
Kamera
Roger Deakins
Schnitt Stuart Baird
Darsteller Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Naomie Harris, Ralph Fiennes,
Ben Wishaw, Bérénice Marlohe, Albert Finney, Ola Rapace, Rory Kinnear, Helen McCrory
Länge
143 Min.

Kinostart US 9.11.2012
Kinostart CH 1.11.2012

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 27.10.2012
©  Bilder MGM, Screenshots molodezhnaja


STORY
James Bond (Daniel Craig) auf Mission in Istanbul: Der Killer Patrice (Ola Rapace) hat eine Festplatte geklaut, die den Namen aller westlichen Spione enthält, die undercover in Terrornetzwerken arbeiten. Da die Liste nie in fremde Hände geraten darf, gibt Geheimdienstchefin M (Judi Dench) der Agentin Eve (Naomie Harris) den Befehl, einen riskanten Schuss aus der Ferne zu wagen - bei dem sie Bond trifft. 007 überlebt schwer verletzt und taucht unter. Doch als er hört, dass im Geheimdienst-Hauptquartier in London eine Bombe hochging, kehrt er in den Dienst zurück. Der neuen Geheimdienst-Beauftragte der Regierung, Mallory (Ralph Fiennes), ist zwar dagegen, aber M setzt sich durch. Denn es gilt, den Hintermann von Patrice zu suchen. Über Shanghai führt Bond eine Spur nach Macau - zur verführerischen Sévérine (Bérénice Marlohe). Nach einiger Überzeugungsarbeit von Bond gibt sie ihren Chef preis: Ex-Agent Silva (Javier Bardem), der skrupellos einen Racheplan schmiedet. Gegen M.

 

REVIEW  
Nur wenige Reihen erkennt man schon beim ersten Ton. "Skyfall" beginnt mit einer Note, die man exakt Bond zuordnen kann. Und von da aus gehts in dem Stil weiter - wobei Regisseur Sam Mendes seinen eigenen Touch in die 007-Reihe bringt. Und jenen von Christopher Nolan. Ob bewusst oder unbewusst, gewollt oder ungewollt: Der neuste Einsatz des britischen Agenten ähnelt in seinem Aufbau, seinem Bösewicht, seinem theatralisch anmutenden Tiefgang und dem Look einem Nolan-Werk, vor allem The Dark Knight, aber auch Inception, dem gleich zwei der Sets frappant ähneln. Das in Macau und das auf der Insel. Ironisch deswegen, weil sich Nolan bei letzterem in einigen Szenen wiederum von Bond inspirieren liess. Die sich selbst kannibalisierende Filmwelt.

Doch "Skyfall" ist allezeit eigenständig genug, um nicht als Möchtegern-Nolan durchzugehen. Dafür sorgen Regie-Neuzugang Sam Mendes und sein edles Team. Denn mit dem Regisseur solch unterschiedlicher Werke wie "American Beauty" oder "Road to Perdition" kamen auch Vorzeige-Kameramann Roger Deakins, der oscargekrönte Drehbuchautor John Logan, Cutter Stuart Bird (der schon bei Casino Royale ran durfte) und Komponist Thomas Newman. Sie alle leisten herausragende Arbeit, vor allem Deakins gibt mit seinen Bildern dem Film eine Klasse, die vorher kaum ein Bond-Film je erreichte. "Skyfall" ist daher nicht nur ein guter Bond, er ist ein cineastisch erquickendes Werk - und das kann man nun beileibe nicht von jedem Einsatz von 007 behaupten.

Um mein Hauptproblem mit "Skyfall" gleich aus dem Weg zu räumen, ohne weitere Umschweife dazu: mir ist der Bond-Gehalt im Skript zu dünn. Javier Bardem verkörpert Silva hochprozentig genial, süffisant und ironisch, sadistisch und verspielt, aber seine Figur hat eine denkbar schwache Motivation und letztendlich läuft der Plot auf einen aufgeblasenen 143-minütigen Racheplan heraus, der eigentlich so durchdacht gar nicht ist. Es muss nicht immer die Weltherrschaft sein, aber ein Schurke sollte einen "evil plan" haben, etwas, woran man den jeweiligen Bond-Einsatz erkennt. Sozusagen die Vignette, um sich zu erinnern. Fast jeder Bond hat das, doch schon Casino Royale wich davon ab (kann sich wirklich noch jemand erinnern, was die Motivation des - ebenfalls toll spielenden - Schurken Mads Mikkelsen war?) und diesmal tut es noch mehr weh.

Denn dadurch verliert "Skyfall" an Einprägsamkeit. Es ist ein toller Actionthriller, ja sogar mit tollem Drama- Gehalt und einem Skript, das voran drängt, das Spass macht, das mitreisst, aber irgendwie eher für den Moment gemacht ist, weniger für die Ewigkeit. Seit Casino Royale ist Bond zudem etwas zu sehr damit beschäftigt, sich zu definieren. Damals wurde er zur Doppelnull. In Quantum of Solace war er am Ende etabliert. Und nun wieder ein Film, der 007s Welt so arrangiert, dass man am Ende sagen kann: Er ist angekommen. Will heissen: Die Gun-Barrell-Sequenz gibts wieder am Schluss. Q ist zurück. Moneypenny ist zurück. Das Büro wie in Connery-Zeiten ist zurück und noch ein paar andere Sachen, die hier nicht erwähnt seien.

Gabs das in den alten Filmen auch? Mussten sich Connery oder Moore einen Drittel des Films damit herumschlagen, sich und ihr Umfeld zu definieren? Nein, dort holte Bond seinen Auftrag ab und erledigte ihn. Nun sind Filmemacher mehr damit beschäftigt, das Ganze aufzublasen, ihm Tiefgang durch Hintergrund zu verleihen, sozusagen Mythen-Bildung zu betreiben. Auch das vielleicht ein Nolan-Effekt. Und auch wenn es hier höchst reizvoll gemacht wird, Bond als Figur extrem erweitert wird, so fragt man sich doch, ob das nicht alles Ballast ist für einen 007-Film, zumal eben das Hauptthema rund um den Bösewicht so dünn ist. Wenn jedes Mal erklärt werden muss, warum Figur X nun ins Bond-Universum kommt, dann werden wir nie fertig. Dann kommt ein neuer Protagonist und das Spiel geht von vorne los und wir haben trotzdem keine bleibende Story.

Und dennoch schafft es "Skyfall", zu einem der besten 007-Werke zu werden. Daniel Craig fühlt sich extrem wohl in der Rolle, ob mit Wochenbart oder glattrasiert, ob in Action oder unter Weltschmerz. Und er wird unterstützt von einem gloriosen Ensemble, angeführt von Judi Dench, die hier wichtiger wird als je zuvor. Sie trägt den Film mindestens so sehr wie Craig. Bardem ist comic-haft überzeichnet, aber agiert fulminant und erfrischend ungewöhnlich. Man denke an sein erstes Verhör von Bond, tolle Sache. Ralph Fiennes, Albert Finney, der als junger Geek gezeichnete neue Q Ben Wishaw, Naomie Harris - all das Talente, die ihrem Ruf gerecht werden.

Roger Deakins Bilder kann man kaum oft genug loben, ob über den Dächern von Istanbul, im Lichtermeer von Shanghai, im Pavillon in Macau oder in den majestätisch kargen Ebenen Schottlands: grosses Kino. Dazu kantige Action, knackige Dialoge, ein wuchtiges Finale und eine stetig steigende Menge an Bond-Klassikern wie dem geschüttelten Martini, dem Aston-Martin und eben am Schluss dann noch hochkonzentriert, bis man das Gefühl hat, nach nunmehr 50 Jahren Bond hat sich alles verändert. Und eben doch nur wenig. Geile Sache. Selbst Schleichwerbung gibts nicht immens viel, ein Vaio-Computer hier, zwei Heineken-Biere da, die Sponsoren müssen ja happy sein. Aber kein Vergleich zu Pierce-Brosnan-Zeiten.

Vom heissen Prolog über das famos passende Titellied der kraftvoll singenden Adele - und dem dazu passenden, schicken Vorspann - bis zum danach aufgegleisten Rache-Plot entfaltet sich hier ein Bond-Film, der wieder richtig Lust auf mehr macht. Dies ist Kino für die Welt von heute mit dem Faible von Gestern, alt trifft neu, besser könnte man es kaum vereinen. Grosses Lob also an Sam Mendes, der in meinen Augen gerne nochmals zurückkehren darf, und wenn er einen besseren Aufhänger für den Plot hat, dann wär das Resultat wohl genial. Bond selbst kehrt auf jeden Fall zurück, das verspricht pflichtbewusst der Abspann. Und das ist gut so. Eine Filmwelt ohne 007 ist auch in den nächsten 50 Jahren kaum vorzustellen.

Hier noch meine updatete und wie immer wechselhafte Seite mit der bewerteten Bond-Übersicht.

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com


 

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