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1969
> RUNNING IN MADNESS, DYING IN LOVE
Erotikdrama
Japan 1969
Alternativer Titel Kyoso joshi-ko
Regie, Produktion Koji Wakamatsu
Darsteller Ken Yoshizawa, Yoko Muto, Hatsuo Yamaya, Shigechika Sato
Länge 72 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 12.7.10
© Bilder Blaq Out, Screenshots molodezhnaja
STORY
Sahei (Ken Yoshizawa) nimmt an Studentenprotesten in Tokio teil, die blutig
niedergeschlagen werden. Er flieht ins Haus seines Bruders - eines Polizisten!
Dort kommt es zum Streit, in dessen Folge Saheis Schwägerin (Yoko
Muto) ihren Gatten tötet.
Danach will sie sich das Leben nehmen, doch Sahei hindert sie daran - und flieht
mit ihr aus der Stadt. Im Norden Japans verschanzen sie sich und geben sich
ihrer Lust hin. Doch die Schuldgefühle lassen sie so schnell nicht los.
REVIEW
Ebenso wie der im gleichen Jahr entstandene
Season of Terror beginnt auch "Running in
Madness, Dying in Love" mit Szenen von Studentenprotesten und polizeilicher
Gegengewalt. Später geht
Regisseur Koji Wakamatsu (1936-2012) in beiden
Filmen nicht mehr ganz direkt auf diese Strassenproteste ein, aber in
beiden Filmen ist dies der Nährboden, auf dem die Story wuchern kann. Eine Story
mit Sex und Politik, diesmal in Farbe - und mit noch mehr Fokus. Es geht um
Flucht in allen möglichen Facetten, deshalb wird, dem englischen Titel gerecht,
schon in den ersten Minuten gerannt. Später geht es darum, dass die
Protagonisten vor ihren eigenen Schuldgefühlen fliehen wollen. Doch es gibt kein
Entkommen. Später wird in einem Dorf eine Frau verprügelt, weil sie mit ihrem
Geliebten durchbrennen wollte. Auch da: Entkommen unmöglich, die Strukturen
halten uns gefangen.
Visuell ist dies, wie von Wakamatsu gewohnt, absolut vorbildlich. Mit "Running in Madness" dürfte er die im selben Jahr entstandenen Filme, darunter sein vielleicht bekanntestes Werk Go, Go, Second Time Virgin, sogar noch übertreffen. Die Dynamik vieler Einstellungen ist bemerkenswert, die Sinnlichkeit der anderen betörend, die Kunstfertigkeit aller beeindruckend. Am Anfang ist alles noch wild und hektisch, man hat Mühe, überhaupt zu erhaschen, worum es in der Story geht. Doch mit der Flucht in den Norden kommt Ruhe hinein, und Wakamatsu gönnt seinen Figuren mehr Zeit. Visuelles Highlight für mich dürfte das nackte Kuscheln im Heu sein, das auf einen Schlag eine ganze Reihe von Assoziationen wachruft - nicht zuletzt die eines Krippenspiels.
Doch auch der Einsatz von Schnee und Eis ist wunderbar und setzt Akzente. Dazu gibts meist nur sphärisch-unheimliche Soundtrack-Klänge, die direkt aus Season of Terror entlehnt sind. Wakamatsu war 1969 bereits ein unabhängiger Produzent und musste an allen Ecken und Enden sparen. Darum musste er auch in mehreren Filmen auf dieselbe Musik zurückgreifen. Damit überhaupt jemand seine politisch aufgeladenen Filme sehen wollte, blieb er dem treu, was ihm am Anfang der Karriere am meisten Erfolg brachte: Sex. Zwar sind seine Spät-60er-Werke streng genommen keine Pink-Filme mehr (zu lang, zu wenig Sex), doch sie sind klar erwachsen aus deren Ideologie, dass man dem Publikum etwas Schmuddel bietet und ihm drumherum den eigentlichen Film verkauft.
Wobei bei Wakamatsu selbst Schmuddel Klasse hat, das zeigt sich etwa in einer farblich schick verfremdeten Sexszene. Der Mann hat einfach Style, das sieht man in jeder Minute des Films. Die politischen Dimensionen seiner Werke sind oftmals etwas schwerer zu fassen: Sie scheinen aufgeladen mit Ideen, mit Aussagen, mit Polemik, doch die zielt irgendwie ins Leere. Es ist fast, als nehme man die Revolution und Agitation unterbewusst wahr, alleine schon, weil der Film sich mit schnellen Cuts, Standbildern und Farbwechseln so rebellisch gibt. Es ist also weniger ein Anliegen, das Wakamatsu transportieren will, als ein generelles Gefühl des Unbehagens. Und der Drang nach Ausbruch.
In "Running in Madness" gelingt gerade dieser Ausbruch den Protagonisten freilich nicht. Die beiden können noch so weit weg, die Bilder können noch so viele Züge und Bahnhöfe zeigen: Sie bleiben Gefangene ihrer Tat. Daraus zieht der Film seine Tragik. Wirklich mitfühlen kann man, das ist bei vielen Wakamatsu-Filmen ein Problem, mit den Figuren vielleicht nicht. Sie bleiben etwas kühl und distanziert. Doch als Zugang in diese Geschichte aus Erotik, Rebellion und Sühne taugen sie allemal. Und so kommen wir in den Genuss von einem der besseren Filme dieses hochinteressanten Regisseurs.
MEINE
DVD
Frankreich, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch mono mit englischen und französischen Untertiteln.
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(Liefert aus F)
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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