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> RAM TERI GANGA MAILI
Liebesdrama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
Gott, dein Ganges ist verdorben
(Übersetzung)
Regie
Raj Kapoor
Drehbuch K.K. Singh, Jyoti Swaroop und V.P. Sathe nach einer Story von
Raj Kapoor
Produktion Randhir Kapoor
Songs Ravindra Jain
Kamera Radhu Karmakar
Choreografie Suresh Bhatt
Darsteller Rajiv Kapoor, Mandakini,
Divya Rana, Kulbhushan Kharbanda, Saeed Jaffrey,
Raza Murad, Sushma Seth, Jrishnan Dhawan, Urmila Bhatt, Gita Siddharth, A.K.
Hangal
Länge 171 Min.
Kinostart 16.8.1985
Trade classification Superhit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 9.7.06
© Bilder Yashraj,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Jeeva Sahai
(Kulbhushan Karbanda) ist ein mächtiger Industrieller in Calcutta. Für seinen
Sohn Narendra (Rajiv Kapoor) hat er die Zukunft bereits festgelegt: Eine Heirat
mit Radha (Divya Rana), der schönen Tochter des korrupten Parteipräsidenten
Bhagwat Chaudhary (Raza Murad). Doch Narendra hat kein Interesse, nach der
Pfeife seines dominanten Vaters zu tanzen. Er sichert sich die Unterstützung
seiner Oma (Sushma Seth) und reist mit einer Gruppe Studenten nach Gangotri, um
die Wasserqualität des oberen Ganges mit jener in Calcutta zu vergleichen. Vor
Ort trifft er auf die ortsansässige Ganga (Mandakini), in die er sich Hals über
Kopf verliebt. Da sie gleich empfindet, wird sie in einer speziellen
Dorfzeronomie seine Frau. Narendra
reist zurück in die Stadt, um seiner Familie die frohe Nachricht zu überbringen.
Doch die haben die Verlobung mit Radha arrangiert. Narendra erzählt nur seiner
Grossmutter, dass er geheiratet hat, worauf diese einen Herzinfarkt erleidet.
Da Narenda nicht zurückkehrt, erfährt er auch nicht, dass Ganga schwanger ist. Nach der Geburt bricht sie in die Stadt auf,
während Narendra seinen Onkel Kunj (Saeed Jaffrey) ausschickt, um nach Ganga zu
suchen.
REVIEW
Mit seiner letzten Regiearbeit trumpft Regisseur
Raj Kapoor (1924-1988) noch einmal auf: Sein Liebesdrama "Ram Teri Ganga Maili"
spielte nur knapp weniger ein als das Masala-Epos
Mard und landete auf Platz zwei der Jahrescharts. Am Ende des Jahrzehnts
reichte es noch zu einem Top-Ten-Platz. Diese Popularität hat ihren Grund in der
Qualität des Films, aber mehr noch in der Kontroverse: Wie schon bei
Satyam Shivam Sundaram (1978) zeigte Kapoor seinem
Publikum viel vom weiblichen Körper. Und da
Zeenat Amans sinnliche Darbietung
von vor sieben Jahren schwer zu übertreffen war, liess Kapoor seine Debütantin
Mandakini die Wasserfall-Szene im halbdurchsichtigen Sari spielen, bei dem es
nicht viel Fantasie braucht, um die Brustwarzen darunter zu erkennen.
"Na und?" ist die westliche Antwort darauf, doch sieht man mal vom Sekundenauftritt von Dimple Kapadias Brust in Saagar (ebenfalls 1985) ab, so sind Blicke auf eine unverhüllte weibliche Brust im indischen Mainstream-Kino eine Seltenheit. Eine solche Wet-Sari-Szene erregte deshalb Aufmerksamkeit. Und da Raj Kapoor auch mit einer Kussszene auf den Mund, einer dezent gemachten Baby-Still-Szene und einer längeren Sexszene die Grenzen der strengen indischen Zensur auslotete, war das Publikumsinteresse enorm.
Schade eigentlich, denn der Film hat seine Qualitäten Abseits eines herbei geredeten oder herbei inszenierten Skandals. Es ist ein engagiertes, beherztes Liebesdrama, das durchaus Elemente des 90er-Jahre-Bollywoodkinos vorweg nimmt. Wenn Rajiv Kapoor, der eine frappante Ähnlichkeit zu seinem Onkel Shammi Kapoor aufweist, nämlich mit Alpenhut im Himalaja flirtet, weckt dies so manche Erinnerungen an Dilwale Dulhania Le Jayange & Co. Über eine Stunde verbringt Raj mit seinen Figuren in den Bergen und lässt sie singen, tanzen und lieben. Aus heutiger Sicht sicher nichts Grossartiges, und letztendlich auch gegenüber Rajs eigenem Bobby eine schwächere Vorstellung, doch allemal schön anzuschauen. Anders als die Bergbilder können indes die Akteure nicht ganz überzeugen: Die mutige Mandakini mit ihren hellblauen Augen ist noch solide und für die Rolle gut ausgewählt, doch Rajiv Kapoor langweilt von Anfang an. Es ist nicht verwunderlich, dass der jüngste Sohn von Raj Kapoor die kürzeste Karriere in dieser Bollywood-Dynastie vorweisen kann.
Die Nebendarsteller machen einige Defizite wieder weg, so etwa Kulbhushan Kharbanda und Saeed Jaffrey als rivalisierende Brüder. Auch die Musik von Ravindra Jain entschädigt für manches Manko der beiden Helden. Nach der Filmmitte werden die Ereignisse dann dramatisch und Mandakini rutscht in die Rolle der leidenden Frau. Raj Kapoor erzeugt etwas gar offensichtliche Parallelen zur Verseuchung des heiligen Ganges und damit der indischen Kultur, indem seine Ganga von Männern ausgenutzt wird. Sogar ein Priester und ein Blinder reihen sich in die Liste ihrer Peiniger ein, beinahe um anzudeuten, dass der gesellschaftliche Zerfall durch alle Schichten geht. Ironischerweise ist der einzige Mann, der Radha schützt, der Totengräber aus einer unteren Kaste.
Während diese Botschaft deutlich rüber kommt, verpufft die anfänglich thematisierte Anklage an Politiker und Industrielle. Dies ist immerhin die Ausgangslage des Films: Sahai Sr. verschmutzt den Ganges mit seinen Fabriken, der schmierige Politiker vertuscht die Sache. Doch daraus macht der Film nichts. Zwar wird der Politiker später zum Zentrum aller Schandtaten gegenüber Ganga, doch Korruption, Filz und sonstige Themen, die aufgegleist wurden, verschwinden einfach. Aller Fokus gehört Ganga und Narendra. Das mag dramaturgisch schlau sein, immerhin sind dies unsere Helden, aber warum so lange vorgaukeln, es gehe hier auch um eine Polit-Story hinter dem Ganzen und die dann nie ausarbeiten? Das ist die wohl grösste dramaturgische Schwäche des ansonsten souverän inszenierten Films. Raj Kapoor erweist sich einmal mehr als kompetenter Showman, der enorm attraktive Bilder mit publikumswirksamen Themen paart.
"Ram Teri Ganga Maili" ist kaum sein bestes Werk, aber eine beeindruckende Abschiedsvorstellung. Aller Kontroverse um durchsichtige Saris und Lippenkontakte zum Trotz ist das Liebesdrama primär ein ganz klassischer Film, der eine süsse Romanze mit etwas dramatischerem Material mischt. Boy tritfft Girl, die beiden werden getrennt und kämpfen füreinander. Gibt es etwas Konventionelleres im indischen Kino? Kaum, darum ist es auch so schön zu sehen, mit welchen Tricks und Verzierungen Kapoor das Ganze ausschmückt: ein stattlicher Schwanengesang eines grossen Künstlers.
MEINE DVD
Yashraj (USA), Code 0, NTSC
Letterboxed Widescreen
Hindi Dolby Digital 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½ (Passables Bild mit einigen
Störungen)
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