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Drama
Hongkong 2009
Alternative Titel Night and Fog; Tin shui wai dik ye yu mo;
天水圍的夜與霧

Regie Ann Hui On-Wah
Drehbuch Alex Law Kai-Yu, Cheung King-wai
Darsteller Simon Yam Tat-Wah, Zhang Jingchu, Jacqueline Law Wai-Geun, Amy Chum Yan-Me

Länge 122 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 11.1.09
©  Bilder Joy Sales, Screenshots molodezhnaja


STORY
Wong Hiu-Ling (Zhang Jingchu) ist in der chinesischen Region Sichuan aufgewachsen. Als sie vor sieben Jahren vom deutlich älteren Hongkonger Lee Sum (Simon Yam) schwanger wurde, hoffte sie auf ein besseres Leben. Er liess sich von seiner damaligen Frau scheiden und holte Hiu-Ling zu sich in den Stadtteil Tin Shui Wai. Doch das erhoffte Glück lässt auf sich warten, denn Sum entpuppt sich als aggressiver und kontrollsüchtiger Mensch. Als er auch noch seinen Job verliert, dominieren Armut und Konflikte das Leben des Ehepaars und seiner zwei kleinen Zwillingstöchter. Da Sum seine Frau wiederholt misshandelt und sie mitsamt den Kindern vor die Tür stellt, sucht Hiu-Ling Hilfe im Frauenhaus. Dort lernt sie Siu-Lei (Jacqueline Law) kennen, die Hiu-Ling überredet, ihren Mann zu verlassen.

 

REVIEW
Mit ihrem preisgekrönten The Way We Are zeigte Ann Hui, dass der Hongkonger Problembezirk Tin Shui Wai auch seine schönen Seiten jenseits von Gewalt und medialer Sensationsgier hat. "Night & Fog" stellt diese Sicht wieder auf den Kopf: Gewalt dominiert den Bezirk mit seinem Übernamen "City of Sadness", soziale Katastrophen sind an der Tagesordnung, der Stadtteil ist ein Mikrokosmos menschlicher Probleme. Hui nähert sich diesen Themen auf manchmal etwas plakative, aber nie reisserische Weise. Wie bleibt, wie wir es von ihr gewohnt sind: klar, pseudodokumentarisch, etwas didaktisch - und stark inszenierend.

Statt unbekannter Darsteller verpflichtete sie dieses Mal zwei Stars: Hongkong-Vielfilmer Simon Yam und Festlands-Schönheit Zhang Jingchu (Red River, Beast Stalker). Die Dynamik zwischen den beiden ist grossartig und Hui schafft es trotz stereotyper Gewaltausbrüche immer wieder, mit ehelicher Brutalität zu schocken. Während Sum Hiu-Ling vergewaltigt, zwingt er sie, zu sagen "ohne dich wäre ich nichts". Danach verprügelt er sie und stellt sie vor die Tür. Andere Szenen sehen wir in Rückblenden und erkennen etwa, dass der Vorwurf, Sum misshandle auch seiner Töchter, lediglich auf einer Fehlinterpretation einer tratschsüchtigen Nachbarin basiert.

Mehr Facetten werden Sum aber nicht gegönnt. Er verkommt bisweilen zum Comicbösewicht, wenn er etwa seine Zähne Richtung Publikum fletscht. Es ist sicherlich nicht nötig, Sympathie für Sum heraufzubeschwören, die hat er nicht verdient, aber seine Charakterzeichnung dürfte weniger eindimensional ausfallen. Hui ist, wenn sie ein soziales Thema aufgreift, eben nicht subtil - und das spiegelt sich auch hier. Sie verleiht ihren Filmen zwar einen Doku-Touch und Realismus spriesst durch jede Pore, aber ihre Anliegen hämmert sie den Zuschauern bisweilen ein. Das gilt auch hier, wenn sie einen Frauenprotest auf der Strasse filmt oder eben Sum als Monster zeichnet.

Man kann argumentieren, Hui beschreibe lediglich die Realität, denn "Night & Fog" basiert auf einer tatsächlichen Familientragödie aus dem Jahr 2004. Hui befragte etliche Zeugen und drehte an Originalschauplätzen. Filmisch arbeitet sie das Ganze dann mit Hilfe von Rückblenden auf und lässt Zeugen im Interview-Stil verschiedene Aspekte aufklären. Gerade da hätte sich die Möglichkeit angeboten, Sum etwas weniger stereotyp darzustellen. Doch der brutale Familienvater ist nicht der einzige, der der Hui'schen Verallgemeinerung zum Opfer fällt. Dasselbe Schicksal müssen die Behörden erdulden.

Der viel zu junge Sozialbeamte findet es zum Beispiel ganz okay, wenn ein Ehemann mit dem Messer auf seine Frau losgeht - um Dampf abzulassen, wie er naiv meint. Die Polizei will nicht eingreifen, weil Hiu-Ling schon einmal eine Aussage zurückgezogen hat. Dieses Versagen der Behörden zieht sich wie ein roter Faden durch den Film und es lässt sich daran eine Mitschuld ablesen. Dies trifft den Nagel sicherlich auf den Kopf, doch die Dummheit und Ahnungslosigkeit der betroffenen Stellen ist zu plump dargestellt. In The Way We Are war Hui weit weniger akademisch in ihrem Vorgehen.

Doch es gibt auch so noch etliche Qualitäten, die derartige Vorbehalte wettmachen. Da wären ganz besonders die Inszenierung und die Darsteller zu nennen. Hui erzeugt mit einer unaufgeregten Montage trotz der etwas mühsamen Rückblendenstruktur einen soliden Erzählfluss. Noch wichtiger sind die mit Digitalkamera eingefangenen Bilder: Hui und Kameramann Charlie Lam gelingt es, wie bereits in The Way We Are, den Problembezirk authentisch zu porträtieren - seine schmutzigen Ecken, seine Märkte, seinen Bars, seine Bordelle und nicht zuletzt seine kleinen Wohnungen, in denen das soziale Elend brodelt.

Yam meistert den Frauenprügler derweil vorbildlich, man verachtet ihn von Anfang an, da wäre Huis übertriebene Dämonisierung nicht einmal nötig gewesen. Noch besser ist Zhang Jingchu, deren Schicksal bewegt. In ihr spiegelt sich die in weiten Teilen Chinas vorherrschende Idee, Hongkong sei eine Traumstadt voller Reichtum - wenn die Realität ganz anders aussieht. Im Film gibt es eine Szene, in der Sum die Familie seiner späteren Frau besucht, und dabei seine Aggression ebenso zeigt wie seine Lüsternheit ihrer jüngeren Schwester gegenüber. Doch die Sippe nimmt dies in Kauf, schliesslich gilt es, der Tochter den Weg ins vermeintliche Paradies nicht zu verbauen.

"Night & Fog" reicht qualitativ nicht ganz an den am selben Ort spielenden The Way We Are heran. Schon sein Titel ist etwas plakativ an den von Alain Resnais' KZ-Dokumentation aus dem Jahr 1955 angelehnt - ohne Parallelen zu bieten. Zudem wird die männliche Hauptfigur eine Spur zu schlicht auf Böse getrimmt und rein visuell gibt es etwas weniger zu holen als im Vorgänger. Doch dank starken Darstellern und einer packenden True Story bleibt man dran an dem Film. Ausserdem wirkt er wegen seinen Drehorten verankert in der Realität und weicht all zu sensationsgeilen Szenen aus - obwohl der Trashfilmer Wong Jing als Produzent waltete. Ann Hui bleibt auf alle Fälle ein sicherer Wert im Hongkong-Kino.
 

 

MEINE DVD
Hongkong, Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1 mit englischen und chinesischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
Yesasia (Liefert aus HK)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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