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> DIE LIEBE DER JEANNE NEY
Drama. Deutschland 1927
Alternative Titel
The Love of Jeanne Ney; Der Leidensweg der Jeanne Ney
Regie G.W. Pabst
Drehbuch Ladislaus Vajda, Ilja Ehrenburg, Rudolf Leonhard nach dem Roman von Ilja
Ehrenburg
Produktion Universum-Film AG (Ufa)
Musik Hans May
Kamera Fritz Arno Wagner, Robert Lach
Schnitt Mark Sorkin, G.W. Pabst, Paul Falkenberg
Darsteller Édith Jéhanne, Uno Henning, Fritz Rasp, Brigitte Helm, Adolf
Edgar Licho,
Hertha von Walther,
Eugen Jensen, Siegfried Arno, Wladimir Sokoloff, Jack Trevor
Länge 114 Min. (US-DVD)
Kinostart 6.12.1927 (Deutschlandpremiere)
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 31.10.09
© Bilder Kino,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Nach der Russischen Revolution herrscht Bürgerkrieg, auch
in Odessa auf der Halbinsel Krim. Dort lebt schon seit sechs Jahren der französische
Auslandskorrespondent Alfred Ney (Eugen Jensen) mit
seiner Tochter Jeanne (Édith Jéhanne). Als ihm der
weissgardistische Spitzel Khalibiev (Fritz Rasp) eine
Liste mit den Namen bolschewistischer Agenten anbietet, greift Herr Rey zu. Zwei
Bolschewiken erfahren davon und töten ihn in Notwehr. Einer der Täter ist Andrej
(Uno Henning) - der Geliebte von Jeanne! Um für die
Bluttat zu sühnen, hilft Andrejs Freund Zacharkiewicz (Vladimir Sokoloff) ihr,
nach dem Einmarsch der Roten Armee, nach Paris zu fliehen. Dort findet Jeanne
dank der Hilfe ihrer blinden Cousine Gabriele
(Brigitte Helm)
Arbeit als Aushilfe in der Detektei ihres
Onkels Raymond (Adolf Edgar Licho). Bald
darauf trifft auch
Khalibiev
in Frankreich ein und umgarnt Gabriele, um an ihr
Vermögen zu kommen. Und auch Andrei reist in das Land: Er soll die Matrosen in
Toulon bei revolutionären Aktionen unterstützen. Vorher nimmt er jedoch Kontakt
zu Jeanne auf und gerät in einen Mordkomplott.
REVIEW
Mit seinem dritten Film
Die freudlose Gasse
(1925) avancierte G.W. Pabst zu einem der Star-Regisseure der deutschen
Zwischenkriegszeit. Sein nachfolgendes Kuriosum
Geheimnisse einer Seele (1926) konnte an
diesen Erfolg nicht ganz anknüpfen, weshalb sich Pabst danach wieder auf das
besann, was ihn bekannt machte: "Die Liebe der Jeanne Ney" folgte wie sein
Durchbruchsfilm den Regeln des Massenkinos, mischt Melodrama und Realismus,
besetzt mit starken Akteuren und inszeniert mit einem guten Auge für
bemerkenswerte Bilder.
Als Inspiration dienten ihm Ost und West gleichermassen: Die Ufa wünschte ein Werk, welches die neuen stilistischen Tendenzen der Sowjets um Sergei M. Eisenstein aufgriff. Gleichzeitig sollte der Film aber weltweit vermarktbar sein und sich daher an Melodramen Hollywoods orientieren. Keine leichte Aufgabe, die Pabst jedoch mühelos zu meistern scheint: "Die Liebe der Jeanne Ney" ist alles andere als sein bekanntester Film, aber einer seiner stringentesten, ja vielleicht sogar besten! Eine Wiederentdeckung dieses über 80 Jahre alten Kleinods lohnt auf jeden Fall.
Dabei ist der historische Hintergrund bereits interessant: Die nationalistisch orientierte Ufa hielt zuvor nicht viel von linken Stoffen - und kaufte trotzdem ausgerechnet die Rechte am revolutionsfreundlichen Roman des kommunistischen Autoren Ilja Ehrenburg. Der Grund dafür war ein kommerzieller ebenso wie ein staatstragender. Denn 1926 wurde das deutsch-sowjetische Neutralitätsabkommen unterzeichnet, weshalb ein Thema wie jenes von "Die Liebe der Jeanne Ney" die neugewonnene Freundschaft unterstreichen konnte. Dahinter steckt weniger Ideologie als finanzielles Kalkül, schliesslich liess sich der Film so auch in russischen Kinos plazieren.
"Die Liebe der Jeanne Ney" ist aber alles andere als ein weichgespültes Kommerzprodukt. Bis auf das Finale, das Pabst von einem niederschmetternden Schluss in in ein Happy End umwandelte, offenbart sich hier ein Werk von hoher cineastischer Raffinesse. Elegant inszenierte Pabst im Stile der von ihm popularisierten Neuen Sachlichkeit und schiebt zwischendurch immer wieder Bilder ein, die dem Ost-Kino entlehnt sind - ganz nach der Vorgabe der Ufa. Die Story kriegt so einen speziellen Reiz als eine Art Brückenbauer zwischen verschiedenen Stilrichtungen, ohne jemals zerstückelt zu wirken.
Erwähnenswert ist aber nicht alleine die Technik, auch die Schauspieler überzeugen in ihren Rollen. Allen voran die hübsche Französin Édith Jéhanne, die hier und in der fast zeitgleich entstandenen Stefan-Zweig-Verfilmung "Le joueur d'échecs" ihre einzigen Hauptrollen verkörperte! Internationale Unterstützung gibts vom Schweden Uno Henning als bolschewistischer Held, dem leider etwas chargierenden Bayer Fritz Rasp als schmieriger Schurke und von Brigitte Helm, die im selben Jahr mit "Metropolis" zu Weltruhm kommen sollte.
Es ist also an der Zeit, dass "Die Liebe der Jeanne Ney" neben bekannteren Pabst-Filmen wie Tagebuch einer Verlorenen, Die freudlose Gasse oder "Die Büchse der Pandora" genannt werden kann. Der Film bewegt sich in etwa auf dem Niveau jener Stummfilmklassiker. Gut gespielt, edel inszeniert, inhaltlich kühn und vor allem in bildgestalterischer Hinsicht formidabel (dank dem Einsatz extremer Kameraperspektiven, starker Close-ups und etlichen Spiegelflächen) - so muss ein Zwischenkriegsmelodrama sein. Dann verzeiht man auch die etwas trägere zweite Filmhälfte.
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EXTERNE REVIEWS
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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