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Drama
Japan 1959
Alternative Titel The Human Condition: No Greater Love; Ningen no joken;
Barfuss durch die Hölle - 1. Teil;
人間の條件

Regie Masaki Kobayashi
Drehbuch Masaki Kobayashi, Zenzo Matsuyama nach dem Roman von Jumpei Gomikawa
Produktion Shingeru Wakatsuki
Darsteller Tatsuya Nakadai, Michiyo Aratama, Chikage Awashima, Ineko Arima,
Keji Sada, So Yamamura, Akira Ishihama, Shinji Nanbara, Seiji Miyaguchi, Toru Abe

Länge 207 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 11.10.09
©  Bilder Criterion, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die japanisch besetzte Mandschurei im Jahr 1943: Der junge Kaji (Tatsuya Nakadai) ist überzeugt, dass die chinesischen Arbeiter mehr leisten können, wenn die Zustände in den Zwangs- und Arbeitslagern verbessert würden. Und wenn die Chinesen endlich als menschliche Wesen angesehen würden. Die Idee erscheint den Vorgesetzten zu kommunistisch - aber Kaji darf dennoch in ein abgelegenes Lager, um dort für eine Produktionssteigerung zu sorgen. Dafür wird er vom Militärdienst befreit und heiratet seine Verlobte Michiko (Michiyo Aratama), um in die abgelegene Mine zu reisen. Vor Ort wird Kaji mit den schrecklichen Zuständen konfrontiert und mit der Ausnutzung der Chinesen durch durch die Japaner. Er erarbeitet sich zwar die Freundschaft des
Vorarbeiters Okishima (So Yamamura) und auch der Insassen, doch die Bosse des Zwangslagers, die dank Korruption und Ausnutzung gut leben, fühlen sich von dem Neuen gestört. Es dauert nicht lange, bis sich Kaji auch die Freundschaft mit den Chinesen verscherzt.

 

REVIEW
Wenn man Vor- und Nachworte weglässt, ist J.R.R. Tolkiens Epos "The Lord of the Rings" ein einzelnes Werk, aufgeteilt in 6 Kapitel. Daraus formten die Buchverlage drei Romane. Und Peter Jackson drei Filme. Dem Roman "The Human Condition" des Japaners Jumpei Gomikawa erging es ähnlich: 6 Romane. 3 Filme. 1 Geschichte. Und diese dauert im Kino, schliesslich gibt es viel zu erzählen, denn auch satte 574 Minuten, also über neuneinhalb Stunden. Um so ein Mammutprojekt zu besprechen, braucht es viel Platz, was mich dazu bewogen hat, die Filmadaption in drei Reviews aufzuteilen. Doch eigentlich ist es ein einzelner Film mit kontinuierlicher Handlung, unterbrochen durch Intermissions.

Und was für ein Werk es ist. Nicht wenige Kritiker und Experten des japanischen Kinos sind sich einig, dass Regisseur Masaki Kobayashi ("Harakiri", "Samurai Rebellion", "Kaidan") einen Meilenstein vom Range eines "Sieben Samurai" drehte. Oder anders gesagt: Nicht nur einen der besten japanischen Filme, sondern einer der besten überhaupt. Das ist etwas hochgegriffen, aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Kobayashi, 1916 geboren in Hokkaido, begann seine Karriere bei Shochiku im Jahr 1952 mit leichten Filmen. Er blieb produktiv und erarbeitete sich Ansehen. Als er die Rechte an Gomikawas Roman angeboten bekam, brachte er das Studio dazu, sie zu kaufen, auch wenn Shochiku von dem Projekt wenig begeistert war: zu lang, zu radikal, zu kontrovers.

Denn Gomikawa verarbeitete mit "The Human Condition" eigene Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg und prangert schonungslos die japanische Mentalität an. Die Kriegslust seiner Nation, die Misshandlung der Chinesen, die Unterdrückung in der Militärhierarchie. Kobayashi wiederum blieb der Vorlage treu, brachte aber ebenfalls eigene Erfahrungen in seine Adaption. Entstanden ist ein episches Drama, das sich mit grosser Literatur wie Steinbeck oder Dostojewski ebenso messen lässt wie mit ur-japanischen Filmen jener Zeit. In der Tat lässt sich das Werk am ehesten in seiner Gesamtheit bewerten und erläutern, weil seine Struktur der Wiederholungen erst im Überblick klar wird.

Teil eins für sich gesehen ist etwas dialoglastig, doch die Abwechslung zwischen nachdenklicher Ruhe und virtuos in Szene gesetzter Action (dramatischer oder kriegerischer Natur) sorgt jederzeit für Spitzenwerte bei der Unterhaltung. Und die Kameraarbeit von Yoshio Miyajima (In the Realm of Passion) lässt immer wieder staunen - sei es bei breiten Bildern im Stile späterer Italowestern-Filmer. Oder bei Sequenzen unmenschlicher Brutalität in den Arbeitslagern. In denen zeigt sich auch die Moral von Gomikawa und Kobayashi, wonach der Mensch empfänglich ist für Böses. Es liegt in unserer Natur, andere auszunutzen. Macht zu sammeln.

Unser Held Kaji will dies anfänglich nicht eingestehen. Er ist ein Idealist, glaubt an die Werte des Sozialismus und an die Grösse der Sowjetunion - einer in seinen Augen humanistische Gesellschaft. Am Ende von Teil drei wird diese Ansicht erschüttert sein und ironisch auf den Kopf gestellt. Und Kaji? Der meint es gut, aber rutscht immer in jeder Episode tiefer in den Sumpf aus Gewalt und zwischenmenschlichem Hass. Er ist vom Idealisten via Schwarzmaler zum Soldaten und zur mächtigen Anführerfigur "gereift". Er ist ins System eingegliedert worden. Schlüsselmomente gibt es viele. Im ersten Teil etwa die nervenzerrende Exekutionsszene, in der die Japaner mit extremer Kälte Chinese köpfen und ihre Leichen ind Gruben stossen. Da bekommt Kaji mit reiner Eindringlichkeit die Aussage eines Todgeweihten zu spüren: "Dein Leben war eine Serie von Fehlern".

Der spätere Superstar Tatsuya Nakadai meistert diese Performance mit viel Kraft. Er wirkt anfänglich überfordert mit dem Part, doch das ist Sinn der Sache: Er rebelliert, er passt nicht ins japanische System, er wirkt deplaziert. Das strahlt auch auf die Darbietung Nakadais aus. Doch im Verlaufe der fast zehn Stunden Film, in denen er immerzu im Zentrum steht, macht er den Wandel seiner Figur fulminant mit und am Ende ist man der Überzeugung, eine monumentale Leistung auch auf dem schauspielerischen Terrain gesehen zu haben. Das gilt primär für Nakadai, aber auch für alle anderen Darsteller.

Mit ein Grund für diese Überzeugung ist die Länge. Normalerweise ist Länge ein Hinderungsgrund für die Qualität eines Films: Wird die Story ausgedehnt, verliert sie an Kraft. Das Wort "Überlänge" kommt zum Zug. Doch "The Human Condition" ist so lange wie er sein muss. Man muss ihn eben als Geschichte in 6 Akten anschauen, dann wird die Länge relativ. Und wie in anderen superlangen Klassikern, etwa "Vom Winde verweht", wird die Länge zum entscheidenden Pro-Faktor. Die Wiederholung wird wichtig. Der Werdegang des Charakters erhält zusätzliche Schwere. Und wir bekommen das Gefühl, in eine reichhaltig gestaltete Welt einzutauchen. Wenn ein Film sich seine Länge verdient, ist Länge eine tolle Sache. Auch wenn es Überwindung braucht, sich einer solch breitgefächerten künstlerischen Vision hinzugeben.

Doch es lohnt sich hierbei auf jeden Fall: "The Human Condition" ist ein wuchtiges und doch intimes Werk, ein visuell berauschendes Epos und ein Zeitdokument von gesellschaftskritischer Sprengkraft. Entstanden in einer Ära, in der viele Japaner die Kritik an der eigenen Vergangenheit noch immer lieber zurückwiesen, kommt ein Filmemacher und setzt der Nation einen Spiegel vor. Einen, dem man sich kaum entziehen kann und der letztendlich nicht nur die Fehler Japans offenlegt, sondern in metaphorischer Weise jene der ganzen Menschheit. Oder wie ein Soldat es definiert: "Menschen sind nicht Poesie und Moral. Sie sind eine Masse von Lust und Gier, die aufsaugt und ausscheidet".

Als Ganzes kriegt dieses Mammutwerk Werk 4 Sterne. Der erste Teil ist der zweitbeste, weil er noch nicht ganz die Dichte der letzten Episoden hat und es zwischen den einfahrenden Szenen auch einiges Füllmaterial gibt. Sequenzen etwa, in der zwei Figuren das Offensichtliche besprechen. Oder die Moral des Regisseurs bzw. des Romanautors in all zu klarer Form und in schön zitierbaren Sätzen an die Zuschauer bringen. Nichtsdestotrotz ein eindrückliches und erinnerungswürdiges Stück Kino - das in seiner Gesamtheit betrachtet beinahe einmalig in seiner Ambition ist.

The Human Condition I (1959)
The Human Condition II (1959)
The Human Condition III (1961)

 

MEINE DVD  (Criterion)
USA, Code 1, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch mono mit englischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
amazon.com (Liefert aus USA)
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EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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