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Actionthriller. Indien. Hindi
Alternativer Titel
गजनी

Regie A.R. Murugadoss
Drehbuch A.R. Murugadoss
Produktion Tagore Madhu, Madhu Mantena
Songs A.R. Rahman
Kamera Ravi K. Chandran
Choreografie Ahmed Khan, Geeta Kapoor
Darsteller Aamir Khan, Asin, Jiah Khan, Pradeep Rawat, Tinu Anand, Riyaz Khan
Länge 185 Min.

Kinostart 25.12.2008
Box office classification
Blockbuster
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 17.3.09
©  Bilder BIG Pictures, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der steinreiche
Medienmogul Sanjay Singhania (Aamir Khan) lernt die erfolglose Schauspielerin Kalpana (Asin) kennen. Obwohl sie jünger und überdrehter ist als er, verliebt er sich in sie. Doch bei einer Attacke auf das Paar wird Kalpana getötet und Sanjay am Schädel derart schwer verletzt, dass Schäden zurückbleiben: Er leidet unter einem defekten Kurzzeitgedächtnis, wodurch er alle 15 Minuten das vorher Geschehene wieder vergisst. Weil er jedoch Rache am Mörder seiner Kalpana üben will, hat er seine Mission auf seinen gestählten Körper tätowiert: Vergeltung. Ziel seines Feldzugs ist ein Mann Namens Ghajini (Pradeep Rawat). Die mörderische Mission dokumentiert Sanjay mit Fotos und Tattoos, damit er jederzeit wieder weiss, wo er gerade steht.

 

REVIEW
"Ghajini" ist ein unerwartet dummer Film und rutscht an mehreren Stellen haarscharf an der Peinlichkeit vorbei. Regisseur A.R. Murugadoss wurde im Vorfeld nicht müde zu betonen, man könne das Machwerk nicht mit "Memento" vergleichen. Wie wahr, denn täte man das, dann müssten alle Beteiligten vor Scham im Boden versinken - Christopher Nolans Original haut diesen Abklatsch in den Dreck und stampft ihn matschig. Die Intelligenz, die Intensität und die Innovation des Vorbilds: alles weg. Ausgetauscht durch beliebigen Bollywood-Murks und Masala-Mief von Vorgestern.

Aber. Für einen tumben Drei-Stunden-Reisser ist "Ghajini" gar nicht übel. Er hat ganz manierliche Action, talentierte Stars und einen brauchbaren Look. Richtig langweilig wird es daher trotz dramaturgischen Untiefen nur selten. Ähnlich also wie in Ghajini von 2005. Murugadoss drehte damals bereits eine "Memento"-Verwurste unter demselben Namen für das tamilische Kino. Aamir Khan gefiel jener Film so gut, dass er die Hauptrolle für Murugadoss' Bollywood-Version ergatterte. Der Hype um das Werk war danach derart gewaltig, dass es an den Kinokassen einschlug wie eine Bombe und als erste Produktion überhaupt die 1-Milliarde-Rupien-Grenze überschritt.

Dieser Erfolg sei ihm gegönnt, verdient ist er freilich nicht, denn wie schon die 2005er-Version gehört mindestens die Hälfte des kreativen Inputs anderen Filmemachern. Christopher Nolan für seinen "Memento" natürlich, von dem hier hemmungslos geklaut wird. Aber auch Jean-Pierre Jeunet, dessen Meisterwerk "Amélie" für die kurze Szenen herhalten musste, in der Asin den blinden Senior durch die Strassen führt und ihm erklärt, was um ihn herum passiert. Und dazu noch David Fincher, von dessen Geniestreich "Fight Club" der Vorspann inspiriert ist. Wenigstens klaut Murugadoss bei den Allerbesten. Geschmack hat er. Nur aber beschränktes Talent.

Seine Inszenierung gehört mancherorts zu den Stärken des Films, oft aber auch zu den Schwächen. Sein erschreckend rückschrittlicher Einsatz von Soundeffekten etwa müsste bestraft werden. Als Aamir etwa zum ersten Mal in sein Apartment kommt, wird jeder Zoom und jeder Cut von einem Quietschen und Swishen und sonstigem Lärm begleitet. Ähnlich plump auch der Einsatz von Zeitraffer in einigen Szenen, der sogar hin und wieder in unfreiwillige Komik abrutscht. Dieses "Über-Inszenieren" passt aber noch gut zum Gesamteindruck des Films, denn die Akteure gehen denselben Weg. Allen voran Aamir Khan.

Mann muss den Mann bewundern, mit welchen Einsatz er an den Part ging. Wie zuvor Shahrukh Khan für Om Shanti Om legte er Muskeln zu und spielt die ganze Bandbreite von verliebtem Schnösel bis grunzender Kampfmaschine. Letzteres tut er nur leider mit der Energie eines Dampfkochers. Jederzeit kurz vor dem Explodieren. In den ersten 20 Minuten ist es besonders heftig, nicht nur in der Sequenz, in der er seinen Körper untersucht und in Rage gerät - da hatte ich tatsächlich Angst, seine Augen ploppen jeden Moment aus der Halterung. Overacting alter Schule und nicht immer gut. Die Muckis wiederum hätte es nicht zwingend gebraucht, in "Memento" ging es bestens ohne, aber sie passen nicht schlecht. Aamir sieht nur in wenigen Szenen etwas gedrängt aus à la Uday oder Salman, meistens jedoch einfach beeindruckend kampfstark. Wie er sich am Anfang vor dem Spiegel selbst befummelt ist Aamir-Fetisch pur. Und ziemlich sexy.

Alle anderen Akteure haben daneben nicht mehr viel zu melden. Die 23-jährige Asin, die den Part aus dem Original wiederholt, hält sich ganz wacker neben dem zwanzig Jahre ältere Superstar, doch ihr Nonstop-Gequassel geht manchmal auf den Wecker. Auch fehlte mir die Chemie zwischen den beiden. Es wird langsam zur unangenehmen Gewohnheit Bollywoods, die Super-Khans der Altersgruppe 40+ mit Mädchen knapp aus dem Schulalter zu verkuppeln. Das hat schon bei Om Shanti Om für eine gehemmte Chemie gesorgt, hier ist es dasselbe. Ähnlich jung ist Jiah Khan aus Nishabd. Ihre Rolle und ihr Spiel bringen dem Film jedoch gar nichts ausser Überlänge. Und dann ist da noch Pradeep Rawat. Kiefer raus und chargieren - in einer viel zu blassen Rolle. Eines der grössten Defizite des Films.

"Ghajini" möchte aber auch kein grosses Schauspielkino sein, sondern polternde Action bieten. Auch da verbucht er nur einen halben Erfolg. Wie immer man auch zur fragwürdigen Aussage steht - man muss manchen Sequenzen Power zugestehen. Andere dagegen sind nach südindischem Gusto inszeniert und eher lächerlich, wenn Kerle durch die Luft fliegen oder mit achtfachen Pirouetten zu Boden gehen. Von Spannung ist leider auch nicht viel zu spüren. Während "Memento" mitriss, ist man hier bestenfalls angenehm unterhalten. Nicht einmal kitzelt Murugadoss die Nerven.  

Falls er aber funktioniert, dann manchmal ganz gut - vor allem in den Gegenwartsszenen. Wenn in Aamir wieder die Wut steigt und er realisiert, was seine Mission ist, dann fühlt man regelrecht die Energielevel ansteigen. Und im Finale, das von Mr. Khan persönlich umgeschrieben wurde, geht endlich mal die Post ab. Mehr Power hätte all dies freilich gekriegt, wenn wie in "Memento" die Frage aufgeworfen würde, was Rache überhaupt bringt, wenn man sie 15 Minuten später wieder vergisst. Im Original ist es eine tragische Rache mit grenzenlos zynischem Beigeschmack. Hier gibt es nur eine kurze Szene, in der Aamir ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen und er verloren durch das von ihm angerichtete Gemetzel schreitet. Der Rest ist knallharte und unreflektierte Prügelei.

Unterbrochen nur durch die in meinen Augen eher unemotionale Romanze - und durch Songs. Die sind so nötig wie Sand auf dem Butterbrot und dazu wage ich die unpopuläre Aussage, dass A.R. Rahman einen seiner schwächeren Soundtracks jüngerer Zeit abliefert. In Jodhaa Akbar war er besser. Für Slumdog Millionaire gewann er den Oscar. Hier jedoch liefert er 08/15-Gedudel mit wenig Erinnerungswert. Die Inszenierung dazu schwankt zwischen visuell beeindruckend (etwa im namibischen Dead Vlei, in dem der indischstämmige Tarsem für "The Cell" und The Fall drehte) und ausstattungsmässig peinlich ("Behka" ist quietschbunt und daneben, v.a. passt dieses Gehabe nicht zu Aamir, das ist wenn schon Shahrukh- oder Akshay-Terrain).

Die Kurzfassung von all dem: "Memento" ist eine Liga besser. Das Original-Ghajini ist stringenter. Doch A.R. Murugadoss schafft es immerhin, dass sein seelenloses, logikfreies, unstetes und ziemlich dummes Masala-Monster kaum je langweilt. Einige Szenen sind richtig gut, andere solide. Visuell gibt es wenig zu bemängeln und das Ende fährt ein. Der grosse Gewinner des Films ist aber einzig Aamir Khan. Er hatte Freude an der Rolle und gab seine ganze Energie, um einmal mehr mit komplett neuer Masche zu packen. Egal, was er tut, er geht mit ungeheurem Einsatz an die Arbeit. Er wollte einen Reisser machen und gibt uns einen Reisser. Das verdient Respekt, selbst wenn er hier bisweilen übers Ziel hinausschiesst. Doch seine Intensität hebt den dramaturgisch wie inhaltlich durchschnittlichen Masala-Trash immerhin auf die Ebene eines Actionblockbusters.

PS: Im Vorspann steht tatsächlich in schlechtem Englisch "This film has been inspired by some stories and incidents with similar idea and real life incidents of people suffering from short term memory loss. We acknowledge other stories based on the disease short term memory loss". Für solch schamloses Heucheln wird Murugadoss wohl als Mistkäfer wiedergeboren.

 

SONGS
1) Aye Bachchu - Netter Rock-Groove, mässiges Stück (Suzanne D'Mello).
2) Behka - Traniges Lied, hübsches Design, aber die Cool-Man-Posen sind Gift für Aamir (Karthik).
3) Latoo - Mittelmässige Disco-Nummer (
Shreya Ghoshal).
4) Guzarish - Nette Ballade mit belangloser Choreografie, aber edlen Bildern aus dem
Dead Vlei (Javed Ali, Sonu Nigam).
5) Kaise Mujhe - Gut gesungen, aber rasch vergessen (
Benny Dayal, Shreya Ghoshal
).

 

MEINE DVD
Big Pictures (USA), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Hindi 5.1 mit englischen, arabischen, holländischen, französischen, malaiischen, portugiesischen und spanischen Untertiteln (Film und Songs)

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb

Bollywood Hungama (4½/5)
Rediff.com (2½/5)

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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