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Drama. GB/USA/IND 2008
Alternativer Titel Slumdog Millionär

Regie Danny Boyle
Co-Regie Loveleen Tandan
Drehbuch Simon Beaufoy nach dem Roman "Q&A" von Vikas Swarup
Produktion Christian Colson
Musik A.R. Rahman
Kamera Anthony Dod Mantle
Darsteller Dev Patel, Anil Kapoor, Freida Pinto, Irfan Khan, Azharuddin Mohammed Ismail,
Ayush Mahesh Khedekar, Tanay Chheda, Ashutosh Lobo Gajiwala, Saurabh Shukla, Mahesh Manjrekar
Länge 120 Min.

US-Kinostart 12.11.2008
CH-Kinostart
22.01.2009

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 15.1.09
©  Bilder Pathé, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Teenager Jamal (Dev Patel) steht kurz vor der finalen 20-Millionen-Rupien-Frage in der TV-Quizshow "Wer wird Millionär?". Moderator Prem Kumar (Anil Kapoor) kann es kaum glauben, dass der junge Mann so weit gekommen ist. Mogelt er etwa? Genau das vermutet die Polizei und nimmt ihn fest. Ein Inspektor (Irfan Khan) verhört Jamal, der nun erklärt, wie er die einzelnen Fragen beantworten konnte: Er hat fast alles erlebt. So sprang er als Junge in eine Grube voller Exkremente, um von seinem Idol Amitabh Bachchan ein Autogramm zu ergattern - und nach Bachchan verlangt die erste Frage. Jamal wuchs unter härtesten Bedingungen im Slum Mumbais auf, verlor früh seine Eltern und schlug sich mit seinem Kumpel Salim durchs Leben. Und in der Zeit freundete er sich mit der kleinen Latika an, an der er immer noch hängt. All seine Erlebnisse kann er nun in die Show einfliessen lassen. Und so Millionär werden? Will er das überhaupt?

 

REVIEW
Bollywood blendet Armut gerne aus. Das indische Mainstream-Kino soll die Menschen des Milliardenstaates schliesslich ermutigen, zu träumen. Oder vom teilweise tristen Alltag ablenken. “Slumdog Millionaire“ zeigt eindrücklich, dass auch beides nebeneinander geht: In der Tradition von Mira Nairs Salaam Bombay oder des brasilianischen City of God bietet der Film einen Einblick in die riesigen Slums der Metropole Mumbai. Da stinkt es, da stapelt sich der Dreck, da wird gemordet und ums Überleben gekämpft.

Doch aus diesem Pfuhl erwächst eine Geschichte voller Optimismus, ein “Oliver Twist für das Multimediazeitalter“, der zur schweisstreibenden und doch gefühlvollen Ode an den Durchhaltewillen wird. Bollywood trifft auf Sozialkino trifft auf Grossstadtmärchen. Und all dies unter der Regie des britischen Virtuosen Danny Boyle. Der Mann, der mit “Trainspotting“ einen der besten englischen Filme aller Zeiten drehte und uns Werke wie den psychedelischen “The Beach“, den sympathischen “Millions“ oder den Horrorschocker “28 Days Later“ bescherte, wirft sein ganzes Stil-Kompendium in den Film und inszeniert “Slumdog Millionaire“ als wilden Cocktail.

So sind die Bilder oft enorm grobkörnig und in ihrer Rohheit fast schon distanzierend. Es gibt teilweise verstörende Gewalt und Szenen voller Abscheu. Doch im gleichen Atemzug geht es um die ganz grosse Liebe, um den Erfolg des kleinen Mannes. Dazu Themen wie Freundschaft und Hoffnung. Zum Schluss gar Kitsch und Poesie - was in eine herrliche Bollywood-Tanznummer mündet. Der Soundtrack des südindischen Klangkünstlers A.R. Rahman passt sich diesem breit gestreuten Stilteppich an und verwebt alles von westlichen Einflüssen bis traditionellen indischen Kompositionen.

Das Tempo, das Boyle dabei vorlegt, ist atemberaubend. Er nutzt die Struktur der TV-Show “Wer wird Millionär?“ für eine Serie von Rückblenden, von denen jede erklärt, warum Jamal die Frage beantworten konnte. Die erste Frage etwa: Wer ist der Star des 1973er-Films Zanjeer. Das weiss zwar eh jeder Inder, aber die Rückblende zeigt, dass Jamal für ein Autogramm seines Idols Amitabh Bachchan regelrecht in eine Grube voller Scheisse sprang. Die Szene ist zweifach gut: Sie zeigt krass den Nähe und Kontrast zwischen Star-Glamour und Gosse. Und sie ist zudem noch meta-ironisch, weil Mr. Bachchan das echte “Wer wird Millionär?“ moderierte, bevor Shahrukh Khan den Job übernahm.

Im Film ist dieses “Wer wird Millionär“ keine besonders sympathische Show, denn der Moderator, gespielt von Bollywood-Superstar Anil Kapoor, ist dem Slum-Boy offensichtlich nicht freundlich gestimmt. Überhaupt will das Establishment den Jungen unterjochen, was sich auch in den Verhör-Szenen mit der Polizei zeigt. Umso erfreulicher, wie Jamal es schafft, sich immer wieder durchzusetzen und den Widrigkeiten zu trotzen.

Gespielt wird der Junge von Dev Patel (18), der in der britischen Teenie-Kultserie “Skins“ zu sehen war. Patel ist kein glorioser Schauspieler, sein Gesichtsausdruck wirkt oft etwas passiv - doch als verzweifelter und doch engagierter Protagonist macht er sich nicht schlecht. An seiner Seite spielt die hübsche Debütantin Freida Pinto brauchbar die Herzdame, Anil Kapoor gibt souverän den Showmaster, Irfan Khan einmal mehr überzeugend einen Cop und Regisseur Mahesh Manjrekar gewohnt chargierend einen brutalen Gangster.

Ist “Slumdog Millionaire“ eine Offenbarung, wie es der Preissegen, der über das Werk hereinprasselt, suggerieren könnte? Kaum. Denn die Emotionen werden in dem Stilgewitter bisweilen etwas unterdrückt. Das Finale dürfte etwas mehr Power haben. Und wer eine lebensnahe Darstellung der Slums von Mumbai will, ist bei Salaam Bombay auch besser bedient. Doch als peppiges und im gleichen Moment poetisches wie schockierendes Sozialmärchen schöpft der Film aus den Vollen und ist seines hohen Unterhaltungswerts wegen unbedingt sehenswert: So muss eine Fusion aus Bollywood’schem Kitsch und britischem Kino der Marke Boyle aussehen.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
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